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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Zoologischer Garten; Zoologische Stationen

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Zoologischer Garten – Zoologische Stationen

holländ. Arztes Wilhelm Piso in Brasilien, und der Spanier Hernandez in Mexiko. Den durch diese und andere massenhaft angehäuften Stoff suchte das 18. Jahrh. zu sichten und zu ordnen. Während Busson durch glänzende, aber oberflächliche Darstellung viele Freunde gewann, unternahm der vergebens von ihm bekämpfte Linné 1735, obwohl vorzüglich botan. Studien zugewandt, das schwere Werk einer Neugestaltung der zoolog. Systematik, das er mehr, als man gewöhnlich glaubt, auf die damals freilich noch in ihrer Kindheit liegende Anatomie begründete. Die von ihm vorgeahnte, aber nicht erlebte Durcharbeitung der niedern Tierklassen führten, gestützt auf treffliche Vorarbeiter, Cuvier und ganz besonders Jean Lamarck im Anfang des 19. Jahrh. weiter fort. Auf dem von ihnen gelegten Grunde haben seitdem Forscher der verschiedenen Kulturvölker berichtigend und ergänzend fortgearbeitet, besonders auch der Darwinschen Theorie verdankt die Z. einen großartigen neuen Aufschwung. An allen Universitäten sind gegenwärtig zoolog. Laboratorien errichtet, und zahlreiche Zoologische Stationen (s. d.) fördern das Studium der Z. auf eine glänzende Art und Weise. – Da bei der Fülle und Mannigfaltigkeit der Tierwelt, wie sie jetzt bekannt ist, die Bearbeitung des Gesamtgebietes der Z. die Kräfte eines einzelnen übersteigt, giebt es auch kein alle bekannten Tierarten beschreibendes oder auch nur aufzählendes Werk. Hervorzuheben sind jedoch: Cuvier, Das Tierreich, geordnet nach seiner Organisation (deutsch von Voigt, 6 Bde., Lpz. 1831‒43); Bergmann und Leuckart, Anatom.-physiol. Übersicht des Tierreichs (2. Ausg., ebd. 1855); K. Vogt, Zoolog. Briefe (2 Bde., Frankf. 1851); Claus, Lehrbuch der Z. (6. Aufl., Marb. 1897); Bronn, Klassen und Ordnungen des Tierreichs (fortgesetzt von Keferstein, Gerstäcker, Giebel, Hoffmann, Bütschli u. a. m., Lpz. 1859 fg.); Brehm, Illustriertes Tierleben (6 Bde., Hildburgb. 1863‒68; 3. Aufl., 10 Bde., Lpz. 1890‒93): Carus und Gerstäcker, Handbuch der Z. (2 Bde., Lpz. 1863‒75); Pagenstecher, Allgemeine Z. (4 Tle., Berl. 1875‒81; neue Ausg. in 2 Bdn., 1886); Jäger, Lehrbuch der allgemeinen Z. (2 Bde., Lpz. 1871‒77); Ph. L. Martin, Illustrierte Naturgeschichte der Tiere (2 Bde. in 4 Abteil., ebd. 1882‒84); Leunis, Synopsis der Tierkunde (neu bearb. von Ludwig, 2 Bde., Hannov. 1883‒86); Fleischmann, Lehrbuch der Z. (Wiesb. 1897); Hertwig, Lehrbuch der Z. (4. Aufl., Jena 1897); Handwörterbuch der Z., Anthropologie und Ethnologie, hg. von G. Jäger u. a., später von Reichenow (Bresl. 1879 fg.). Die gesamte neuere zoolog. Litteratur verzeichnen V. Carus und Engelmann, Bibliotheca zoologica (2 Bde., Lpz. 1861‒62, und die im Erscheinen begriffene 2. Abteilung: die Werke von 1861 bis 1880 von O. Taschenberg, 1.-4. Bd., ebd. 1887‒94). Vgl. noch V. Carus, Geschichte der Z. (12. Bd. der «Geschichte der Wissenschaft in Deutschland», Münch. 1872). Gute Zeitschriften für Z. sind: Zeitschrift für wissenschaftliche Z. (hg. von Siebold und Kölliker, Leipzig seit 1848), Archiv für Naturgeschichte (begründet von Wiegmann, Berlin seit 1835).

