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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fischerschulen - Fischhandel
Über zwei Drittel davon entfallen anf England
allem. Frankreichs Produktion bezifferte sich 1893
auf 91," Mill. M., Norwegens anf 26,5 Mill. M.
Letzteres hat den verhältnisniüßig größten Export,
der sich gleichzeitig anf 54 Mill. M. belief.
Die Interessen der F. und namentlich die wirt-
schaftlichen Interessen der Seefischerei werden in
fast allen Ländern mit entwickelten Fischerciverbält-
nissen durch besondere Behörden vertreten. Die
bedeutendste sowohl dnrch die Trefflichkeit ibrer
Organisation wie dnrch den Umfang ihrer Mittel
ist die Unitoä 3wt68 I^Ii ^oininizzion in Washing-
ton. Neben dieser verdient der 1''i3iioi-v Noarä f^r
ZcoUlinä genannt zu werden. Deutschland besitzt
keine Fischereibehörde; in die Aufgaben einer solchen
teilen sich der Deutsche Seefischereiverein (früher
Sektion des Deutschen Fischcreivereins für Küsten-
und Hochseefischerei) mit dem Sitz in Berlin, Ge-
schäsrsstelle in Hannover, der seine Etatsmittcl vom
Reichsamt des Innern und vom preuß. Landwirt-
schaftsministeriilm erhält und "Mitteilungen" her-
ausgiebt, die Kommission zur wissenschaftlichen
Untersuchung der deutschen Meere in Kiel, größten-
teils aus Professoren der Universität Kiel bestehend
und dem Landwirtschaftsminister unterstehend, und
die königlich preuß. Biologische Anstalt auf Helgo-
land unter dem preuß. Kultusministerium. Sie giebt
mit der Kieler Kommission "Wissenschaftliche Meeres-
untersuchungen " heraus, deren erster Band 1895
abgeschlossen wurde und welche die Neue Folge der
"Jahresberichte" der Kieler Kommission bilden.
Die Interessen der V innenfischcrci, der Fisch-
zucht, der Teichwirtschaft und des Angelsports werden
in Deutschland in erster Linie durch den Deutschen
Fischereiverein, mit dem Sitz in Berlin, vertreten.
Nach seiner neuen Organisation umfaßt dessen Ar-
beitsgebiet das ganze Dentsche Reich. Es wurde
dies dadurch erreicht, daß die deutschen Landes-
fischereivereine und die preuß. Provinzialvereine sich
dem Deutschen Fischercivercin anschlössen zu ge-
meinsamer Arbeit. Der Verband tagt alljährlich
als Deutscher Fischereitag unter dem Vorsitz des
Präsidenten des Allgemeinen Fischereivereinv. Der
Deutsche Fisckcreivcrein arbeitet mit den Beiträgen
seiner Mitglieder, einer Subvention des Reichs
(1896: 40000 M.) und Unterstützungen der größern
Bundesstaaten und der Stadt Berlin (1896 zusam-
men etwa 8000 M.), im gangen mit einem Etat von
fast 70000 M. Die frühern Cirknlare des Deutschen
Fischereivereins sind fortgesetzt in der "Allgemeinen
Fischereizcitung" (München-Berlin, zugleich Fort-
setzung der "Bayr. Fischercizeitung") und der "Zeit-
schrift für F.". - Vgl. Steglick, Die Fischerei-
gewässcr im Königreich Sachsen (Drcsd. 1895).
* Fischerschulen. Für Binnenfischer ist die
Begründung von F. deshalb schwer durchzuführen,
weil die Binnenfischer nicht so dicht beieinander
wohnen, daß eine genügende Frequenz der Schulen
gesickert ist. Die F. werden daher durch Fischerei-
kurse ersetzt. Bayern veranstaltet solche Kurse jähr-
lich in München durch den bayr. Landcsfischerei-
verein, Württemberg in Stuttgart durch seinen
^andesvercin, Sachsen in der Tharandter Forst-
akademie, Elsaß-Lothringen in der kaiserl. Fiscb-
zuchtanstalt in Hüningen. In Preußen ist die An-
gelegenheit noch nicht einheitlich geregelt. Der Rhei-
nische Fifchereivercin unterhält einen Wanderlehrer,
der M Sachjen und Andalt nahm den Teutschen
Fischereiverein in Anspruch, welcher 1893 Kurse in
Calbe a. d. Saale veranstaltete und nach Bedürfnis
solche an andern Orten wiederholt. 1896 fanden
reichwirtschaftliche Knrse statt, welche der Deutsche
Fischerciverein in Trachenberg unter Benutzung der
dort durch den Schlesischen Fischereiverein begrün-
deten Versuchsstation und deren Versnchsteichen ab-
hielt; an diefer Station werden fernere regelmäßige
Kurse stattfinden. Auch an der biologifchen und
Fischereiversucksstation des Deutschen Fischereiver-
eins am Müggeliee sind Kurse geplant.
