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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zonen – Zoologie

strich, Gebiet. In der Geologie ist Z. eine Schicht oder ein Schichtensystem, das sich in einem Zeitraum ablagerte, der erforderlich war, um den kleinsten uns wahrnehmbaren Wechsel in der organischen Gestaltung herbeizuführen. So folgen z. B. in der obern Abteilung der untern Juraformation auf Thonen mit Ammonites costatus Schloth. Ähnliche Thone mit Ammonites margaritatus Montf., es folgt die Margaritatuszone auf die Costatuszone. – In der Stereometrie nennt man Z. jedes von zwei parallelen Kreisen eingeschlossene Stück der Oberfläche eines Rotationskörpers (s. Kugelzone). - Über Z. in der Krystallographie s. Krystalle; beim Hochofen s. Eisenerzeugung.

Zonen, Erdgürtel oder Erdstriche, die zwischen zwei Parallelkreisen eingeschlossenen Streifen der Erdoberfläche (s. die Karten: Planigloben der Erde Ⅰ und Ⅱ). Man unterscheidet deren jetzt vorzüglich drei: die heiße, die gemäßigte und die kalte Zone. Die heiße oder tropische Zone (die Tropen) ist der zu beiden Seiten des Äquators gelegene, von den beiden Wendekreisen eingeschlossene Teil der Erdoberfläche. An sie schließt sich auf jeder der beiden Halbkugeln die gemäßigte Zone, die sich vom Wendekreis bis zu dem ihm nächsten Polarkreise erstreckt. Die beiden noch übrigbleibenden Teile der Erdoberfläche, von den Polarkreisen bis zu den ihnen zugehörigen Polen, heißen die kalten oder Polarzonen. Die nördl. kalte Zone wird auch arktische, die südliche antarktische Zone genannt. Als Übergang von der tropischen zur gemäßigten Zone nimmt man meist noch eine subtropische Zone an. Von der ganzen Erdoberfläche kommt die größere Hälfte (etwa 13/25) auf die gemäßigten, 10/25 auf die heiße und nur wenig über 2/25 auf die kalten Z. Verschieden von diesen Z. sind die meteorolog. Klimazonen (s. Klima) und die Wärmezonen (s. Temperaturverteilung).

Zonenbeobachtungen, in der Astronomie Beobachtungen, durch die vermittelst Meridianbestimmungen die Örter sämtlicher Sterne bis zu einer gewissen Größenklasse herab verzeichnet werden, die innerhalb einer bestimmten Zone, d. i. eines schmalen von Parallelkreisen eingeschlossenen Gürtels am Himmel, vorhanden sind.

Zonenlinsen oder Gürtellinsen, von Busson (1750) erdachte und von Fresnel (1822) verbesserte große optische Linsen, die aus mehrern gläsernen Ringen, Gürteln oder Zonen bestehen, deren Oberflächenkrümmungen so berechnet sind, daß sie alle einen gemeinschaftlichen Brennpunkt besitzen. Die Z. sind oft an Stelle der leicht erblindenden Hohlspiegel der Leuchttürme getreten, ferner werden sie im Signalwesen der Eisenbahnen, Militärlager u. s. w. benutzt; sie vertragen viel weitere Öffnungen als gewöhnliche große Glaslinsen und sind daher viel wirksamer als letztere.

Zonensystem, in der Kanalisation, s. d.

Zonentarife, s. Eisenbahntarife.

Zonenzeit, s. Eisenbahnzeit.

Zons, preuß. Dorf, s. Bd. 17.

Zonta, Buchdruckerfamilie, s. Giunta.

Zonŭla Zinnĭi, Aufhängungsband der Linse des Auges, s. Accomodationsvermögen.

Zonūrus, s. Gürtelechsen.

Zoocecidĭen, s. Gallen (botanisch).

Zoochemie (grch.), s. Tierchemie.

Zoochlorella, s. Kieselschwämme.

Zoogēne Ablagerungen, s. Gesteinsbildung.

