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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zesere – Zeugarbeiter

Sprache und Dichtung ist ein gewisser genialer Zug nicht zu verkennen, der aber durch eine in läppische Spielereien ausartende Phantastik und durch übereifrig ins Werk gesetzte schrullenhafte Reformversuche auf dem Gebiet der Grammatik und Orthographie überwuchert und erstickt wurde. Seine Liebeslieder sind zum Teil tief empfunden, zart und innig im Ausdruck («Dichterisch Rosen- und Liljentahl», Hamb. 1670). Sein Roman «Die adriatische Rosemund» (Amsterd. 1645) verriet in der Wahl des Stoffs große Selbständigkeit, in der Ausführung vielfach bewundernswerte Feinheit, während in den biblischen Romanen «Assenat» (Amsterd. 1670) und namentlich «Simson» (Nürnb. 1679) das Schrullenhafte sich vordrängt. Ähnliches gilt von seinen theoretischen Arbeiten über Sprache und Verskunst: «Deutscher Helikon» (1640), «Hochdeutsche Sprachübung» (1643), «Rosenmând» (1651) u. a. Die Zahl seiner Übersetzungen und Bearbeitungen ist sehr groß. Von erstern verdienen besondere Erwähnung die Übertragungen der Romane der Mlle. Scudéry. Eine Auswahl seiner Gedichte in Müllers «Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrh.», Bd. 13 (Lpz. 1837). – Vgl. Dissel, Philipp von Z. und die Deutschgesinnte Genossenschaft (Hamb. 1890).

Zesere, Fluß in Afrika, s. Kuango.

Zeta (spr. seta), Fluß in Montenegro, entspringt im Thalkessel von Nikšić und verliert sich nach kurzem Laufe unter einem Berge, kommt auf der Südseite wieder zum Vorschein, fließt in trägem Lauf südöstlich bei Danilograd und Spuž vorbei und mündet, 50 km lang, oberhalb Podgorizas rechts in die Morača. Ihr Thal zerlegt das Land in ein westl. und ein östl. Gebirgsland. Nach dem Flusse wurde im Mittelalter das ganze Gebiet von Cetinje bis Skutari Z. oder Zenta genannt. Es gehörte bis zum Tode Stephan Duschans zum serb. Reich und hatte dann bis zur türk. Eroberung selbständige Fürsten.

Zetel, Ort im Großherzogtum Oldenburg, s. Bd. 17.

Zetergeschrei, s. Gerüst.

Zetes, Sohn des Boreas, s. Boreaden.

Zethos, Bruder des Amphion (s. d.).

Zetlandinseln, s. Shetlandinseln.

Zett., hinter lat. Tier- und Pflanzennamen Abkürzung für Joh. Wilh. Zetterstedt (s. d.).

Zettel, in der Weberei (s. d.) eine schematische Darstellung auf Papier, nach welcher das Einpassieren der Kettenfäden in die Schäfte, das Treten der Trittschemel und das Anschnüren der Schäfte an die Tritte auf dem Webstuhl vorgenommen wird; auch soviel wie Kette (s. Kettenfäden).

Zettelbanken, s. Notenbanken.

Zettelbillets, erste Form der Eisenbahnfahrkarten (s. d.).

Zettelmaschine, s. Weberei.

Zetternam (spr. se-), Eugen, Pseudonym des vläm. Schriftstellers Jodocus Jos. Diricksens, geb. 4. April 1826 zu Antwerpen, war Möbelmaler, kam früh in Berührung mit einigen der hervorragendsten Förderer der vläm. Bewegung, namentlich mit dem Dichter Van Beers, und bildete sich zu einem der beliebtesten Volkserzähler heran. Er starb 10. Okt. 1855. Sein erstes Werk, und wohl auch sein bestes, war «Rowna» (Antw. 1845). Es folgten dann etwa 30 Arbeiten auf dem Gebiet des Romans, der Erzählung, des Dramas und der Kunstkritik. Seine kunstkritische Arbeit: «Verhandeling over de Nederlandsche schilderschool» (1855), wurde von der Antwerpener Lukasgilde preisgekrönt. Eine vollständige Ausgabe seiner Werke veranstaltete van den Branden (Antw. 1876).

