Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gehörfarben; Gehöröl; Gehverbände

461

Gehörfarben - Gehverbände

Lebensbalsam von Spudäus, s. Spudäus' Lebensbalsam.

Lungenkräuterthee von Dr. O. Hennig, dargestellt von N. Kärten in Solingen, besteht ans je 5 g Senegawurzel, Lindenblüten und Aniskörnern, je 10 g Veilchen- und Süßholzwurzel, 15 g Bittersüßstengeln, 20 g Koriander und 25 g Carrageenmoos; Preis 1 M., Wert 25 Pf.

Luperin, ein franz. Trunksuchtsmittel, soll ein Gemisch ans Enzian- und Colombowurzel und Quassiaholz sein. Es schmeckt sehr bitter und hilft nichts.

Migrosine des Heilmagnetiseurs Otto Mengler in Breslau, ein Mittel gegen Migräne, ist eine Lösung von 4 g Menthol in 16 g Essigäther. Preis 1 M., Wert 20 Pf.

Mustachesbalsam von P. Bosse, Barterzeugungsmittel, ein Gemenge von Wachs mit Schmalz oder Öl; unwirksam; 80 g kosten 2 M. 50 Pf., Wert 40 Pf.

Nervenfluid von Dressel, ein weingeistiger Auszug von Arnikablüten mit etwas Menthol oder Pfefferminzöl; Wert 30 Pf.; wirkt nur vorübergehend.

Nervenschoner, von Rob. Oswald in Breslau, ein Mittel gegen nervöse Schlaflosigkeit, besteht lediglich aus 2 Gummizäpfchen, mit welchen der äußere Gehörgang des Ohres zu verstopfen ist; Preis 2 M. 50 Pf., Wert 20 Pf.

Obstipationsmittel (gegen Verstopfung und Blähung) von Behnke in Hamburg, ist eine Emulsion aus Ricinusöl mit Magnesia und Crotonöl; wegen des Crotonöls mit Vorsicht zu gebrauchen. Preis 1 M. 20 Pf., Wert 40 Pf.

Odol, soll eine mit Saccharin versüßte, mit Pfefferminzöl parfümierte Lösung von Salol oder einem damit in den Reaktionen übereinstimmenden Stoffe in Alkohol sein; Wert 50 Pf.

Orientalisches Extrakt von W. Kraus in Köln, als Enthaarungsmittel empfohlen, enthält Weizenstärke mit etwa 27 Proz. Ätzkalk und etwa 13 Proz. Schwefelarsen. Giftig. Preis 1 M. 50 Pf., Wert 20 Pf.

Ozonogenpapier von Dr. Kopp in Straßburg, soll angezündet und verbrannt ansteckende Krankheiten fernhalten; wirkungslos.

Paracelsia-Heilmittel von H. Frey in St. Ludwig im Elsaß, bestehen hauptsächlich aus Milchzucker und sind wirkungslos.

Parfüm Germicide, als desinfizierendes Parfüm von der Red Gross Germicide Co. in London in den Handel gebracht, besteht aus einer konzentrierten Lösung von Thymian, Citronen-, Lawendel- und Fichtennadelöl in Alkohol. Preis 4 M., Wert 80 Pf.; ohne desinfizierende Eigenschaften.

Pate des Gnomes von Dr. Thomson, Bartwuchsmittel, eine rosagefärbte parfümierte Salbe aus Stärke, Vaselin und Glycerin; wirkungslos; 50 g kosten 2 M. 50 Pf., Wert 50 Pf.

Pélagine, Mittel gegen Seekrankheit, von Fournier, eine ätherische Lösung von Antipyrin, Cocain und Coffein; wegen des Cocaingehaltes gefährlich.

Präservativpillen von Laville in Paris, enthalten 47 Proz. lösliche organische Stoffe, 3,8 Proz. in Wasser lösliche Mineralbestandteile (schwefelsaure und phosphorsaure Alkalien), 27 Proz. unlösliche Pflanzenteile (hauptsächlich Zaunrübenpulver), 4,4 Proz. unlösliche Mineralbestandteile (Sand, kohlensauren Kalk) und 6,8 Proz. Harzbestandteile, besonders Guajakharz.

Quinquina Raphael von Lanique in Metz, ein Wein, der nur geringe Spuren Chinin erkennen läßt.

Radikal-Wurmpulver von F. Großmann in Düsseldorf, soll, wie die Radikal-Wurmtabletten, lediglich aus gepulverten Rainfarnblättern bestehen; fast wirkungslos.

Reduktions- und Entfettungspillen, Marienbader, bestehen aus Calciumcarbonat, Magnesiumcarbonat, Lithiumcarbonat, Kaliumsulfat, Natriumsulfat, Natriumchlorid, Natriumbicarbonat, Süßholz, Eibischwurzel, Cascarillextrakt und Wasser; wirken als Abführmittel.

St. Jakobsöl, enthält 82,4 Teile Terpentinöl, 10 Teile Äther, 5 Teile Alkohol, 2 Teile Carbolsäure, 0,4 Teil span. Pfeffer, 0,013 Teil Aconitumalkaloide und Kampfer (in Terpentinöl gelöst), parfümiert mit Origanumöl. Wahrscheinlich ist das Öl mit Santelholzöl gefärbt.

Santal Midy, besteht in Gelatinekapseln mit je 0,3 g Santelholzöl.

Schönheitsextrakt von Gebhardt, ein Mittel gegen Hautkrankheiten, besteht ans nahezu gleichen Teilen Glycerin und Ricinusöl; fast wirkungslos; Preis 2 M., Wert 30 Pf.

