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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zweibrücken (Stadt) – Zweiflügler

In der Folge wurde sie bei der Teilung der kurpfälz. Lande nach dem Tode des Kaisers und Kurfürsten Ruprecht Ⅲ. 1410 unter dessen vier Söhnen zum selbständigen Herzogtum erhoben. Ruprechts dritter Sohn, Stephan, stiftete die Linie Pfalz-Zweibrücken. Durch den aus dieser Linie entsprossenen Pfalzgrafen Karl Gustav, der 1654 auf den schwed. Thron berufen wurde, kam das Herzogtum Z. an Schweden. Nach König Karls ⅩⅡ. Tode 1718 fiel es an den Pfalzgrafen Gustav Samuel Leopold aus der Kleeburger Linie, und als dieser ohne Erben starb, 1731 an die Linie Birkenfeld. Nachdem das Herzogtum 1795‒1814 französisch gewesen, kam es größtenteils an Bayern, kleinere Teile an Oldenburg, Sachsen-Coburg und Hessen-Homburg. (S. Historische Karten von Deutschland Ⅱ, 5 und 6.) – Vgl. Lehmann, Vollständige Geschichte des Herzogtums Z. (Münch. 1867).

Zweibrücken. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Pfalz (s. Karte: Elsaß-Lothringen u. s. w.), hat 515,76 qkm und (1895) 72260 (36066 männl., 36194 weibl.) E. in 75 Gemeinden mit 212 Ortschaften, darunter 4 Städte. – 2) Bezirksstadt im Bezirksamt Z., am Schwarzbach im sog. Westrich, an den Linien Homburg-Z. (11,1 km), Z.-Saargemünd (36,8 km) und Germersheim-Saarbrücken der Pfälz. Eisenbahnen, Sitz des Bezirksamtes, eines Oberlandesgerichts (Landgerichte Frankenthal, Kaiserslautern, Landau, Z.), Landgerichts mit neun Amtsgerichten (Blieskastel, Dahn, Homburg, St. Ingbert, Landstuhl, Pirmasens, Waldfischbach, Waldmohr, Z.), eines Amtsgerichts, Bezirkskommandos, einer Reichsbanknebenstelle und der 12. Infanteriebrigade, hat (1895) 12000 (6196 männl., 5804 weibl.) E., darunter 3380 Katholiken und 287 Israeliten, in Garnison das 22. Infanterieregiment und die 2. Eskadron des 5. Chevaulegersregiments Erzherzog Albrecht von Österreich, Post, Telegraph, Bezirksgremium, Alexanderskirche mit der fürstl. Gruft, Karlskirche, von Karl ⅩⅠ. von Schweden erbaut, neue kath. Kirche, neue Synagoge, Gymnasium mit Bibliothek, Realschule, Ingenieurschule, Waisenhaus; Fabrikation von Seidenplüsch, Cichorien, Dampf-, Papier- und landwirtschaftlichen Maschinen, Drahtstiften und Ketten sowie Gerbereien; prächtiges herzogl. Residenzschloß, von den Franzosen 1793 zerstört und 1868 in einen Justizpalast umgewandelt, Hilgard-Villard-Waisenhaus und Luitpold-Schulhaus. In dem sog. Kleinen Schlosse befindet sich jetzt das königl. Land- und Stammgestüt. Litterarisch ist die Stadt merkwürdig durch die seit 1779 von einer Gesellschaft Gelehrter in der herzogl. Druckerei herausgegebenen Klassiker (Bipontiner, s. d.). Z. war die Hauptstadt des Herzogtums Z. (s. den vorigen Artikel) und teilte dessen Schicksale. – Vgl. Molitor, Burg und Stadt Z. (Zweibr. 1879); ders., Vollständige Geschichte der ehemals pfalzbayr. Residenzstadt Z. (ebd. 1885).

^[Abb.]

Zweibrüderig, s. Diadelphisch und Blüte.

Zweichörig, s. Einchörig.

Zweicylindermaschine, s. Dampfmaschine.

Zweidecker, s. Deck und Linienschiffe.