Fischfluß/Großer. 1) Fluß in Namaland in
Deutsck-Südwestafrika, hat im Auasgcbirge (süd-
lich von Windhock) sein Quellgebiet; er entsteht aus
der Vereinigung des Oasib mit dem Onaob und
dem Gubagub, erhält als bedeutendsten Nebenfluß
von Westen, oberhalb Gibeon, den Narob, und
mündet als Aub (oder Oup) in den Oranjefluh. Er
trocknet zwar niemals vollständig aus, ist aber nicht
schiffbar. Seine Länge beträgt 660 km. - 2) Fluß
in der östl. Kapkolonie, entspringt im Distrikt
Middelburg am Kompaßberg, uimmt verschiedene
Zuflüsse von den Zuur- und Bamboesbergen auf
! und mündet nach einem äußerst gewundenen Lauf
! durch tief eingefchnittene und dicht bewaldete Thal-
i gründe ("I^i8li liivei- Nn3n", in den Kasfernkriegen
viel genannt) östlich von Vathurst in den Indischen
^ Ocean. Während des Winters meist trocken, schwillt
er nach den Regengüssen des Sommers oft bis zu
9 m Tiefe in wenigen Stunden an.
^Fischhandel. Der seit lange von der Unter-
elbe ausgehenden Segelfifcherflotte von beinahe 400
Fahrzeugen ist in den letzten Jahren eine Flotte von
etwa 90 Fifchdampfern an die Seite getreten. Der
^ Gesamterlös der Fischversteigernngen in allen fünf
, in Geestemünde-Bremechaven undHamburg-Altona
z befindlichen Verkanfshallen belicf sich 1894 auf
5 946 000 M., was einer Zufuhr von über 60 Mill.
i Pfd. frifcherFifche entsprechen dürste. 1894/95 lieferte
! die Störfifcherei in der Elbe, Ems, im Wattenmeer
^ und der Nordfee insgesamt 4570 Stück. An manchen
! Orten der deutschen Küste, z.V. in derElbmündung,
! werden noch viele Heringe und Sprotten gefangen,
^ ohne bis jetzt zu Konserven verwendet zu werden.
^ So werden in derAuhcnelbe jährlich riesige Mengen
! junger Heringe gefangen (einschließlich Sprotten
! 1894: 6 240000 1(3), welche fast nur als Dünger
! Verwendung finden. Die Einfuhr vom Auslande
an gesalzenen Heringen betrug 1894: 1367 75>1 Faß,
! 1893: 1399 004 Faß. Die wichtigsten Einfuhrhäfen
> sind Hamburg, Stettin und Königsberg. Die Ursache
! für die geringe Beteiligung Deutschlands an der sog.
! großen Heringsfischerci ist darin zu suchen, daß diese
Fischerei sich m zu großer Entfernung von der deut-
! fchen Küste ahspielt, so daß die einzige seit längerer
^ Zeit in Deutschland bestehende größere Herings-
, sisckercigesellschaft in Emden, wohin jetzt auch noch
eine zweite Scefischereigesellschast aus den Nieder-
landen übergesiedelt ist, dem Auslande gegenüber
! lange Zeit nicht konkurrenzfähig war. Inzwifchen
hahen sich die Verhältnisse wesentlich gebessert; auch
in Norden und in Glückstadt ist man mit der Grün-
dung vonHeringsfifchereigefellfchasten vorgegangen;
! Vegesack und Altona sind in kurzer Zeit gefolgt. Alle
^ diese Gesellschaften, mit alleiniger Ausnahme der
z Norder, welche wieder eingegangen ist, blicken bereits
^ auf eine erfolgreiche Thätigkeit zurück, so daß man
mit Recht der großen Heringsfischerei in Deutschland
! eine Epoche des Aufgangs m ihrer Entwicklung
! prophezeit. 1895 war die Anzahl der unter deutscher