Schweißreduktionsmittel von Hoffmann in Koblenz, besteht ans etwa 95 Proz. Weinsäure, 2 Proz. Borsäure, 1/2 Proz. Essigsäure und 2 1/2 Proz. schwefelsaurem Kalk. Nach Angabe des Verfertigers soll es aus Thonerdeverbindungen und Fruchtsäuren zusammengesetzt sein.

Solution antidiabetique von Dr. Moreau in Lyon, eine mit Cochenille gefärbte Lösung von 2,5 Proz. doppeltkohlensaurem Natrium und 10 Proz. Glycerin in Wasser. Wirkungslos.

Sommersprossencream von Lewinsohn, eine parfümierte Lanolinsalbe, die 10 Proz. weißen Quecksilberpräcipitat und etwas salpetersaures Wismut enthält. Giftig.

Sommersprossenmittel von Ch. Stangen in Berlin, eine wirkungslose und giftige Lösung von 0,5 bis 1,2 Proz. salpetersaurem Quecksilberoxydul in Wasser.

Sommersprossensalbe Dr. Legraus, mit Rosenwasser und etwas salpetersaurem Wismut versetztes Fett, ohne jede Wirkung. (S. auch Creme Lefebure, Eau des Circassiennes.)

Spudäus' Lebensbalsam: Enzianwurzel, Angelika-Wurzel je 120 g, Kalmuswurzel 80 g, Aloe 580 g, Rhabarber 100 g, Safran 20 g werden durch 10 l Franzbranntwein ausgezogen.

Sterbas Brustsaft, ist parfümierter, rot gefärbter Zuckersaft ohne jede besondere Wirkung.

Trunksuchtspillen von A. Vollmann in Berlin, Pillen aus Enzianwurzel und Enzianextrakt. Gegen Trunksucht unwirksam; Preis 10 M., Wert 50 Pf. (S. auch Luperin.)

Universalmagensalz von Gebr. Wetter in Hamburg, ist lediglich gewöhnliches doppeltkohlensaures Natrium; Preis 60 Pf., Wert 10 Pf.

Vegetabilisch-elektrisches Fluidumblau, s. Elektrohomöopathische Sternmittel.

Voltakreuz, zwei aus Zinn und Kupfer bestehende, durch einen gelben Faden verbundene Kreuze, zwischen denen ein Stück roter Filz befestigt ist. Es soll als Talisman um den Hals getragen werden. Wertlos und wirkungslos.

Warzenmittel von Molfenter in Ulm, auch gegen Balggeschwülste und andere Hautauswüchse empfohlen, ist lediglich rohe Salzsäure; Preis 6 M., Wert 10 Pf.

Wasmuths Hühnerangenringe, sind mit einer zerteilenden Paste bestrichene Stoffringe, welche den Schmerz lindern, aber niemals die Hühneraugen gänzlich vertreiben. Preis für 12 Stück 1 M., Wert höchstens 20 Pf.

Wybert-Tabletten, ein Schweizer G. gegen Husten, bestehend ans 54 Teilen Lakritzen, 90 Teilen Zucker, 30 Teilen Gummiarabikum und etwas Pfefferminzöl.

Zahnwasser (Illodinzahnwasser), eine rot gefärbte Lösung von Pfefferminzöl, Nelkenöl, Rosenöl, Anisöl, Menthol uud Salol in Alkohol.

Gehörfarben (frz. audition colorée; engl. colour hearing), farbige Vorstellungen, mit denen bei manchen Menschen gewisse oder alle Gehörseindrücke verknüpft sind. Die Association scheint in früher Jugend zu entstehen und wird später zwangsmäßig. Meist sind es Vokale und Diphthonge, seltener musikalische Töne und Klänge, die "farbig" gehört werden. Eine feste oder gesetzmäßige Beziehung zwischen bestimmten Vokalen und zugehörigen Farben ist bisher nicht nachzuweisen gewesen; hier herrscht individuell und sprachlich die größte Mannigfaltigkeit. Es scheint, daß die Association entsteht durch Worte, welche Gegenstände ausgeprägter Farbe bezeichnen und deren Klangbild einen charakteristischen Vokal besitzt. Über einige Beobachtungen über G. vgl. Gruber in der "Revue scientifique", 1893.

Gehöröl von S. Fischer, von Dr. Schipke, von Schmidt, s. Geheimmittel.

Gehverbände, besonders konstruierte Schienenverbände oder Verbände aus erhärtenden Stoffen, z. B. aus Gips, in denen Kranke mit Verletzungen oder Krankheiten der untern Extremitäten umhergehen können. Die Möglichkeit solcher Verbände hat zuerst ein Nichtarzt, Friedrich Hessing, geboren 1838 in Schönbronn bei Rothenburg ob der Tauber, seit 1868 Inhaber einer staatlich konzessionierten Heilanstalt in Göggingen bei Augsburg, durch seine kunstvollen Hülsenverdände dargethan, und sie werden in der modernen Chirurgie immer mehr angewendet, besonders auch bei Knochenbrüchen älterer Individuen, bei denen anhaltende Bettruhe leicht zu lebensgefährlichen Lungen- und Herzkrankheiten führen kann. Gehschienen werden gewöhnlich von Bandagisten angefertigt. Einfacher sind die von den Ärzten selbst angefertigten G. aus erhärtenden Stoffen, z. B. aus Gips, in die Eisenschienen oder eiserne Gehbügel zum Auftreten für die Kranken eingefügt werden. Die mit diesen G. erzielten Erfolge sind günstig, besonders auch bei Knochenbrüchen, die Heilungsdauer wird abgekürzt und der schädliche Einfluß der anhaltenden Bettruhe auf das Allgemeinbefinden vermieden. Die G. werden sich besonders auch für die Kriegschirurgie empfehlen.