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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Zemun; Zemzem; Zenāna; Zenareīden; Zend; Zendavesta

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Zenum – Zendavesta

Topa. Der obere Teil des Komitats ist gebirgig, der mittlere ein langes, breites Thal, der untere eine geräumige Ebene. Berühmt ist das Tokajer Weingebirge oder die Hegyalja (s. d.). Produkte sind Getreide, Flachs, Hanf, Tabak, Melonen, Obst, Wein, Hornvieh, Schafe, Schweine, Honig. Die Theiß und andere Flüsse liefern Fische in Menge. Das Komitat umfaßt zehn Stuhlbezirke. Hauptstadt ist Ujhely (s. d.). Das Komitat ist nach dem Schlosse Z. in der gleichnamigen, am Bodrog gelegenen Klein-Gemeinde, mit 727 E. und berühmten Schweinemärkten, benannt.

Zemun (spr. se-), serb. Name der Stadt Semlin (s. d.) in Kroatien-Slawonien.

Zemzem (spr. semsem), der zum Heiligtum der Kaaba (s. d.) in Mekka gehörige Brunnen, dem bereits die Araber des Heidentums heiligen Charakter zuschrieben. Nach der islam. Legende soll derselbe zur Labung der in der Wüste herumirrenden Hagar und Ismael von Gott geschaffen, später von den Dschorhomiten zugeschüttet, zuletzt aber von dem Großvater Mohammeds, Abd al-Muttalib, wieder aufgedeckt worden sein. Die Mohammedaner schreiben dem Genuß des Wassers des Z. Segensreiche Wirkung zu. Der Mekkareisende Snouck Hurgronje (s. d.) brachte Zemzemwasser nach Europa, dessen chem. Analyse Van Romburgh vollzog (vgl. dessen Schrift L’eau du puits Z. à la Mecque, im «Recueil des travaux chimiques des Pays-Bas», Leid. 1886).

Zenāna, Senana (pers.), in Indien die von den Frauen bewohnte Abteilung des Wohnhauses.

Zenareīden (vom grch. Zeus und Ares), eine von Littrow in Vorschlag gebrachte Benennung für die kleinen Planeten (Planetoiden) zwischen Mars (grch. Ares) und Jupiter (grch. Zeus).

Zend oder Altbaktrisch, frühere Bezeichnung der Sprache, in der die heiligen Bücher der Zoroastrier, das Zendavesta (s. d.), geschrieben sind. Aber der Name Z., d. i. Pehlevi-Auslegung der Avesta, ist nicht passend, Altbaktrisch zu eng, weshalb man jetzt dafür besser Avestasprache sagt. Die Sprache gehörte wie das Avesta selbst den östlichen Provinzen des altpers. Reichs an. Sie zerfällt in zwei Dialekte, den Gâthâdialekt und den Dialekt des jüngern Avesta. Letzterer wurde durch den Einfluß des Avesta zur pers. Kirchensprache und lebte als tote Sprache, wie das Latein des Mittelalters, noch lange unter den Zoroastrischen Priestern fort. Zur Sassanidenzeit handhabte man diese tote Sprache nur noch mangelhaft, wie einige Proben im Avesta zeigen, und verstand sie nur noch teilweise, weshalb es auch nötig wurde, das Avesta in die damalige Schriftsprache, das Pehlevi (s. d.), zu übersetzen. Die Avestasprache ist die altertümlichste unter den Iranischen Sprachen (s. d.), von diesen steht ihr das Altpersische, von den arischen Sprachen das vedische Sanskrit am nächsten. Eine Schriftprobe zeigt die Tafel: Schrift Ⅱ, 37. – Vgl. Justi, Handbuch der Zendsprache (Lpz. 1864); Bartholomae, Handbuch der altiran. Dialekte (ebd. 1883); Jackson, An Avesta grammar (Stuttg. 1892); Bartholomae, Vorgeschichte der iran. Sprachen (im «Grundriß der iran. Philologie», Straßb. 1895).

