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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mikroskopische Technik
sog. Irisblende, bei welcber die Öffnung durch
Übereinanderfchieben sichelförmiger Vlä'ttchcn kon-
tinuierlich verengt werden kann. Die Irisblende
kann auch excentrisch gestellt werden, wodurch man
eine sckiese Beleuchtung erhält, welche zur Erkennung
mancher Strukturdifferenzen von Vorteil ist. Im
Gegensatz zum Strukturbild bedarf das Farbenbild
einer Beleuchtung durch möglichst wcitgeöffnete
Strahlenkegel, besonders, wenn es sich darum
handelt, gefärbte Bakterien im tierischen Gewebe zu
beobachten, wobei durch diefe Beleuchtung die Struk-
turlinien des Gewebes ausgelöscht werden und die
gefärbten Bakterien stark hervortreten. Zur Er-
zielung eines möglichst weit geöffneten Strablen-
kegels schaltet man eine geeignete Linfcnkombination,
z. B. den Abbeschen Kondensor, zwischen Ve-
leuchtungsspiegel und Präparat ein. Eine Er-
höhung der specifischen Lichtintensität wird dadurch
nicht hervorgebracht; die Einrichtung bezweckt nur
die Wirkung emer ausgedehnten, sehr nahe an das
Präparat gerückten Lichtquelle. Wegen der ver-
schiedenen Entfernung der Lichtquellen muß der
Kondensor in der Richtung der Mikroskopachse ver-
schiebbar sein, damit der Brennpunkt des Kon-
densors auf das Objekt eingestellt werden kann.
Bei dem in Fig. 1, Taf. I abgebildeten Abbescken
Beleuchtungsapparat ist X der Kondensor
(mit 1,20 numerischer Apertur), 3 der Spiegel.
Unter dem Kondensor liegt die Irisblendung,
welche schief gestellt und gedreht werden kann. I<i
ist ein Kondensor mit 1,40 numerischer Apertur,
() eine Cylinderblende. Der Kondensor kann auch
heraustlappbar konstruiert werden (Taf. I, Fig. 3);
bei der Beobachtung ohne Kondenfor kann dann
eine Abstufung des Strahlenkegels mittels der Iris-
cylinderblendung bewirkt werden, die mit dem
Apparat fest verbunden ist und deren Eicheln
eine solche gewölbte Gestalt haben, dah der Rand
der Öffnung dicht unter das Präparat zu liegen
kommt.
Zum raschen Auswechseln der Objektive für ver-
schiedene Vergrößerungen dienen Objektivwechsler.
Sehr gebräuchlich ist der Nevolverobjektivwechsler
oder kurz Revolver (Taf. I, Fig. 4), welcher 2, 3
oder 4 Objektive aufnimmt, die nacheinander in die
Mikroskopachse gedreht werden können. Der Re-
volver lfür 3 Objektive) ist auch in Fig. 6 und 7 der
Taf. I sichtbar. BeimSchlitten objektiv Wechsler
(Fig. 5) ist die Zahl der auswechselbaren Objektive
unbeschränkt, und jedes einzelne Objektiv kann genau
centriert werden. Es sind auch Objektive mit ver-
änderlicher Vergrößerung (Taf. II, Fig. 2) kon-
struiert worden, bei denen durch den Ring 1515 das
obere Linsensystem verschoben werden kann, wodurch
die Vergrößerung nahezu im Verhältnis 1:2 ver-
ändert wird.
Die gröbern Verschiebungen des Mikroskoptubus
werden durch ein in eine Zahnstange eingreifendes
Zahnrad bewirkt. Die endgültige feine Einstellung
geschieht durch eine Mikrometersckraube, deren Kopf
in Hundertelmillimeter geteilt ist. Die Mikrometcr-
schraube kann außerdem zu Dickenmessungen dienen.
Das ganze Stativ läßt sich bei mittlern und großen
M. mittels eines Scharniers neigen, um dem Be-
obachter eine bequeme Kopfhaltung zu ermöglichen,
und in jeder Lage durch einen Druähebel fixieren.
