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Zinkeisen – Zinkographie
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Zinke'
Atem, weshalb das Instrument zu Ende des 18. Jahrh. abkam. Vordem aber hatte sich eine eigene Zunft der
Zinkenisten in Deutschland gebildet, wo überhaupt das Zinkenspiel von jeher am meisten geblüht hat
und besonders beim Abblasen der Choräle auf den Türmen die wichtigste Rolle spielte. (S. auch Blasinstrumente.) Bei
den Orgeln heißen Z. oder Kornett (s. d.) die Pfeifen, die den Ton dieses Blasinstruments
nachahmen und zum Schnarrwerke gehören.
Zinkeisen, Joh. Wilhelm, Geschichtschreiber und Publizist, geb. 11. April 1803 zu Altenburg, studierte in Jena
erst Theologie, dann Geschichte, lebte darauf einige Jahre in Göttingen, seit 1829 in Dresden, dann in München. 1833 reiste er nach Paris,
um sich daselbst Quellenstudien für die ihm von F. Perthes übertragene «Geschichte des Osmanischen Reichs in Europa» (als Bestandteil
der Sammlung von Heeren und Ukert) zu widmen. 1840 ging er nach Berlin, wo er die Redaktion der «Preuß. Staatszeitung» übernahm,
schied 1851 aus dem preuß. Staatsdienst aus und starb 5. Jan. 1863 zu Berlin. Er schrieb: «Geschichte Griechenlands» (Bd. 1, Lpz. 1832),
«Geschichte des Osmanischen Reichs in Europa» (7 Bde., Gotha 1840–63), «Geschichte der griech. Revolution» (2 Bde., Lpz. 1840),
«Der Jakobinerklub» (2 Bde., Berl. 1852), «Drei Denkschriften über die orient. Frage» (Gotha 1854).
Zinken, Blasinstrument, s. Zinke. – Z. in Baden soviel wie
Weiler (s. d.).
Zinkendorf (Groß-Zinkendorf), ungar.
Nagy-Czenk, Klein-Gemeinde im ungar. Komitat und Stuhlbezirk Ödenburg (Sopron), an der Linie
Wiener-Neustadt-Groß-Kanizsa-Barcs der Österr. Südbahn, hat (1890) 1485 E. und ein Schloß des Grafen Széchényi mit Familiengruft.
Zinkfahlerz oder Kupferblende, ein 9 Proz. Zink enthaltendes
antimonfreies Arsenfahlerz aus der Grube Prophet Jonas bei Freiberg.
Zinkfluat, s. Fluate (Bd. 17).
Zinkgießerei, die Herstellung gegossener Gebrauchsgegenstände (s. Zinkgußwaren) aus
Zink. Man benutzt, wenn zahlreiche gleiche Abgüsse gefertigt werden sollen, metallene Gußformen (s. d.), und wenn
die Abgüsse hohl sein sollen, pflegt man das als Schwenkguß (s. d.) bezeichnete Formverfahren in Anwendung zu
bringen; in andern, seltenern Fällen werden die Gußformen nach einem Modell in Formsand hergestellt (s. Formerei).
Das Schmelzen des Zinks geschieht in einem Kessel oder Tiegel. Der Begründer der Zinkgußindustrie ist
Geiß (s. d.).
Zinkgußwaren, gegossene Gebrauchsgegenstände aus Zink, finden in jetziger Zeit eine vielseitige Anwendung,
wo Messing oder Bronze zu kostspielig sind und wo die Eigentümlichkeiten des Herstellungsverfahrens das an und für sich billigere
Gußeisen als weniger geeignet erscheinen lassen. Da nämlich das Gußeisen nur in Sandformen gegossen werden kann, welche für jeden
Guß erneuert werden müssen, Zink dagegen sich in metallenen, für zahlreiche Abgüsse benutzbaren Formen gießen läßt, so kann bei
Massenanfertigung gleicher Gegenstände ↔ die Benutzung des Zinks als Gußmaterial billiger sein als die des Gußeisens;
es kommt hinzu, daß Zink sich mit Leichtigkeit löten läßt, Gußeisen dagegen nur schwierig, und daß infolge hiervon auch die fernere
Verarbeitung der Gußwaren aus Zink sich oft wesentlich billiger gestaltet als derjenigen aus Gußeisen. Lampengefäße, Kandelaber,
Verzierungsteile zu Bauzwecken, kleine kunstgewerbliche Gegenstünde zum Schmuck unserer Wohnungen, ja selbst größere Bildwerke u.a.
