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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Brücke

so der Pecosviadukt der Südpacificeisenbahn mit 98,5 m Höhe und der Loaviadukt in Bolivia, welcher an der höchsten Stelle sogar 100,1 m über der Thalsohle liegt. Das höchste derartige Bauwerk ist aber 1896 errichtet worden bei Müngsten in Westfalen; seine größte Höhe über der Thalsohle beträgt 107 m.

Von großen Hängebrücken sei die neue Niagarafallbrücke erwähnt, welche im Laufe der letzten Jahre an der Stelle der ältern auf Holztürmen ruhenden Drahthängebrücke mit einer Spannweite von 387 m auf Eisentürmen neu errichtet worden ist.

Gegenüber solchen Spannweiten tritt die neue Themsebrücke in London unweit des Tower zurück, beansprucht aber insofern Beachtung, als sie einen ersten festen Übergang über die Themse unterhalb der massiven Londonbrücke bildet (s. Taf. II, Fig. 2). Die Schiffsinteressenten haben sich dort lange Jahre der Herstellung jeder Art von B. widersetzt, doch mußte schließlich im Interesse des Wagen- und Fußgängerverkehrs eine B. zugelassen werden. Freilich enthält sie Klappen zur Durchführung der Schiffe, so daß der Wagenverkehr zeitweise gehemmt wird, die Fußgänger gelangen dagegen innerhalb der Türme in Aufzügen zu einer über Mastenhöhe liegenden Laufbrücke, die den Schiffsdurchlaß überbaut.

Von beweglichen B., zu denen auch schon zum Teil die vorige B. zählt, zeigt besonders Chicago bemerkenswerte Beispiele. Der lebhafte Wagen- und Fußgängerverkehr über den Chicagofluß hinweg einerseits, der lebhafte Schiffsverkehr auf diesem Flusse andererseits forderte derartige Bauten. Die Untertunnelung des Flusses wurde bei der großen Zahl der erforderlichen Übergänge zu kostspielig, weshalb man bewegliche B. in Eisenbau ersann, welche sich durch Schnelligkeit ihrer Bewegung und die Größe ihrer Abmessungen auszeichnen. So wurde eine Klappbrücke erbaut mit einer Durchfahrtweite von 20 m. Um die Klappen nicht zu schwerfällig zu machen, faltet die einzelne Klappe bei ihrer Aufrichtung in sich zusammen; das Bauwerk hat daher in seiner Gattung den Namen Faltbrücke erhalten. Auch in Milwaukee ist eine solche B. hergestellt worden.

Eine andere Brückenart zeigt Klappen, welche sich nach dem Auflager hin bedeutend verdicken und so geformt sind, daß die Unterkante der beiden Klappen bei geschlossener B. Bogenform annimmt, und die B. dann (nach dem Vorbilde einer ähnlichen Klappbrücke in Rotterdam) auch als Bogenbrücke wirkt. Die beiden Klappen drehen sich aber bei der Aufrichtung nicht nach dem Vorbilde aller bisherigen Klappenbrücken um Achsen, sondern wälzen sich auf einer horizontalen Bahn, durch Zahnstangen geführt. Dadurch wird größere Gleichartigkeit in der bewegenden Kraft und größere Schnelligkeit der Bewegung erreicht. Man bat diese B. Schwingbrücken getauft (s. beistehende Fig. 3).

^[Abbildung]Fig. 3.

Schließlich ist in Chicago eine Hubbrücke in Eisenkonstruktion von ganz bedeutenden Abmessungen hergestellt worden, deren Fahrbahn um rund 50 m gehoben werden kann, bei einer Durchfahrtsweite für die Schiffe von 39 m (s. Taf. II, Fig. 1). Kleine, aber in ihren Bewegungsmechanismen sehr eigenartige Hubbrücken wurden in den letzten Jahren bei franz. Kanälen gebaut.

In Neuyork entstand ein eigenartiges Bauwerk zur Vermittelung des Schiffs- und Eisenbahnverkehrs. Da das Ufer gegenüber Neuyork an der betreffenden Stelle des Hudson etwa 50 m hoch liegt, wird der Übergang von Schiffen auf die in Höhe des Ufers liegende Bahn in der Art vermittelt, daß der Eisenbahnzug auf einer hochliegenden B. so weit über den Fluß geführt wird, daß die mit Schiff ankommenden Personen im Endpfeiler der B. mittels zahlreicher Elevatoren zur Höhe des auf der B. liegenden Bahnhofs gehoben werden, um dort die Eisenbahnwagen zu besteigen.

Im Hafen von Bilbao wurde ein Übergang für Personen und Fuhrwerke dadurch geschaffen, daß eine mit ihrer Unterkante 40 m über Wasser liegende Hängebrücke von 160 m Spannweite errichtet wurde, deren horizontale hochliegende Fahrbahn nur zum Tragen von Rädern dient, an welchen mittels Drahtseilen eine unten in Höhe des Ufers befindliche, von Barrieren umschlossene Plattform hängt, welche mittels der hochliegenden Räder von einem Ufer zum andern hinübergerollt wird, eine schwebende Fähre (s. Taf. I, Fig. 3) bildend.

Im Hafen von St. Malo befindet sich schon seit Jahrzehnten eine den Verkehr über den dortigen Meeresarm vermittelnde Rollbrücke, deren Tragegleis auf dem Meeresboden ruht. Dieses Bauwerk ist ein Vorbild für eine augenblicklich in der Ausführung begriffene Anlage einer Seeuferbahn zwischen Brighton und Rottingdean geworden. Das Gleis dieser Bahn liegt, der Küstenlinie folgend, gleichfalls auf Steinblöcken, welche auf dem Meeresgrunde ruhen, aber zur Ebbezeit sichtbar werden.

^[Abbildung]Fig. 4.