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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zama - Zamojski

später sich nach Lothringen begab, wo er reiche Pfründen erhielt. Er kehrte aber bald nach Polen zurück und wurde zum Bischof von Kiew ernannt. Z. brachte eine Bibliothek von 230 000 Bänden zusammen, die er 1748 in einem eigenen Gebäude zu Warschau zum öffentlichen Gebrauche aufstellen ließ. Da er auf dem Reichstage von 1766 gegen die von den Russen beschützten Dissidenten heftig auftrat, wurde er nach Kaluga verwiesen und dort bis 1773 festgehalten. Er starb 9. Jan. 1774. Seine Bibliothek vermachte er dem poln. Volke; dieselbe wurde 1795 von Warschau nach Petersburg geschafft und bildete den Grund zu der kaiserl. öffentlichen Bibliothek. Z. hat große Verdienste um die Wiedererweckung der poln. Litteratur. Er verfaßte ein wichtiges bibliogr. Werk in Versen: "Biblioteka historyków" (hg. von Muczkowski, Krak. 1832); außerdem hat man von ihm ein "Specimen historiae Poloniaecriticae" (Danz. 1733).

Andrzej Stanislaw Z., Bruder des vorigen, geb. 1695, begleitete diesen auf Reisen und widmete sich nach seiner Rückkehr ins Vaterland dem geistlichen Stande. August III. machte ihn zum Bischof von Plock, dann 1735 zum Großkanzler des Reichs, welches Amt Z. 10 Jahre lang verwaltete. Später wurde er Bischof von Krakau und Kanzler der Akademie. Er starb 16. Dez. 1758 in Kjelcy.

Zama, Name zweier antiker Städte Nordafrikas, die nahe der karthag. Grenze, fünf Tagemärsche von Karthago selbst, etwa sechs deutsche geogr. Meilen voneinander lagen, Ostzama beim heutigen Sidi-

Amor-Djedidi, Westzama (Zama regia) bei Djamâa. Bei Westzama wurde wahrscheinlich die berühmte Schlacht 202 v. Chr. (die nähere Datierung ist ganz unsicher) zwischen Publius Cornelius Scipio und Hannibal geschlagen, die den zweiten Punischen Krieg zu Gunsten der Römer entschied. Über die Örtlichkeit der Schlacht ist in neuerer Zeit vielfach gestritten worden. - Vgl. Mommsen im "Hermes", XX, 1885.

Zambaigo, s. Farbige.

Zamberk (spr. scham-), czech. Name der Stadt Senftenberg (s. d.) in Böhmen.

Zambesi, Strom, s. Sambesi.

Zambesia, s. Sambesigebiet, englisches.

Zambo (span.), s. Farbige.

Zambonische Säule, Behrenssche Säule oder trockne Säule, eine von Lüdicke (1801) erdachte und von Zamboni (1812) verbesserte Voltasche Säule aus sehr vielen, z. B. 1000 kreisförmigen Scheiben unechten Gold- und Silberpapiers, d. h. Kupfer- und Zinnpapiers. Diese sind so geschichtet, daß sich je eine Gold- und Silberpapierscheibe mit ihrer Papiermasse berühren, wobei die Feuchtigkeit der letztem die Flüssigkeit der nassen galvanischen Batterie ersetzt. Ferner decken sich je eine Gold- und eine Silberfläche. Eine solche Kette ist zwar noch bei recht zahlreichen Elementen sehr schwach, eignet sich jedoch vermöge ihrer entgegengesetzten Pole zur Konstruktion höchst empfindlicher Säulenelektroskope (s. Elettroskop).

Zámersk Horní (spr. samersk), czech. Name von Adersbach (s. d.) und seiner Grotte in Böhmen.

Zamojski (spr. sa-), ein poln. Adelsgeschlecht, geqenwärtig in Polen, Rußland, Galizien und Posen ausgebreitet. Ein Zweig des Geschlechts wurde durch Kaiser Leopold II. 24. Nov. 1791 in den österr. Grafenstand erhoben.

