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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Haverland - Heermann
und 6 3/4 m Breite, das 7 Nähmaschinen, einen großen Bügelofen, 16 Bügeleisen und mehrere Bügelbretter aufweist. 17 Personen benutzen sie, und jeder zahlt pro Woche iFrs. Sitzgeld, außerdem 20-80 Cent. von jedem Stück, das er anfertigt. Die Einrichtungskosten wurden von der Gewerkschaft der Schneider aufgebracht. In Zürich, wo das Lokal 2 Zimmer umfaßt, das eine zu einem Fenster mit 5 Arbeitsplätzen, das andere zu 4 Fenstern mit 15 Arbeite" Plätzen, zahlt jeder Geselle 1 Frs. wöchentlich Platzmiete und kann dafür die Werkmittel: 3 Nähmaschinen und 1 Bügelofen mit 12 Eisen, benutzen. In ähnlicher Weise haben sich die Meerschaumbildhauer in Wien zusammengethan und ein gemeinsames Arbeitslokal eröffnet. Zweifellos ist diese Idee ganz glücklich und weiterer Ausbildung fähig.
Immer aber bleibt es dabei wünschenswert, daß diese Selbsthilfe durch die Gesetzgebung Unterstützung erfährt. Das kann nun so geschehen, daß man etwa alle H. verbietet oder alle Betriebsstätten unter den gleichen Schutz stellt, wie die Fabriken. Das erstere würde heißen, ähnliche Zustände schaffen, wie sie die Jagden auf Böhnhasen in den Zeiten der Zunftverfassung darstellen, denn es werden sich eben viele das Recht auf derartigen Erwerb nicht verkümmern lassen wollen. Das letztere aber würde die Vermehrung derZahl von Gewerbeinspektoren in großem Umfange bedingen, da schon jetzt ihre Wirksamkeit nicht als eine ausreichende angesehen werden tann. Gleichwohl bat man in England und Amerika doch sich zum Erlaß besonderer Gesetze, die wenigstens gegen H. unter besondern Umständen gerichtet sind, entschlossen. In England bat das Fabrikgesetz von 1895 verfügt, daß diejenigen Personen, die Arbeit ausgeben, streng bestraft werden können, wenn sie veranlassen oder gestatten, daß Kleidungsstücke angefertigt, gereinigt oder ausgebessert werden in einem Wohnhause oder Gebäude, worin ein Einwohner von Scharlach oder Blattern befallen ist. Zur Durchführung dieser Bestimmung ist ein Registrierungszwang der Hausindustriellen seit 1. Febr. 1896 ausgesprochen. Die Unternehmer in bestimmten Gewerbszweigen sind verpflichtet, eine Liste zu führen, in der die Namen aller von ihnen außerhalb der Fabrik beschäftigten Personen angegeben sind. Nach einem andern Paragraphen des neuesten Fabrikgesetzes wird verboten, den dem Arbeiterschutz unterworfenen Kindern, den jugendlichen und weiblichen Hilfsarbeitern nach Vollendung ihrer Arbeit in der Fabrik noch Arbeit mit nach Hause zu geben.
In Österreich ist man zur Zeit ebenfalls mit der Regelung der Sache beschäftigt. Das Handelsministerium hat im April 1896 einen Entwurf aufgestellt, der darauf hinauskommt, die Zahl der Sitzgesellen zu regeln, indem man ihre Thätigkeit an den Besitz einer behördlich auszufertigenden Arbeitskarte knüpft und die Zwischenmeister (s. d.) allmählich aus der Welt zu schaffen sucht.
Die Hauptsache wird wohl immer bleiben, wenn man der H. energisch zu Leibe rücken will, derartige gemeinsame Betriebsstätten zu eröffnen, wie in der Schweiz geschehen ist. Dazu gehören keine großen Mittel, und die H. wird aus der Heimlichkeit heraus gezogen, die heute vielfach das Elend der ihr Obliegenden bedingt.