Zoologischer Garten, der 1829 mit der Gründung des Londoner Gartens in Aufnahme gekommene Name für Tiergarten, d. i. Sammlung in- und ausländischer Tiere zu Zwecken der Schaustellung und der wissenschaftlichen Beobachtung. Die Griechen und namentlich die Römer hatten Tiergärten von außerordentlichem Umfange, in denen sie vorzugsweise große und reißende Säugetiere hegten, die zur Aufführung blutiger Kampfspiele verwendet wurden. 1552 entstanden in Österreich kaiserl. Menagerien an verschiedenen Orten, namentlich in Ebersdorf, denen dann 1752 die zu Schönbrunn in umfangreicherm Maßstabe gegründete Tiersammlung folgte. Waren diese Gärten in ihren ersten Anfängen im Grunde genommen nur erweiterte Menagerien, so bestrebten sich insbesondere die in Deutschland entstehenden, dieses Princip zu verlassen und die Tiere möglichst naturgemäß unterzubringen, ein Grundsatz, der auch bald von den außerdeutschen Z. G. angenommen wurde. Man giebt den Tieren jetzt den möglichst zulässigen Grad von Freiheit, sucht ihre Aufenthaltsorte thunlichst ihrer Heimat entsprechend herzustellen, bemüht sich, Parks zu schaffen, in denen die Besucher den Tieren nach allen Richtungen hin ihre Aufmerksamkeit schenken können. Um den Tieren das tropische Klima zu ersetzen, schuf man kostspielige Häuser mit komplizierten Heizungsanlagen, worin man jene einschloß. Die Folge waren große Verluste durch Krankheiten der Atmungsorgane und besonders durch Tuberkulose. Jetzt ist man dazu übergegangen, die tropischen Tiere an das Klima ihres neuen Wohnortes zu gewöhnen, und besonders der Z. G. in Köln hat in dieser Hinsicht große Erfolge erzielt. Während die meisten Z. G. sich auf die Sammlung von Säugetieren, Vögeln und vielleicht noch von Reptilien und Amphibien beschränken, haben nur wenige die Wasserfauna durch Anlage von Aquarien (s. Aquarium) in ihr Bereich gezogen, und lebende Insekten werden nur im Londoner Z. G. gehalten und gezüchtet. Die wichtigsten Z. G. Deutschlands sind nach der Reihenfolge ihrer Gründung: in Berlin seit 1844, Frankfurt a. M. seit 1858, Köln seit 1860, Dresden seit 1861, Hamburg seit 1863, Breslau seit 1865, Hannover seit 1865. Größere Z. G. im Auslande befinden sich: in Antwerpen seit 1843 (gleichzeitig mit großer Tierhandlung), Marseille seit 1854, Rotterdam seit 1857, Kopenhagen seit 1858. Der Gedanke, nicht nur der zoolog. Wissenschaft und der Schaulust der Menge zu dienen, sondern die fremden Tiere auch wirtschaftlich nutzbar zu machen und in Europa einzubürgern, gab Anlaß zur Gründung von Acclimatisationsgärten, von denen der berühmteste der 1854 auf Anregung von H. Geoffroy Saint-Hilaire gegründete Jardin d’acclimatation in Paris ist. Viel wurde jedoch nicht erreicht, und so ist denn auch dieser im großen Stil angelegte Garten nichts anderes als ein Z. G., der allerdings Raubtiere ausschließt. Unter Menagerie versteht man heute die von Ort zu Ort geführten Sammlungen wilder Tiere. Die Zeitschrift «Der Zoologische Garten» (Frankfurt a. M.) vertritt die Interessen der Z. G. – Vgl. ferner: Martin, Die Praxis der Naturgeschichte, Bd. 3: Naturstudien (2 Tle., nebst Atlas, Weim. 1878‒82); Stricker, Geschichte der Menagerien und Z. G. (Berl. 1879).

Zoologische Stationen, Institute, die dem Studium der das Wasser bewohnenden Tiere gewidmet und deshalb am Meere oder an größern Binnengewässern gelegen sind. Aber auch Botaniker und Physiologen benutzen sie, und so hat man die Bezeichnung der neuern Stationen verallgemeinert und sie Biologische Stationen genannt. Unter