Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

625
Janson - Japan
des Deutschen Reichs" (Hamb. 1873), "Der Markenschutz und die Gewerbepolitik des Deutschen Reichs" (ebd. 1873), "Die europ. Baumwollindustrie und deren Produktionsbedingungen u. s. w." (Berl. 1882), "Kolonien, Kolonialpolitik und Auswanderung" (gemeinschaftlich mit Röscher, Lpz. 1885), "Die deutsche Handelsexpedition nach Marokko" (Berl. 1887). Außerdem giebt J. die Wochenschrift "Export" (seit 1879) heraus.
*Janson, Paul, unterlag bei den Neuwahlen zur Kammer im Okt. 1894; doch wurde er darauf in den Senat gewählt.
*Janssen, Peter, wurde 1895 zum Direktor der Düsseldorfer Akademie ernannt.
*Japan (hierzu Karte: Japan und Korea). Bevölkerung. Ende 1894 hatte I. 41810000 E. oder 109,3 auf 1 qkm. Da seit zehn Jahren die jährliche Zunahme im Durchschnitt 0,73 Proz. oder 400000 Personen betrug, so wird die Gesamtzahl Ende Dez. 1896 auf etwa 42,61 Mill. gestiegen sein. Durch Chinas Abtretung von Formosa und den Pescadores erhielt J. 1895 einen Zuwachs von 35000 qkm mit etwa 3 Mill. E. Am dichtesten bevölkert ist das mittlere und westl. Hondo mit allen Städten über 100000 E. Dort kommen auf 148354 qkm 25648907 Personen, demnach 172 E. auf 1 qkm. Das immer noch dünn bevölkerte Hokkaido zählte Ende 1894 einschließlich der Aino 422300 Bewohner (5 auf 1 qkm). Die fluktuierende Fischer- und Handelsbevölkerung, die während des Sommers des Fischfangs wegen vom nördl. Hondo 1894 die Insel besuchte, betrug 95469 Personen.
Nach den drei Gesellschaftsklassen verteilten sich Ende 1893 (1894) die Japaner folgendermaßen: Kazoku oder Adlige, 599 Familien mit 3905 (3884), Shizoku (früher Samurai), die frühere Krieger- und Beamtenklasse, 432723 Familien mit 2024317 (2039475), Heimin, das gewöhnliche Volk, 7875622 Familien mit 39360091 (39766843) Personen.
Die männliche Bevölkerung überstieg die weibliche um 424453 Personen. Auffallend ist der Geschlechtsunterschied nach den drei Gesellschaftsklassen. Beim Adel überwiegt das weibliche Geschlecht um 10-17 Proz. In der Samuraiklasse kommen auf 99 weibliche Personen 100 männliche und beim Volke 97 weibliche auf 100 männliche. Auf je 100 Personen kommen jährlich annähernd drei Geburten und ein Sterbefall. Bei der letzten Volkszählung hatten im ganzen 7978 Personen das 90. Lebensjahr überschritten, nämlich 2629 Männer und 5349 Frauen. Ein hohes Alter erreichten somit halb soviel Männer als Frauen. Auffallend groß ist die Zahl der Ehescheidungen, nämlich 116636 gegenüber 357913 Heiraten. Es kam also auf je drei Eheschließungen eine Scheidung.
Im Auslande lebten Ende 1895: 41590 Japaner, davon beinahe der dritte Teil auf den Sandwichinseln. Die Auswanderung der Arbeiterklasse nimmt zu. Sie ist nicht sowohl ein Zeichen des wachsenden Wohlstandes als vielmehr des Überflusses an Arbeitskräften, der persönlichen Freiheit und des größern Unternehmungsgeistes. Andererseits gab es in J. 5875 Ausländer, darunter 1576 Chinesen (vor Ausbruch des Krieges), 1830 Engländer, 931 Amerikaner, 448 Deutsche, 408 Franzosen, 134 Russen, 123 Portugiesen (meist von Macao), 84 Holländer und 341 von andern Nationalitäten.