Die Litteratur über die H. ist in den letzten Jahren mannigfach erweitert worden. Zwar die vom Verein für Socialpolitik begonnene Enquete ist nicht weit gediehen und bat nur vier Bändchen (Bd. 39-42 der "Schriften des Vereins") ans Licht gebracht. Ziegler, Socialpolit. Aufgaben auf dem Gebiete der H. (Berl. 1890) ist gut gemeint, Sombarts Zusammenstellung im "Handwörterbuch der Staatswissenschaften" eine eindringende Studie. Vor allen Dingen ist zu nennen Schwiedland, Vorbericht über eine gesetzliche Regelung der Heimarbeit (Wien 1896).
Haverland, Anna, Schauspielerin, geb. 8. Jan. 1851 in Berlin, begann ihre Carriere in Leipzig (1871-74), wo sie nach anfangs geringem Erfolg sich allmählich in der Gunst des Publikums festsetzte, war dann 1874-78 am Dresdener Hoftheater engagiert, 1878-79 am Schauspielhause in Berlin und gehörte dann, nach kurzem Engagement in Frankfurt a. M. und Wien, dem Meininger Theater bis 1883 an, dem sie auch später noch einmal auf kurze Zeit ihre darstellende Kunst widmete. In Berlin war sie noch zweimal engagiert: 1883-85 am Deutschen Theater, 1892-93 am Berliner Theater. 1885-92 gastierte sie in Deutschland, Rußland, Holland, England und Amerika. Seit 1896 gehört sie wieder dem Königlichen Schauspielhause an. Anna H. ist eine Darstellerin von schönen Mitteln, mit einem wohllautenden, kräftigen Organ, harmonisch, aber auch energisch und durchgreifend in ihren Leistungen. Von ihren Rollen sind zu nennen Iphigenie, Adelheid in "Götz", Gräfin Terzky.
* Havet, Ernest. Sein Sohn Julian H. starb 19. Aug. 1893 zu St. Cloud.
Head-ache Lotion (engl., spr. héddehk lohsch’n), Headine (spr. hedd-), s. Geheimmittel.
Hebephrĕnie (grch.), Geistesstörung im Jünglingsalter, eine meist in der Zeit vom 16. bis 30. Jahre auftretende Geisteskrankheit, welche unter depressiven Erscheinungen und unter progressiver Abnahme der geistigen Kräfte verläuft.
Hecklingen, Dorf im Kreis Bernburg des Herzogtums Anhalt, an der Linie Blumenberg-Staßfurt der Preuß. Staatsbahnen, bat (1895) 5282 E., Post, Telegraph, schöne evang. St. Georgskirche (um 1130 erbaut), ehemals ein Benediktinerinnenkloster, um 1070 von den Edlen zu Hakelingen begonnen; Fabriken für Gemüsekonserven, Zucker, Maschinenöl und Chemikalien.
Hedersleben, Dorf im Kreis Aschersleben des preuß. Reg.-Bez. Magdeburg, au der Selke und an der Linie Halle-Vienenburg-Goslar der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 2446 E., Post, Telegraph, evang. und kath. Kirche, ehemaliges Cistercienserkloster, 2 Klostergüter; Zuckerfabrik, 12 Saftfabriken, Seilerei, Ziegelei, Brauereien. - Vgl. Dümmling, Geschichtliche Nachrichten über das Kloster und die Gemeinde H. (Hedersleben 1895).
* Heeckeren, Georges Charles d’Anthès, Baron von, starb 10. Nov. 1895 zu Sulz im Elsaß.
* Heemskerk, Jan, starb 10. Okt. 1897 im Haag.
Heerdt, Dorf im Kreis Neuß des preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, am Rhein und an der Nebenlinie Neuß-Obercassel (Station H.-Büderich) der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 4396 E., Post, Telegraph, Bürgermeisterei, kath. Kirche, Krankenhaus; Eisengießerei, Fabrikation von Flur- und Cementplatten, Maschinen, Reisstärke, Palmkernöl, Soda und Dachpappe, Dampfölmühle, Brauereien, Brennerei, Ringöfen, Ziegeleien, Kiesbaggerei und eine Eisenhütte (Hochofen) am Einfluß des Erftkanals in den Rhein.
Heermann, Hugo, Geiger, geb. 3. Mär) 1844 in Heilbronn, spielte schon 1854 öffentlich in Wild-^[folgende Seite]