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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zimmermann (Joh. Georg, Ritter von) - Zimmermann (Wilh.)

1848 trennte er sich von seinem Compagnon; von 1854 an verlegte er sich auf den Bau von Werkzeugmaschinen. Insbesondere gebührt Z. das Verdienst, zuerst den Bau von Holzbearbeitungsmaschinen in Deutschland gepflegt und in großem Umfang betrieben zu haben. Nach dem Deutsch-Französischen Kriege vou 1870 und 1871 errichtete er außer einer großen Eisengießerei ein besonderes Etablissement für Holzbearbeitungsmaschinen und übergab das ganze Werk als "Chemnitzer Werkzeugmaschinenfabrik" einer Aktiengesellschaft, deren Generaldirektor er auf 3 Jahre wurde. Vom Kaiser von Österreich wurde er in den erblichen Adelstand erhoben. Z. lebt gegenwärtig in Berlin. Die Stadt Chemnitz verdankt ihm die Anlage einer Naturheilanstalt, für die er das Gebäude errichtete und einen Betriebsfonds von 250 000 Mk. hinterlegte.

Zimmermann, Joh. Georg, Ritter von, philos. Schriftsteller, geb. 8. Dez. 1728 zu Brugg im damaligen Kanton Bern (jetzt Aargau), studierte in Bern und Göttingen Medizin, machte Reisen durch Holland und Frankreich, wurde 1754 Stadtphysikus in Brugg und kam 1768 als großbrit. Leibarzt mit dem Titel eines Hofrates nach Hannover. Seine Werke "Über die Einsamkeit" (Zür. 1756; gänzlich umgearbeitet, 4 Bde., Lpz. 1784-85) und "Vom Nationalstolz" (Zür. 1758; neue Aufl. 1790) sind ausgezeichnet durch tiefe und originelle Gedanken und wurden fast in alle lebenden Sprachen übersetzt. Nicht mindern Ruhm erwarb ihm seine Schrift "Von der Erfahrung in der Arzneikunst" (2 Bde., Zür. 1764). Friedrich d. Gr. berief ihn in seiner letzten Krankheit. Dies veranlaßte Z. zu den Schriften "Über Friedrich d. Gr. und meine Unterredung mit ihm kurz vor seinem Tode" (Lpz. 1788), "Fragmente über Friedrich d. Gr." (3 Bde., ebd. 1790) u. s. w., die nicht zu des Verfassers Ruhm beitrugen. Am heftigsten trat damals Bahrdt gegen ihn auf, worauf das Pasquill "Dr. Bahrdt mit der eisernen Stirn" erschien, welches Z. rächen sollte, seine Ruhe aber schmerzlich störte. Er starb 7 Okt. 1795. - Vgl. Z.s Briefe an einige seiner Freunde in der Schweiz, hg. von Rengger (Aarau 1830); Bodemann, Johann Georg Z. (Hannov. 1878); Ischer, Z.s Leben und Werke (Bern 1893).

Zimmermann, Karl, prot. Theolog, Bruder des Theologen Ernst Z., geb. 23. Aug. 1803 zu Darmstadt, wurde 1827 Lehrer an der Realschule und 1829 zugleich Hilfsprediger an der Stadtkirche daselbst, 1832 Hofdiakonus, 1835 zweiter, 1842 erster Hofprediger, 1847 Prälat und Oberkonsistorialrat; er starb, seit 1872 emeritiert, 12. Juni 1877 zu Darmstadt. Z. ist namentlich durch seine Verdienste um den Gustav-Adolf-Verein (s. d.) bekannt. Er gab die von seinem Bruder Ernst begründete "Schulzeitung" sowie die seitdem den rationalistischen Standpunkt verlassende "Allgemeine Kirchenzeitung" heraus, begründete 1834 die homiletische Zeitschrift "Sonntagsfeier" und redigierte seit 1841 das "Theol. Litteraturblatt" und seit 1843 mit Großmann den "Boten der Gustav-Adolf-Stiftung". Außer den Predigtsammlungen: "Die Bergpredigt" (2 Bde., Neustadt a. d. O. 1836-37), "Das Leben Jesu in Predigten" (6 Bde., Darmst. 1837-39), "Die Gleichnisse und Bilder der Heiligen Schrift in Predigten" (7 Bde., ebd. 1840-51) schrieb er: "Der Gustav-Adolf-Verein" (7. Aufl., ebd. 1867), "Bauten des Gustav-Adolf-Vereins in Bild und Geschichte" (2 Bde., ebd. 1861-76) und "Tabea oder die Frauenvereine der Gustav-Adolf-Stiftung" (ebd. 1864), "Der Gustav-Adolf-Verein nach seiner Geschichte, seiner Verfassung und seinen Werken" (ebd. 1878).