Zoogenie, s. Entwicklungsgeschichte.

Zoogeographie (grch.), soviel wie Tiergeographie (s. d. nebst Karten Ⅰ und Ⅱ).

Zooglöa, diejenigen Formen von Bakterienkolonien, bei denen die einzelnen Bakterien durch eine mehr oder weniger dicke Gallerthülle von verschiedener Resistenz gegen Säuren u. a. sowie von verschiedener Konsistenz zusammengehalten werden. Solche Zooglöen sind die sog. Essigmutter, die Kahmhaut auf gärendem Bier u. s. w. (S. Bakterien und Leptothrix.)

Zoogonie, s. Phylogenie.

Zoolătrie (grch.), soviel wie Tierdienst (s. d.).

Zoolīthen (grch.), Reste fossiler Tiere.

Zoolithenhöhle, s. Gailenreuther Höhle.

Zoolŏgie (grch.) oder Tierkunde, die Wissenschaft, deren Aufgabe eine möglichst vollständige und allseitige Kenntnis der Tiere in allen ihren Beziehungen bildet. Grundlagen derselben sind: die Untersuchung des individuellen Baues im Äußern wie im Innern (vergleichende Anatomie, hier speciell Zootomie); die Verfolgung der Entwicklung des Organismus vom Keime bis zur vollendeten Ausbildung (Embryologie, Entwicklungsgeschichte, Ontogenie); die Erforschung der Entwicklung des Typus im Laufe der Erdgeschichte durch die verschiedenen geolog. Perioden hindurch und die durch die Abstammung gegebenen Beziehungen der Typen zueinander (Phylogenie); die Ergründung der Lebenserscheinungen (Physiologie); die Beobachtung der Lebensweise, die man ehemals in Form abgerissener, anekdotischer Mitteilungen in der vorzugsweise so genannten Naturgeschichte beschrieb; die Feststellung der den Gruppen sowohl als den einzelnen Arten eigentümlichen Kennzeichen (Charakteristik); endlich die Einreihung der in diesen Beziehungen erkannten Tiere in das Fachwerk der Systematik (Klassifikation). Zu einer vollständigen Kenntnis der Tiere genügt dies jedoch noch nicht. In eine solche würde noch mit einbegriffen sein: die Angabe der geogr. Verbreitung (Zoogeographie, s. Tiergeographie), die histor. Ausbildung der Typen während der verschiedenen Perioden der Erdgeschichte (Versteinerungskunde, Paläontologie, Paläozoologie), die Verwendung derselben durch den Menschen im Dienste der Land- und Forstwirtschaft, des Handels und Gewerbes, des Nutzens und Vergnügens, endlich alle die Beziehungen, die zwischen der Tierwelt im ganzen wie in ihren Teilen und den andern Gebieten der Natur stattfinden.

Die Z. als Wissenschaft beginnt erst mit Aristoteles, der im ganzen Altertum fast isoliert steht. (Vgl. hierüber J. B. ^[Jürgen Bona] Meyer, Aristoteles’ Tierkunde, ein Beitrag zur Geschichte der Z., Berl. 1855; Heck, Die Hauptgruppen des Tiersystems bei Aristoteles und seinen Nachfolgern, Lpz. 1885.) Die nüchternen praktischen Römer richteten ihr Augenmerk mehr auf die ökonomische Bedeutung der Natur; doch verdankt man Plinius (s. d.) dem Ältern die bekannte großartige und für Altertumskunde unentbehrliche Kompilation. Im Mittelalter geschah in Bezug auf die zoolog. Forschung durchaus nichts. Erst die Fortschritte, welche die Europäer im Anfang der Neuzeit in Asien wie in der Neuen Welt machten, reizten zu naturwissenschaftlichen Studien, und es traten nun die zahlreichen, auch zoolog. Naturforscher des 16. und 17. Jahrh. hervor, an ihrer Spitze Belon, Rondelet und Konr. Geßner, ferner der Sachse Georg Marcgraf, Begleiter des