Jan Z., poln. Staatsmann und Feldherr, geb. 1. April 1541 im Palatinat Kulm, studierte zu Paris und Padua und kehrte 1565 ins Vaterland zurück, wo er, von Sigismund August in den Staatsdienst gezogen, zwei Starosteien erhielt. Schon nach dessen Tode that sich Z. auf den Reichstagen durch seine Thätigkeit hervor. Die Erwählung Heinrichs III., spätern franz. Königs, auf den poln. Thron erfolgte, ebenso wie die Stephan Bathorys, zum großen Teil durch Z.s Einfluß. Unter dem letztern Könige wurde er Großkanzler des Reichs, 1580 Großkronfeldherr und kämpfte siegreich gegen Rußland und die Türken. Durch seine Vermählung mit des Königs Nichte Griseldis (1583) zog sich Z. den Haß vieler Adligen zu, der sich noch steigerte, als Z. einen Edelmann, Zborowski, der sich gegen den König verschworen, 1584 enthaupten ließ. Nach Stephan Bathorys Tode sicherte Z. den Thron für Sigismund III. und besiegte die Partei des österr. Prinzen Maximilian bei Pitschen (s. d.). Zwar verlor er unter dem schwachen Könige allen Einfluß auf die Staatsgeschäfte, doch hörte er nicht auf, das Vaterland gegen die Einfälle der Türken, Tataren und Kosaken mit einem aus eigenen Mitteln besoldeten Heer zu schützen. Desgleichen kämpfte er siegreich gegen Michael, Woiwoden der Moldau, 1601 und 1602 in Livland gegen die Schweden. Er gewährte auch den Wissenschaften einen mächtigen Schutz und stiftete in dem von ihm gegründeten Zamosc eine Akademie der Wissenschaften, die lange blühte. Auch schrieb er mehrere Werke, unter andern "De senatu romano" (Vened. 1563) und "Testamentum Joannis Zamori" (Mainz 1606). Interessante Briefe Z.s stehen in Lünigs "Literae procerum Europae" (3 Tle., Lpz. 1712). Er starb 3. Juni 1605 zu Zamosc. - Vgl. Bohomolec, Leben des Jan Z. (Warsch. 1775); Dzialinski, Collectanea vitam resque gestas J. Zamoscii illustrantia (Posen 1861). - Sein Sohn Tomasz Z. war gleichfalls Krongroßkanzler.

Andrzej Z., geb. 1716 zu Zdiezun im Palatinat Plock, trat in sächs. Kriegsdienste und kehrte 1754 als sächs. Generalmajor nach Polen zurück, wo er Senator und 1764 Krongroßkanzler wurde. 1767 legte er seine Stelle nieder, doch ordnete er 1776 im Auftrage des Reichstags eine Gesetzsammlung, worin er die Rechte des dritten Standes feststellte ("Zbiór praw sadowych", 3 Bde., Warsch. 1778; deutsch von Nikisch, ebd. 1780). Aber der Reichstag von 1780 verwarf sie, und erst in der Konstitution vom 3. Mai 1791 sah Z. seine Grundsätze anerkannt. Schon vorher hatte er auf seinen Gütern die Leibeigenschaft abgeschafft. Nachdem er kurz vorher in den österr. Grafenstand erhoben worden, starb er 10. Febr. 1792. - Sein Sohn Graf Stanislaw Z., geb. 13. Jan. 1775 zu Warschau, ebenfalls ein durch Bildung und Humanität ausgezeichneter Charakter und in die Stürme der Zeit vielfach verwickelt, lebte seit 1836 zu Wien, wo er 2. April 1856 starb.

Graf Andrzej Z., einer der sieben Söhne des Grafen Stanislaw, geb. 2. April 1800, wurde Direktor der Abteilung für Ackerbau und Handel. Während der Revolution war er 1831 kurze Zeit Minister des Innern und suchte dann in Wien bei Metternich zu Gunsten der Polen zu wirken. Für das Volkswohl eifrig thätig, stiftete er 1842 die "Jahrbücher der Landwirtschaft", welche wieder zur Gründung der Landwirtschaftlichen Gesellschaft führten, die aber kurz vor Ausbruch der Warschauer Unruhen 1862 aufgehoben wurde. Z. wurde, als er in Petersburg als Ankläger wegen des den Polen widerfahrenen Unrechts beim Kaiser auftrat, aus