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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Brötzingen - Brücke

Brötzingen, Dorf im Amtsbezirk Pforzheim des bad. Kreises Karlsruhe, an der Enz und den Linien Pforzheim-Horb und Pforzheim-Wildbad (Enzbahn) der Württemb. Staatsbahnen, hat (1895) 5469 E., Post, Telegraph, evang. Kirche; Bijouterie-Warenfabrikation, Thongruben und Steinbrüche.

*Brown, Ford Madox, starb 6. Okt. 1893 zu London.

*Brown, George Loring, starb 25. Juni 1889 in Malden bei Boston.

*Brown-Séquard, Charles Eduard, starb 2. April 1894 in Paris.

Bruchsal-Odenheim-Menzingener Eisenbahn, schmalspurige Nebenbahn unter eigener Verwaltung, deren 15,25 km lange Hauptstrecke Bruchsal-Odenheim 5. März 1896 eröffnet worden ist. Eine 14,91 km lange Abzweigung führt von der Station Ubstadt nach Menzingen.

Brucĭa, der 323. Planetoid.

*Brücke. Die in allen Ländern schnell fortschreitende Entwicklung des Verkehrswesens hat auch in der neuesten Zeit wieder zur Herstellung von Brückenbauten aller Art geführt. Wenn auch die meisten Bauwerke von den bisherigen Konstruktionen nicht wesentlich abweichen, so sind andererseits viele von ihnen durch ihre eigenartige Anordnung interessant.

Bei den Steinbrücken, welche mehr und mehr wieder in Aufnahme kommen, macht sich das Bestreben geltend, die Baukosten dadurch herabzudrücken, daß die Gewölbstärken vermindert und die Bausteine in erheblich höherm Maße als früher auf Druck in Anspruch genommen werden. Während man noch vor wenigen Jahren über Druckbeanspruchungen von 10 Atmosphären nicht gern hinausging, sind jetzt Druckbeanspruchungen von 30 bis 60 Atmosphären ohne Nachteil in Anwendung gebracht worden. Man sucht ferner die Bogenform der Belastung möglichst anzupassen, damit die Drucklinie der Mittellinie des Gewölbes folgt und auch bei einseitiger Belastung Zugbeanspruchungen thunlichst ganz vermieden werden. Um den Verlauf der Drucklinie besser übersehen zu können, werden vielfach in die Steinbogen, wie in die Eisenbogen, Gelenke eingelegt. Ein hervorragendes Beispiel einer Steinbrücke mit Eisengelenken ist die Donaubrücke bei Munderkingen in Württemberg mit einer sichtbaren Spannweite von 50 m. Bruchstein, besonders Kalkstein, sucht man, sofern deren Härte nicht ausreichend groß ist, durch Behandlung mit sog. Fluaten (s. d.) zu verbessern.

Große und schwere Gewölbe konstruiert man aus mehrern aufeinander gelegten, aber mit Verband ineinander greifenden Ringen, weil das Lehrgerüst dann in seiner Stärke nur dem Gewicht des untersten Bogens angepaßt zu werden braucht und der unterste Bogen dann den obern Bogenringen als Lehrgerüst dienen kann. Das ältere Verfahren, den Bau des Gewölbes nur an den beiden Widerlagern zu beginnen, wird aufgegeben, und das Versetzen der Gewölbquadern beginnt an vier, ja sechs verschiedenen Stellen gleichzeitig. Wo Quadern oder sonstige Bruchsteine und auch gute gebrannte Steine fehlen, stellt man sich Betonquadern her, welche wie Bruchsteinquadern behandelt werden, oder man greift zum Betongewölbe. Bei letzterm führt sich das Einlegen von Eisenstäben, welche Zugspannung aufnehmen und die Bildung von Rissen verhindern, mehr und mehr ein. Das Monierpatent ist zwar erloschen, die Aktiengesellschaft für Monierbauten hat aber wegen ihrer geschickten Konstruktionsanordnungen ihre Bedeutung nicht verloren.

Eine wenn auch nicht in ihrer Spannweite (11 m) bedeutende, aber in ihrer Anlage recht eigenartige B. ist (anscheinend nach amerik. Anregungen) von Professor M. Möller in Braunschweig bei Überbrückung des Pleißenmühlgrabens vor dem Reichsgerichtsgebäude in Leipzig als eine Verbindung von Beton und Eisen hergestellt worden; aus der nur 0,25 m starken Betonplatte, welche mit einer Asphaltabdeckung die Brückenbahn bildet, ragen auf der Unterseite Betonrippen hervor, welche auf Flacheisen ruhen. Nachstehende Fig. 1 zeigt diese Konstruktion im Durchschnitt; Fig. 2 ist ein Schnitt quer durch die Rippen.

^[Abbildung]Fig. 1.

^[Abbildung]Fig. 2.

Die beschränkten Mittel kleinerer Gemeinden und Kreisverbände haben vielfach auch bei größern Spannweiten zur Herstellung von Holzbrücken geführt, doch sucht man die Dauerhaftigkeit dieser Bauwerke durch Behandlung der Hölzer mit fäulniswidrigen Stoffen zu erhöhen und so zu konstruieren, daß allen Hölzern Luftzutritt gewährt und Feuchtigkeit möglichst fern gehalten wird. In Amerika hat man auch dann Holzbrücken in Anwendung gebracht, wo sich die Verwendung von Holz wegen seines geringen specifischen Gewichts auf den ersten Blick auszuschließen scheint. Es handelte sich dabei um die Herstellung von Eisenbahnübergängen über Gewässer von ganz ungewöhnlicher Tiefe (27 m). Nach dem Vorbilde der Gerüstbrücken wurden in gleichen, aber geringen Abständen einzelne vorher gezimmerte Pfeilergerüste, deren Fußenden durch Steinkasten entsprechend belastet wurden, im tiefen Wasser zur Aufstellung gebracht und ihre obern Enden durch das Tragwerk einer gewöhnlichen Holzbrücke verbunden.

Von Eisenbrücken haben in Deutschland vor allen die beiden den Kaiser-Wilhelm-Kanal in hohen Bögen überspannenden B. bei Grünenthal und Levensau die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt (s. Tafel: Brücken I, Fig. 1 u. 2). Insbesondere überrascht die erstere, welche den Kanal mit einem Bogen von 156 m Weite überspannt und mit ihrer Unterkante 42 m über dem Wasserspiegel des Kanals liegt, durch die Leichtigkeit ihrer Erscheinung.

Das System der Auslegerbrücken hat fortgesetzte Anwendung gefunden, so bei der B. von Černavoda in Rumänien, bei der Red-Rock-Brücke in Nordamerika, bei der Viaurbrücke in Frankreich in der Eisenbahnlinie Carmaux-Rodez. Eine unschöne Ausführung dieses Systems ist die Mississippibrücke bei Winona.

Unter neuern eisernen Gerüstbrücken zeichnen sich einige durch ganz ungewöhnliche Höhe aus,