Zendavesta, der von Anquetil Duperron in Europa eingeführte Name der heiligen Schriften der Zoroastrier, die man in neuester Zeit besser nur Avesta nennt, da die Parsen sie so nennen, während sie unter Avesta und Zend (Pehlevi Apistâk u Zand, woraus Anquetils «Zend-Avesta» entstanden ist) die heiligen Texte mit der Pehleviübersetzung derselben verstehen. Das uns vorliegende Avesta zerfällt in vier Teile: Jasna, Vispered, Vendidad und Jashts nebst Khorda-Avesta. 1) Der Jasna (d. h. Gebete) besteht aus 72 Kapiteln und enthält Anrufungen der himmlischen Wesen, Gebete und einige Preislieder. Der älteste und zugleich heiligste Teil des Jasna sind die fünf Gâthâs (d. h. Lieder) und das «siebenteilige Gebet», die, wie die kleinen heiligen Gebete und das Glaubensbekenntnis, in einem andern Dialekt (dem Gâthâdialekt) als die übrigen Teile des Avesta («das jüngere Avesta») geschrieben und weit älter als diese sind. Die (metrisch geschriebenen) Gâthâs gelten im Avesta als die unmittelbaren Äußerungen Zoroasters, dessen Persönlichkeit hier klarer hervortritt und menschlich näher gerückt ist als in den jüngern Texten. 2) Der Vispered (eigentlich vispê ratavô, d. h. alle Oberhäupter) ist ein dem jüngern Teil des Jasna ähnliches, allerlei Anrufungen enthaltendes Werk in 23 oder 24 Kapiteln. 3) Der Vendidad (aus vidaevôdâtem, das Gesetz wider die Dämonen) besteht aus 22 Kapiteln und giebt die priesterlichen Anschauungen und Vorschriften über verschiedene religiöse und bürgerliche Dinge, wie z. B. über die Reinigung von Erde, Feuer, Wasser u. s. w., die Behandlung der Leichen, die Pflege der Hunde, die Bußen für allerlei Vergehen. Diese drei Bücher bilden das eigentliche Avesta und sind nur von dem Priester zu lesen. Für liturgische Zwecke werden auch Kapitel des Vispered und Vendidad in bestimmter Weise unter die des Jasna gemischt und bilden so den Vendidad-sâde, dessen Vortrag, verbunden mit gewissen liturgischen Handlungen, den wichtigsten Teil des Gottesdienstes der Parsenpriester ausmacht. 4) Die Jashts und das Khorda-Avesta (d. h. kleines Avesta), das gewöhnliche, von Priestern und Laien privatim zu lesende Gebetbuch, enthalten 21 Preislieder auf die einzelnen Jazatas (s. Jzed) und eine Anzahl von Gebeten. Die ältesten, metrisch verfaßten Hymnen feiern gerade diejenigen Gottheiten, welche die ursprüngliche Religion Zoroasters (s. d.) nicht anerkannte und die erst später aus der Volksreligion in das Zoroastrische System eingeführt wurden (wie Mithra, Ardvi-Sûra-Anâhita u. s. w.). Sie feiern auch die Helden der Vorzeit und sind die älteste Quelle für die mythische Urgeschichte in Firdusis «Königsbuch». Zu diesen vier Teilen des Avesta kommen noch einige Fragmente; aber unser ganzes Avesta ist nur ein Fragment. Nach den Zeugnissen der Griechen, Parsen und Mohammedaner war es in einem ganz andern, gewaltigen Umfange unter den Achämeniden vorhanden, manches ging unter der Herrschaft der Griechen und Parther verloren, die Sassaniden sammelten die Bruchstücke, ließen sie in neuer Schrift niederschreiben und ins Pehlevi übersetzen; aber nach der mohammed. Eroberung ging im Laufe der Jahrhunderte vom Avesta alles bis auf die wenigen uns erhaltenen Teile verloren. Die Abfassungszeit der einzelnen Teile und Bruchstücke des Avesta ist eine sehr verschiedene und reicht von Zoroaster bis in die Sassanidenzeit.

Das Avesta hat Anquetil-Duperron (s. d.) nach Europa gebracht und zuerst übersetzt. Ausgaben und Übersetzungen von Spiegel, Avesta, die heiligen Schriften der Parsen (Wien 1853; deutsche Übersetzung, Lpz. 1852‒63); Westergaard, Zendavesta or the religious books of the Zoroastrians. Bd. 1: The Zend texts (Kopenh. 1852‒54); Geldner, Die