Zweidrittelstück, Zweidrittel, früher in Norddeutschland das nach dem Leipziger und dem Konventionsfuße geprägte Guldenstück, weil es = ⅔ Thaler war. Neue Z. hießen die von Hannover bis 1839 und von Mecklenburg-Schwerin bis 1848 nach dem Leipziger Münzfuße geprägten Stücke; man nannte sie auch feine Z. oder feine Gulden, weil sie, wie man glaubte, aus ganz feinem, also 16lötigem Silber geprägt wären. Thatsächlich betrug die Feinheit in Hannover nur 15 8/9, in Mecklenburg-Schwerin nur 15 7/9 Lot.

Zweifach-Chlorschwefel, s. Schwefelchloride.

Zweifach-Schwefeleisen, s. Eisensulfide.

Zweifach-Schwefelmangan, s. Mangansulfide.

Zweifach-Schwefelzinn, s. Zinnsulfide.

Zweifadennähte, s. Nähen.

Zweifarbendruckschnellpresse, s. Schnellpresse und Tafel: Schnellpressen Ⅰ, Fig. 2.

Zweifel, Paul, Frauenarzt und Geburtshelfer, geb. 30. Juni 1848 zu Höngg bei Zürich, studierte in Zürich, habilitierte sich 1874 in Straßburg und wurde 1876 als Professor der Geburtshilfe und der Frauenkrankheiten nach Erlangen berufen, wo unter seiner Leitung die neue Frauenklinik erbaut wurde. 1887 kam er in gleicher Stellung nach Leipzig und hatte auch hier zunächst den Bau und die Einrichtung der neuen Universitäts-Frauenklinik zu leiten. Z. entfaltete auch eine große litterar. Thätigkeit. Er schrieb: «Lehrbuch der operativen Geburtshilfe» (Stuttg. 1881), «Lehrbuch der Geburtshilfe» (ebd. 1887; 4. Aufl. 1895), «Die Krankheiten der äußern weiblichen Genitalien und die Dammrisse» (ebd. 1885), «Gefrierdurchschnitte des graviden Uterus» (mit Braune, Lpz. 1890), «Vorlesungen über klinische Gynäkologie» (Berl. 1892), «Neue Gefrierdurchschnitte» (Lpz. 1893). Mit G. Leopold bearbeitete Z. das im Königreich Sachsen amtlich eingeführte «Lehrbuch für Hebammen» in 6. Aufl. (Lpz. 1897).

Zweifelderwirtschaft, s. Betriebssystem.

Zweiflammrohrkessel, s. Dampfkessel.

Zweiflügler oder Dipteren (Diptera), eine sehr umfangreiche Ordnung der Insekten, die als Mücken, Fliegen und Flöhe bekannten Tiere umfassend. Es sind bei ihnen höchstens zwei Flügel, die Vorderflügel, vorhanden, an Stelle der Hinterflügel treten die sog. Schwingkölbchen (s. d.) oder Halteren. Die Vorderflügel sind häutig und werden von wenigen starken Längsadern durchzogen, die meist durch einige kurze Queradern verbunden sind. Bei einigen Z. fehlen die Flügel vollständig. Der dünnstielig, mit dem Bruststück verbundene und daher frei bewegliche Kopf trägt an den Seiten ein Paar große Netzaugen, oben meist drei kleine Punktaugen, vorn die Fühler und unten die Mundteile. Letztere bestehen in einem fleischigen oder hornigen Saugrüssel, der hauptsächlich von der verlängerten und rinnenförmig zusammengebogenen Unterlippe gebildet wird. Die Rinne wird vorn durch die Oberlippe geschlossen und umschließt die in Stechborsten umgewandelten, bisweilen teilweise verkümmerten Ober- und Unterkiefer sowie eine unpaare Stechborste. Die drei Ringe des Bruststücks sind in der Regel fest miteinander verwachsen. Die Beine tragen am Ende der fünfgliedrigen Füße zwei Krallen und zwischen diesen häufig zwei oder drei zum Anheften an glatten Flächen dienende Haftläppchen. Der Hinterleib ist meist mit breiter Fläche am Bruststück angewachsen. – Die Z. machen eine vollkommene Verwandlung durch. Aus dem Ei kriecht eine fußlose Larve, die entweder weichhäutig und blaß gefärbt ist und Made heißt, oder von einer derbern und dann ge-^ [folgende Seite]