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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Zunderlöcherpilz; Zündglocke; Zündhölzchen; Zündhölzchenhobel; Zündhölzchensteuer

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Zunderlöcherpilz – Zündhölzchensteuer

ders u. s. w. In neuester Zeit haben der österr. Generalfeldzeugmeister Kreuz, der preuß. Oberstlieutenant Bode (s. d.), der Fabrikant Kernaul, der Meister im Feuerwerkslaboratorium Köppen, in Frankreich der Major Budin u. a. sich verdient gemacht.

Vgl. Breithaupt, Der Entwicklungsgang und die darauf gegründete Systematik des Zünderwesens (Cass. 1868); Rutzky, Artillerielehre. Theorie und Praxis der Geschoß- und Zünderkonstruktionen (Wien 1871); Weigelt, Handbuch für Einjährig-Freiwillige der Fußartillerie (Berl. 1897.).

Zunderlöcherpilz, Zunderschwamm, s. Polyporus.

Zündglocke, bei Patronenhülsen für Perkussionszündung die Vertiefung im Boden, welche das Zündhütchen aufzunehmen hat.

Zündhölzchen, Streich- oder Schwefelhölzchen, Holzstäbchen, deren eines Ende mit einer durch Reibung entzündlichen Masse versehen ist. Die ersten Reibzündhölzchen kamen 1832 unter dem Namen Congrevesche Streichhölzer auf. Ihre Kuppe bestand aus Schwefel mit einem Überzug einer Mischung von einem Teil Kaliumchlorat, zwei Teilen grauem Schwefelantimon und einem Bindemittel. Diese Hölzchen entzündete man, indem man sie zwischen zwei mit den Fingern zusammengepreßten Sandpapierblättern hindurchzog. Den Phosphor soll zuerst (1816) Derosne zur Herstellung von Z. benutzt haben. Doch datieren die ersten brauchbaren Phosphorzündhölzchen aus dem J. 1833, zu welcher Zeit sie in verschiedenen Ländern aufkamen. Diese Z. hatten eine Mischung von Phosphor und Kaliumchlorat als Überzug des geschwefelten Endes. Da diese Mischung oft explodierte, so waren diese Hölzchen nicht ungefährlich und wurden auch in vielen deutschen Staaten verboten. 1837 wurde von Preshel das Kaliumchlorat durch braunes Bleisuperoxyd, später durch ein Gemenge von Mennige und Braunstein (oder von Bleisuperoxyd und Bleisalpeter) ersetzt, von welcher Zeit an der große Aufschwung der Zündholzindustrie datiert. 1848 erfand Professor Boettger in Frankfurt a. M. die sog. Sicherheitshölzer, auch schwedische Zündhölzer genannt, da sie anfänglich von Schweden aus in den Handel gebracht wurden. Diese vermeiden die Giftigkeit und Feuergefährlichkeit der Phosphorhölzchen, indem die Köpfchen keinen Phosphor, sondern ein Gemisch von Sauerstoff abgebenden und organischen Körpern enthalten, welches sich durch Reibung an amorphem (ungiftigem) Phosphor entzündet. Der Phosphor ist in Mischung mit einigen Binde- und Reibungsmitteln auf einer besondern Reibfläche, gewöhnlich außen an den Schachteln, aufgetragen. Außer den genannten Arten werden noch sog. Vulkanhölzer in den Handel gebracht, welche oft neben Sauerstoff abgebenden und brennbaren Körpern auch noch eine Spur explosiver Masse enthalten und keiner besonders präparierten Reibfläche bedürfen. Die bunten Salon- oder Irishölzchen hat man noch mit wohlriechendem Firnis, auch mit buntfarbigen oder metallglänzenden Überzügen versehen. Die Zusammensetzung der Zündmassen ist fast in jeder Fabrik anders und vereinigt mit den chemisch wirksamen Körpern (Kaliumchlorat, Kaliumbichromat u. s. w.) noch solche, welche die Reibung, die Färbung, die Festigkeit begünstigen, oder die Schnelligkeit der Entzündung regeln sollen, wie Glaspulver, Braunstein, Umbra, Schwefel, Caput mortuum, Leim, Gummi u. dgl. m. (S. auch Feuerzeug.)