Das Christentum hat unter den Japanern nicht die Fortschritte gemacht, die man von der vollen Religionsfreiheit seit 1876 erwartete, und die Zahl der Bekenner, die neuerdings auf 200000 schätzt wird, ist noch zu hoch gegriffen. Daß aber volle Religionsfreiheit besteht und zwar nicht bloß nach dem Wortlaut des Gesetzes, ist außer Zweifel. Dies zeigt sich z. B. darin, daß zum Präsidenten des ersten Reichstags ein Christ gewählt wurde.
Industrie. Im landwirtschaftlichen Gewerbe haben besonders die Seidenzucht und der Theebau fortdauernd einen großen Einfluß geübt, den wichtigsten Teil der japan. Ausfuhr geliefert und wie kein anderer Erwerbszweig zur Hebung des Nationalwohlstandes beigetragen. Wenn in neuester Zeit das Kulturland sich um 1-2 Proz. vermehrt hat, so ist dies nicht zum geringsten Teile der Zunahme der Theegärten und namentlich der Maulbeerpflanzungen für die Seidenzucht zuzuschreiben. Die Befürchtung, daß die kunstgewerblichen Erzeugnisse J.s ihren Charakter und Reiz verlieren würden, bat sich nicht bestätigt. Das japan. Kunsthandwerk ist vielmehr auf feinen wichtigsten Gebieten, in der Keramik, Email-, Metall-, Holz-, Lack- und Seidenindustrie heute noch ebenso leistungsfähig, wie zur Zeit der Restauration (1868). Es hat sogar in der Emaillierkunst und Teppichweberei sehr große Fortschritte gemacht, ohne dadurch das specifisch japan. Gepräge zu verlieren. Die Großindustrie I.s mit mechan. Betrieb gehört ganz der Neuzeit an. Auf diesem Gebiete ahmen die Japaner lediglich das Abendland nach, benutzen dessen Maschinen, Erfindungen und Erfahrungen und verwerten alle großen Vorteile, die ihnen ihr Land bietet: Kohlen, Holzreichtum und viele Wasserkräfte, sowie gelehrige, geschickte, billige und willige Arbeitskräfte in großer Auswahl. Osaka und seine weitere Umgebung ist der Hauptsitz dieser aufblühenden, neuen Großindustrie und Kobe-Hiogo der Einfuhrhafen ihres Rohmaterials, soweit es vom Lande selbst nicht geliefert wird. Es giebt jetzt kaum einen Bezirk von einiger Bedeutung für die Seidenzucht, der nicht eine Spinnerei besäße. Zur Ausfuhr der Roh- und Abfallseide gesellte sich in neuester Zeit eine beträchtliche von seidenen Geweben. Von den übrigen Zweigen der Textilindustrie ist die rasche Entwicklung der Baumwollspinnerei von besondern: Interesse. 1895 verarbeitete J. in 58 Spinnereien, davon die meisten in Osaka und Nachbarschaft, mit rund 632000 Spindeln und 40000 Arbeitskräften im ganzen 182000 t Rohbaumwolle, und zwar 2351 t einheimische, 61404 t chinesische, 71938 t indische, 18552 t nordamerikanische, 412 t ägyptische und 7343 t von anderer Herkunft. Die Besitzer jener 58 Faktoreien bilden eine Genossenschaft, die die Einfuhr des Rohmaterials und den Vertrieb der Garne beherrscht. Zu den Spinnereien sind neuerdings auch mehrere mechan. Webereien gekommen. Einige Artikel derselben, wie baumwollene Hand- und Betttücher, haben, nicht sowohl ihrer Güte, als vielmehr ihres sehr billigen Preises wegen, die europ. Einfuhr fast ganz verdrängt und auch in China ein gutes Absatzgebiet gefunden. Tuchfabriken besitzt J. drei, von denen eine in Osaka Flanell webt. Die Wolle liefert Australien. Von andern Industriezweigen ist vor allem die Fabrikation von Seife, Zündhölzern, Regenschirmen, Uhren, Glaswaren hervorzuheben. In den drei ersten Artikeln hat J. Europa vom ostasiat. Markt bis nach Singapur im Süden fast ganz verdrängt, allerdings nicht sowohl durch die Güte,