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Zinsreduktion – Zinzendorf
Zinszahlen, Zinsnummern, Diskontzahlen. Z. finden in der
Zins- und Diskontrechnung dann Anwendung, wenn es sich um die Berechnung der Zinsen verschiedener Posten nach Tagen und nach einem und demselben Zinsfüße
handelt, also namentlich im Kontokorrent- und Diskontverkehr der Banken. Die Berechnung erklärt sich daraus, daß ein Kapital c während t Tagen zu x Proz. Zinsen zur
Summe von c+c·x/100·t/360 anwächst, das Jahr zu 360 Tagen angenommen, wie es im Handel allgemein üblich ist.
Der Zins beträgt also c·x/100·t/360. Von diesem Produkt rechnet man zunächst
(c·t)/100 als Zinszahl aus, addiert die Z. und dividiert schließlich die Summe
derselben durch 360/x oder den ständigen Divisor, d. i. bei 2 Proz. durch 180,
bei 2½ Proz. durch 144, bei 3 Proz. durch 120, 3¾ Proz. durch 96, 4 Proz. durch 90, 4½ Proz. durch 80, 5 Proz. durch 72 u.s.w.
Eine Diskontrechnung nach dieser Methode würde folgende Form haben:
M. | 520,– | für | 37 | Tage | = | 192 | Diskontzahl |
" | 840,– | " | 49 | " | = | 412 | " |
" | 1200,– | " | 53 | " | = | 636 | " |
M. | 2560,– | | 1240 | Diskontzahl |
" | 15,50 | Diskont à 4½ Proz. (1240/80) |
M. | 2544,50 | Barwert. |
Die Methode kann auch bei Zinsfüßen, welche in 360 nicht aufgehen, angewendet werden. Beispiel: Bei 3½ Proz. rechnet man zuerst 3 oder 4 Proz. Zinsen aus und
fügt im ersten Fall ½ Proz., d. i. ein Sechstel des Zinses hinzu, im letzten Falle zieht man ½ Proz., d. i. ein Achtel desselben ab. (S. auch Kontokorrent.)
Zinten, Stadt im Kreis Heiligenbeil des preuß. Reg.-Bez. Königsberg, links am Flüßchen Stradik, an der Nebenlinie
Allenstein-Göttkendorf-Kobbelbude der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Braunsberg) hat (1895) 3395 E., darunter 44 Katholiken und 48
Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, evang. Kirche, Waisenhaus; Eisengießerei, Maschinen-, Milchzuckerfabrikation, Molkerei, Brauerei und Dampfmühle.
Zintgraff, Eugen, Afrikaforscher, geb. 16. Jan. 1858 zu Düsseldorf, studierte Jurisprudenz, seit 1883 Naturwissenschaften und ging März l884
mit einer österr. Expedition nach dem untern Kongo. Im Nov. 1885 zurückgekehrt, unternahm er im Auftrag des Auswärtigen Amtes im März 1886 seine erste Expedition
nach Kamerun; er erforschte den Lauf des Wuri bis zum Katarakt Jabasi und 1887 das viel verschlungene Kanalgewirr zwischen der Mündung des Rio del Rey und des
Meme. Er gründete im Norden der Kolonie Jan. 1888 die Barombistation am Elefantensee. Nach einigen Vorstoßen im Mai 1888 nach Batom und im Juli bis zu 6°
nördl. Br. und 10° östl. L. zum Oberlauf des Old Calabar im ↔ Lande der Banjang, trat Z. im Jan. 1889 seinen erfolg- und ruhmreichen Marsch nach
dem Binue an (s. Karte: Kamerun, Togo und Deutsch-Südwestafrika); er durchbrach als erster Europäer den
Urwaldgürtel, der bisher Kamerun vom Binnenland abschloß, betrat das hochgelegene Grasland der Bali, wo er die Station Baliburg anlegte, und erreichte Ende Mai
den Binue bei Ibi. Sein Bestreben, nach dem Elfenbeinmarkt Banjo zu gelangen, führte ihn nach Jola, der Hauptstadt Adamauas; doch mußte er unterrichteter Dinge
wieder nach Takum zurück; von hier überschritt er nach Süden eine 1550 m hohe Bergkette und kam über das Land der Bali und Banjang 5. Jan. 1890 glücklich wieder
in der Barombistation an. Nach einem Erholungsaufenthalt in Deutschland machte sich Z., mit Kriegsmaterial von der Reichsregierung unterstützt, 20. Nov. 1890
abermals von der Barombistation auf den Weg nach dem Lande der Bali, begleitet von Lieutenant von Spangenberg und Dr. Preuß und von einer starken
Handelskarawane, welche die Hamburger Firma Jantzen+Thormählen ausgerüstet hatte. Der Zwischenhandel in diesem Teile Kameruns wurde durch diesen Zug völlig
vernichtet. Von einem halb mißglückten Kriegszuge gegen die Bafut (Anfang 1891) kehrte Z. nach Europa zurück und gab den Reichsdienst auf. 1893‒94 bereiste er
Sansibar, Deutsch- und Portugiesisch-Ostafrika und die Goldfelder von Transvaal, 1896 mit Esser das nördliche Kamerun (Baliland); von hier krank zurückgekehrt, starb
er 4. Dez. 1897 auf Teneriffa. Z. schrieb «Nord-Kamerun» (Berl. 1895).
Zinzāren, Abteilung der Rumänen (s. d.).
Zinzendorf (und Pottendorf), Nikol. Ludw., Graf von, der Stifter der
Brüdergemeine (s. d.), geb. 26. Mai 1700 zu Dresden, kam 1710 in das Pädagogium zu Halle unter A. H. Franckes besondere Aufsicht und studierte
seit 1716 zu Wittenberg Rechtswissenschaft und nebenbei Theologie. 1719 machte er eine Reise nach Holland, Frankreich und der Schweiz und wurde nach der
Rückkehr 1721 Hofrat bei der Landesregierung in Dresden. 1722 vermählte er sich mit einer Gräfin Reuß von Ebersdorf und erlaubte einigen der Religion wegen
ausgewanderten Böhmischen Brüdern (s. d.), sich auf seinem Gute Berthelsdorf in der Oberlausitz anzusiedeln. Als
deren Zahl wuchs, legten sie die neue Kolonie Herrnhut an, und Z. faßte den Plan zur Gründung einer religiösen Gemeinschaft, in der Glieder der verschiedenen
evang. Konfessionen durch die innige Liebe zum Heiland und die Versenkung in seinen sinnlich aufgefaßten Versöhnungstod vereinigt sein sollten. Als ihm 1727 das
Halten von Hausgottesdiensten untersagt wurde, trat er aus dem Staatsdienst, ging 1734 unter angenommenem Namen nach Stralsund, ließ sich dort als Kandidat der
Theologie examinieren und dann in Tübingen in den geistlichen Stand aufnehmen. Aus seinem Vaterlande war Z. 1736‒48 verwiesen. Z. hatte sich inzwischen in Berlin
zum Bischof der Mährischen Kirche weihen lassen, und als solcher machte er Reisen in Europa und Amerika, auf welchen er öffentliche Vorträge hielt und viel mit
Korrespondenzen und Bücherschreiben beschäftigt war. Er schrieb über 100 Bücher. Manche seiner Lieder, die noch unverändert im alten Gesangbuch der
Brüdergemeine stehen, sind jedoch voll spielender, zweideutiger Ausdrücke. Z. vermählte sich 1757 zum zweitenmal mit Anna Nitschmann, die 1725 aus
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 991.