Zetterstedt, Joh. Wilh., schwed. Naturforscher, geb. 20. Mai 1785 auf einem Landgute in der Landschaft Östergötland, bezog 1805 die Universität zu Lund, wurde 1810 Docent der Botanik, 1812 Adjunkt in der Naturgeschichte, 1839 Professor der Botanik und Ökonomie zu Lund. Er bereiste namentlich Lappland. 1853 in Ruhestand versetzt, starb Z. 23. Dez. 1874 zu Lund. Von seinen Schriften sind zu nennen: «Dissertatio de foecundatione plantarum» (Bd. 1‒3, Lund 1810‒12), «Orthoptera Sueciae» (ebd. 1821), «Fauna insectorum lapponica» (Bd. 1, Hamm 1828), «Monographia Scatophagarum Scandinaviae» (Par. 1835), «Insecta lapponica» (Heft 1‒6, Lpz. 1838‒40), «Diptera Scandinaviae» (Bd. 1‒14, Lund 1842‒60).

Zetzsche, Karl Eduard, Mathematiker und Physiker, geb. 11. März 1830 in Altenburg, studierte am Polytechnikum in Dresden und an der Universität und am Polytechnikum zu Wien. Er trat 1. Juni 1856 als Telegraphenoffizial in den österr. Staatsdienst, wurde 1858 Lehrer an der höhern Gewerbeschule in Chemnitz, 1876 Professor für Telegraphie an dem Polytechnikum zu Dresden. Nach Gründung des Elektrotechnischen Vereins übernahm er 1880‒86 die Redaktion der «Elektrotechnischen Zeitschrift», siedelte im Herbst 1880 nach Berlin über und trat zugleich als kaiserl. Telegrapheningenieur in das Reichspostamt. In dieser Stellung lag der Schwerpunkt seiner Wirksamkeit in seiner Lehrthätigkeit an der Telegraphenschule des Reichspostamtes, welche im Herbst 1885 zur Post- und Telegraphenschule erweitert wurde. Ende 1887 trat Z. in den Ruhestand, lebte seitdem in Dresden und starb 18. April 1894 zu Berlin. Z. veröffentlichte: «Die Elemente der ebenen Trigonometrie» (Altenb. 1861), «Leitfaden für den Unterricht in der ebenen und räumlichen Geometrie» (Chemn. 1870; 2. Aufl. 1874), «Katechismus der ebenen und räumlichen Geometrie» (Lpz. 1871; 2. Aufl. 1878), «Die Kopiertelegraphen, die Typendrucktelegraphen und die Doppeltelegraphie» (ebd. 1865), «Die elektrischen Telegraphen in ihrer gegenwärtigen Einrichtung und Bedeutung» (Zwickau 1869), «Katechismus der elektrischen Telegraphie» (in den ersten drei Auflagen vom königl. sächs. Telegraphendirektor Galle bearbeitet; 6. Aufl., Lpz. 1883), «Kurzer Abriß der Geschichte der elektrischen Telegraphie» (Berl. 1874), «Die Entwicklung der automatischen Telegraphie» (ebd. 1875), das mehrfach preisgekrönte «Handbuch der elektrischen Telegraphie» (mit O. Frölich, O. Henneberg, A. Tobler und L. Kohlfürst; 4 Tle., Berl. und Halle 1877‒95). – Vgl. Voretzsch, Zur Erinnerung an Karl Ed. Z. (Altenb. 1894).

Zeug, auch Gezeug, früher eine Bezeichnung für Artillerie, besonders für das Material derselben, wofür man früher Antwerk (s. d.) sagte. Zeugmeister hießen die Befehlshaber der Geschütze (daher auch der heute noch übliche Titel Feldzeugmeister). Die mit der Verwaltung des Artillerie- und Waffenmaterials betrauten Offiziere führen in der deutschen Armee den Namen Zeugoffiziere. Über Zeughaus s. d.

Zeug, in der Weberei, s. Gewebe.

Zeug, helles und dunkles, s. Jagdzeug.

Zeug, in der Schriftgießerei soviel wie Letternmetall (s. d.).

Zeugarbeiter, soviel wie Kunstknecht, s. Bergmann.