werden in Zinkguß gefertigt. Da das Zink selbst eine unscheinbare Farbe besitzt und an der Luft rasch anläuft, pflegt man die Z. auf
galvanischem Wege mit andern Metallen zu überziehen oder, wenn sie im Freien stehen sollen, mit einem Anstrich zu versehen.
Zinklegierungen, s. Zink.
Zinkmethyl, eine metallorganische Verbindung (s. Metallorganische Verbindungen) von der
Zusammensetzung Zn(CH3)2. Es ist eine farblose, stark lichtbrechende
Flüssigkeit, die bei 46° siedet und einen unangenehmen Geruch besitzt. An der Luft entzündet es sich von selbst und verbrennt mit glänzend
rötlichblauer Flamme und unter Ausstoßung dichter Nebel von Zinkoxyd. Bei mäßiger Sauerstoffzufuhr entsteht
Zinkmethylat, Zn(OCH3)2. Durch
Wasser wird es unter Bildung von Methan und Zinkhydroxyd zersetzt. Dem Z. analog verhält sich das
Zinkäthyl (Siedepunkt 118°). Die Zinkalkyle sind sehr reaktionsfähig und werden zu mancherlei
Synthesen, z. B. von Ketonen und tertiären Alkoholen, benutzt.
Zinkographie (Zinkhochätzung,
Chemigraphie), die Reproduktion von bildlichen Darstellungen, Formularen, Schriftdrucken u.s.w.
durch Ätzen auf Zinkplatten für Tief- und Hochdruck. Der Erfinder Eberhard zeigte 1815 die ersten Kreide- und Federzeichnungen auf Zink
für die Steindruckpresse. Später wurde das Verfahren durch Hochätzung (s. d.) zu Abdrücken auf der Buchdruckpresse
angewendet, zuerst 1850 von Gillot in Paris; dasselbe hat seitdem allgemeine Verbreitung und wesentliche Verbesserungen erfahren, so daß
es für die Erzeugnisse der graphischen Künste große Bedeutung erlangt bat. Die Übertragung auf Zink geschieht durch Überdruck von mit
autographischer Tinte (Autographie, s. d.) auf Papier getragenen Zeichnungen oder von mit solcher Tinte
Geschriebenem durch photogr. Reproduktion, oft mit Verkleinerung (Photozinkographie, s. d.) oder durch Umdruck von
Lithographien in Kreide, Gravierung oder Federzeichnung; auch Kupfer- und Stahlstiche werden so in Hochdruckplatten umgewandelt.
Ebenso findet das photogr. Verfahren Anwendung bei Herstellung von verkleinerten Zinkographien nach Holzschnitten. Bei dem
Asphaltkopierverfahren (s. d.) zum Zwecke der zinkographischen Hochätzung wird
wegen der geringen Widerstandsfähigkeit des Asphalts jetzt vielfach Chromalbumin, Chromleim u. s. w. für die Kopie angewendet. Die
Übertragung eines in Autotypie reproduzierten Bildes auf Zink und die Hochätzung desselben für die Buchdruckpresse wird
Autotypographie (s. d.) genannt. Durch die von Piil erfundene Chemitypie (s. d.) wird für die
Herstellung einer Hochdruckplatte zunächst eine Tiefätzung angefertigt, während die später zur Anwendung ge-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 983.