Zimmermann, Reinhard Sebastian, Genremaler, geb. 9. Jan. 1815 zu Hagnau am Bodensee, besuchte die Akademie in München, wo er zuerst mit dem humoristischen Bilde der Heiligen drei Könige Erfolg hatte. Zu seinen fernern Genrebildern gehören: Die teure Zeche, Die Landleute im Schloß (1853), Die Bettelmusikanten (1854), Der Schrannentag in München (1861; Museum in Köln), Die Impfstube, Das unterbrochene Kartenspiel, Das Zweckessen, Die Siegesbotschaft (1875), Klosterschule in Ottobeuern (1879), Vor der Musikprobe (1880). Die Galerie in Karlsruhe besitzt: Der Liebesbrief (1864) und Fischer am Bodensee (1884), die zu Hannover: Besuch beim Herrn Pfarrer (1884), die zu Braunschweig: Kindergarten (1885), die zu St. Gallen: Vor der Audienz (1876), die zu Barmen: Zweierlei Meinungen (1868). Z. veröffentlichte seine Selbstbiographie u. d. T. "Erinnerungen eines alten Malers" (Münch. 1884). Er starb 16. Nov. 1893.

Zimmermann, Rob. Arthur Theod., Ästhetiker und philos. Schriftsteller, geb. 2. Nov. 1824 in Prag, bezog 1840 die Universität daselbst und ging dann nach Wien, wo er sich der Philosophie, Mathematik und den Naturwissenschaften widmete. 1849 habilitierte er sich an der Wiener Universität für das Gebiet der spekulativen Philosophie, wurde 1850 zum außerord. Professor zu Olmütz, 1852 zum ordentlichen in Prag ernannt und 1861 in gleicher Eigenschaft nach Wien berufen, wo er zugleich (seit 1869) wirkliches Mitglied der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften ist, in deren Schriften er zahlreiche Essays über Leibniz, Kant, Schelling, Lambert, Herbart, Hume, Comte u. a. veröffentlicht hat. Z. gehört zu den hervorragenden Vertretern der Herbartschen Philosophie. Als solcher ist er der Begründer der sog. Formästhetik, im Gegensatz zu der sog. Gehaltästhetik der Hegelschen Schule, mit deren namhaftestem Repräsentanten, Vischer, er eine langdauernde philos. Polemik führte. Von Z.s Schriften sind zu nennen: "Leibniz und Herbart" (Wien 1849), "Das Rechtsprincip bei Leibniz" lebd.1852), "Philos. Propädeutik" (3. Aufl., ebd. 1867), "Über das Tragische und die Tragödie" (ebd. 1856) und seine Hauptwerke: "Ästhetik" (2 Bde., ebd. 1858-65) und "Anthroposophie" (ebd. 1882). Auch sammelte er eine Anzahl philos. Journalaufsätze in den "Studien und Kritiken zur Philosophie und Ästhetik" (2 Bde., Wien 1870). Für das in London erscheinende "Athenaeum" liefert er (seit 1870) regelmäßige Jahresberichte über die deutsche Litteratur.

Zimmermann, Wilh., Dichter und Geschichtschreiber, geb. 2. Jan. 1807 zu Stuttgart, studierte in Tübingen Theologie und wurde 1840 Diakonus in Dettingen bei Urach, 1847 Professor an der Polytechnischen Schule in Stuttgart. In der Deutschen Nationalversammlung zu Frankfurt 1848 gehörte er zu den hervorragendern Mitgliedern der Linken. Seine Beteiligung am Stuttgarter Rumpfparlament hatte 1850 seine Entlassung von der Polytechnischen Schule zur Folge. Später trat Z. in den Kirchendienst zurück und starb als Pfarrer in Owen 22. Sept. 1878. Unter seinen Werken sind hervorzuheben: "Gedichte" (Stuttg. 1832 u. ö.), "Geschichte Württembergs" (2 Bde., ebd. 1835-37), "Befreiungskämpfe der Deutschen gegen Napoleon" (3. Aufl., ebd. 1859), "Geschichte des großen Bauernkrieges" (2. Aufl.,