Zu großer Vollkommenheit ist der Objekt tisch
ausgebildet worden. Bei großen M. ist cr drcbbar
und außerdem m zwei aufeinander senkrechten Rich-
tungen verschiebbar. Beim Kreuztisch wird jede
dirette Bewegung des Objekts mit der Zand erüb-
rigt, da dasselbe in zwei aufeinander senkrechten
Richtungen auf Schienenführungen mittels Zahn-
stangen verschoben werden kann. Außerdem giebt
es für vorübergehenden Gebrauch noch bewegliche
Objekttische zum Auffchrauben auf den mit dem
Stativ verbundenen Objekttisch.
Ein mittleres M. zeigt Fig. 6 der Taf. I. Es
besitzt umlegbarcs Stativ, feine Einstellung, Abbe-
schen Beleuchtungsapparat, Revolver, aber glatten,
festen Objekttisch. Mit beweglichem Kreuztisch ist
das in Fig. 7 der Taf. I abgebildete große M. aus-
gestattet. Ein kleines besonders für die Fleischbeschau
sich eignendes M. ist in Taf. II, Fig. 8 dargestellt.
Zu Demonstrationen im Auditorium dient das
Handmikroskop (Taf. II, Fig. 5), welches horizontal
gegen das Fenster oder eine Lampe in der Kand
gebalten wird.
Bei Herstellung der Präparate bedient man sich
verschiedener Hilfsinstrumente, als Mikrotom (s. d.,
Bd. 11), Präparierstativ, Heizapvarat u. a., zum
Abzeichnen der mikroskopischen Bilder des Zeichen-
apparats. Ein Support-Mikrotom (Taf. II, Fig. 3)
hat folgende Einrichtung. Das Messer N wird durch
die Kurbel I< verschoben. Das Präparat bei I> ist
mit dem Schlitten 8 verbunden, der durch die Mikro-
mcterschraubei? nach jedem Schnitt um die Schnitt-
breite geboben wird. Das Präparieren der Objekte
wird auf einem besondern Prüparierstativ (Taf. II,
Fig. 6) vorgenommen. Auf dem Seitenarm? des
Stativs kann für große Objekte bei 1^ eine aplana-
tische Lupe 15 aufgesteckt werden; sür kleinere Ob-
jekte dient ein besonderes Präpariersystem, das bei?
eingesetzt wird. Durch die Vorrichtung bei^. können
verschiedene Untergründe unter das Objekt gedreht
werden. Zum genauen Abzeichnen der mikroskopi-
schen Bilder dient ein Zeichenapparat, bei welchem
die Zeichenfläche durch einen Spiegel in die Mikro-
skopachse reflektiert wird. Als Zeichenapparat dient
entweder eine (^inLi'k luciäa. (f. d., Bd. 3) oder
besser der Abbesche Zeichenapparat. Fig. 7 der
Taf. II zeigt die Vernhardsche Anordnung eines
Zeichentisches, dessen Fläche verstellbar ist.
An erster Stelle in Bezug auf Qualität der Er-
zeugnisse steht die Mikroskopfabrik von Zeiß in Jena,
dank den unermüdlichen Forschungen ihres wissen-
schaftlichen Leiters E. Abbe (s. d.) und seiner Mitar-
beiter. Andere bedeutende Mikroskopbauanstalten
sind die von Leitz in Wetzlar, Seibert ebendaselbst,
Hartnack in Potsdam, Reichert in Wien, Winckcl in
Göttingen u. a.
Mikroskopische Technik, die Gesamtheit aller
derjenigen Methoden, die man heutzutage anwendet,
um den feinsten Bau der Naturobjekte wissenschaft-
lich zu untersuchen. Nur in verhältnismäßig wenig
Fällen genügen diese Naturobjekte ohne weiteres den
Anforderungen, welche der eigenartige Bau des Mi-
kroskops an die Beschaffenheit des zu untersuchen-
den Gegenstandes (des mikroskopischen Präparates)
stellt, denjenigen möglichster Dünne und Durchsich-
tigkeit. Die meisten Naturgegenstände lassen sich
nicht ohne weiteres und ganz untersuchen, sondern
man muß kleine, dünne Stücke von ihnen nehmen
und diese möglichst durchsichtig machen. Am ein-
fachsten gestaltet sich die M. T. bei Objekten aus dem
Mineralreich, den Mineralien und Gesteinen, von
denen man Dünnschliffe (f. d., Bd. 5) herstellt.
Komplizierter wird das Verfahren bei Objekten aus