Die Herstellung der Z. ist heute eine durchaus maschinelle, wenngleich die frühere durch Handarbeit bewirkte Herstellungsweise in kleinern Fabriken noch teilweise erhalten ist. Die viereckigen schwedischen Z. wurden anfänglich auf schwed. Maschinen erzeugt; doch bald entwickelte sich in Deutschland ein selbständiges System, als dessen Urheber G. Sebold in Durlach zu nennen ist und welches heute überall verbreitet ist. Als Material dient vorzugsweise Espen-, neuerdings auch Pappel- und Fichtenholz, welches in Form von 40 bis 60 cm langen Stammklötzen auf der sog. Schälmaschine (s. Tafel: Zündholzfabrikation, Fig. 1) zu langen Bändern von der Stärke der Z. und der Breite von 5 bis 12 Zündholzlängen aufgerollt (geschält) wird. Diese Bänder werden auf der Abschlagmaschine (Fig. 2) in Paketen von 2 m Länge und 50 bis 60 Lagen übereinander durch ein auf und ab gehendes Messer zerschnitten, wobei nach jedem Schnitte das Paket um eine Zündholzdicke vorgeschoben wird. Da gleichzeitig eine Reihe kleiner Messer die Längenteilung besorgt, so fallen aus dieser Maschine fertige Hölzer (10 bis 25 Mill. täglich) ab, welche nun zunächst getrocknet, dann auf der Holzdrahtputzmaschine (Fig. 3) gereinigt, in der Ordnungsmaschine (Fig. 4) parallel gelegt, der Einlegmaschine oder Seboldmaschine zugeführt werden. Diese Einlegmaschine (Fig. 5) dient dazu, die Hölzer, 2250 an der Zahl, in sog. Seboldrahmen zu spannen, ein System von Holzlättchen, zwischen welche die Hölzer parallel stehend festgeklemmt werden, um in dieser Lage «getunkt» zu werden. Das «Tunken» besteht darin, daß die Rahmen mit den vorstehenden Hölzern zuerst in eine flache Pfanne mit geschmolzenem Schwefel oder Paraffin, dann in eine noch flachere Schicht von dickflüssiger Zündmasse getaucht werden, wodurch die Zündköpfe gebildet werden. Die Seboldrahmen werden dann nach dem Trocknen mittels der Auslegmaschine entleert und die Hölzer in die Füllmaschine (Fig. 6), eine sehr sinnreiche Konstruktion von Lundgren in Stockholm, gegeben, wo sie in die Schachteln gefüllt werden. Durch eine ebenso sinnreiche Maschine werden die Schachteln in Papier eingeschlagen und verpackt. Die Schachteln werden ebenfalls aus geschältem Holzspan von etwa 0,7 mm Stärke entweder mittels Lundgrenscher oder der leistungsfähigern Paulsonschen Schachtelklebmaschinen hergestellt. Die auf der Tafel abgebildeten Maschinen sind Ausführungen der deutschen Firmen: Badische Maschinenfabrik und Eisengießerei vormals G. Sebold (Durlach in Baden) und A. Roller (Berlin). Die Zündholzfabrikation blüht namentlich in Schweden, Rußland, Österreich und Deutschland. Die größte Fabrik ist die zu Jönköping in Schweden, deren Tagesleistung etwa 50 Mill. Hölzchen beträgt. Die deutsche Ausfuhr betrug 1890 annähernd 1 Mill. M., wobei Belgien und Holland die Hauptabnehmer waren. Neuerdings fabriziert auch Japan große Mengen, weshalb die früher bedeutende deutsche Ausfuhr nach China und Ostindien starken Abbruch erlitten hat. – Vgl. Kellner, Handbuch der Zündwarenfabrikation (Wien 1886); Freitag, Die Zündwarenfabrikation (ebd. 1887); Jettel, Die Zündwarenfabrikation (ebd. 1897).

Zündhölzchenhobel, s. Holzdraht.

Zündhölzchensteuer, eine Verbrauchssteuer, die in mehrern Staaten besteht. Sie wurde in