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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Obturator - Offenburg
und klingend gedörrt werden müssen; sie werden
aber an der Lust in einer halben Stunde wieder
etwas Feuchtigkeit annehmen. Birnen und Pflau-
men nimmt man heraus, wenn sie unter kräftigem
Druck keine Feuchtigkeit mehr zeigen. Zur Vor-
bereitung für den Apparat wird das Kernobst ge-
schält und zerschnitten. Ersteres geschieht beim
Apfel mit der Schälmaschine (Fig. 4), letzteres durch
den Scheibenschneider (Fig. 7). Es giebt auch Ap-
parate, die gleichzeitig beides thun, und solche, die
das Kernhaus ausstoßen und die Frucht in Facons
schneiden (Fig. 6). Zum Bleichen des nach dem
schälen braun gewordenen Obstes wurde in Ame-
rika der Schweselapparat (Fig. 8) erfunden, ein
verschließbarer Kasten, auf dessen Boden ein Stück-
chen Schwefelschnitte abgebrannt wird, während
die Horden mit den frifch hergerichteten Apfelschei-
ben darüber auf Roste gelegt und nach einigen Mi-
nuten wieder herausgenommen und in die Darre
gebracht werden.
2) Weinbereitung. Vor dem Auspressen des
Saftes müssen Apfel und Birnen erst zerkleinert
werden, was durch die Obstmühle (Fig. 5), deren
es zahlreiche Konstruktionen giebt, rasch besorgt
wird. Zum Keltern (auch sür Wein in kleinern
Mengen) dient die Obstpresse (Fig. 9), meist Spin-
delpressen nach dem System Mabille; für Beeren-
obst hat man kleinere Saftpressen (Fig. 14 u. 15)
hergestellt. Um den Gehalt des Mostes an Säure
zu bestimmen, verwendet man entweder ein Prozent-
aräometer (s. Fig. 17 und Aräometer, Bd. 1) oder
die Titriermethode (s. Analyse, Bd. 1) mit Bürette
(s. d., Bd. 3, und Fig. 19) und Pipette (s. d., Bd. 13,
und Fig. 19 rechts). Den nötigen Zuckerzusatz be-
stimmt man mit Hilfe der Ochsleschen Mostwage
(s. d., Bd. 12, und Fig. 18). 1 Proz. Zucker ergiebt
nicht, wie irrtümlicherweise im Artikel "Obstverwer-
tung" (Bd. 12) angegeben ist, 6-10, sondern nur
2/2 Proz. Alkohol. Um während des Garens die
Luft vom Moste abzuhalten, verwendet man Gär-
spunde aus Glas oder Steingut (Fig. 10,11 u. 16),
die sich entwickelnde Kohlensäure kann leicht durch
das Wasser in dem schüsselförmigen Ansatz ent-
weichen, während das Eindringen der Luft von
außen unmöglich gemacht ist. Für kleinere Mengen
Mostes werden auch Glasflaschen mit 5-201 her-
gestellt (Fig. 16). Um öfteres Nachfüllen zu erleich-
tern, verwendet man Füllstaschen (s. 0., Bd. 7, und
Fig. 12). Einen einfachen Filtrierapparat zeigt
Fig. 13. Zur Bestimmung des Alkoholgehalts im
fertigen Wein bedient man sich eines kleinen De-
stillierapparats (Fig. 20), dessen Anwendung keine
Schwierigkeiten macht. Der sich in der Vorlage ver-
dichtende Alkohol wird in einem untergestellten Meß-
gefäß gesammelt und dann mittels eines Aräometers
auf seine Dichtigkeit geprüft.
Obturator (lat.), f. Stammeln.
Ocholt-Weftersteder Eisenbahn, fchmal
spurige Nebenbahn von Ocholt nach Westerstede
(7 km), im Betriebe der oldenb. Staatsbahnen.
Ochtrup,GemeindeimKreisSteinfurtdes preuß.
Reg.-Bez. Münster, an der Nebenlinie Gronau-
Münster der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 6190
E., Post, Telegraph, kath. Kirche-, Baumwollwaren-
und Webekammsabrikation, Färberei, Bleicherei,
Dampfsügewerke, Töpfereien, Dampfbrenncreien,
Ziegeleien und Hausierhandel.
Odenthal, Dorf im Kreis Mülheim a. Rhein
des preuß. Reg.-Bez. Köln, an der Dhüne, hat (1895)
3808 E., Postagentur, Fernsprechverbindung, Bür-
germeisterei und kath. Kirche.
^Oder. Nachdem im Interesse der Erhaltuna
des Absatzgebietes der oberschles. Kohle die Ka^
nalisierung der obern O. von Cosel bis Breslau
durch das Gesetz vom 7. Juli 1886 vorgesehen
war, erfolgte 21. Aug. 1891 der erste Spatenstich,
18. Okt. 1892 wurde der Grundstein ftr die Schleuse
bei Ianuschkowitz gelegt und 18. Okt. 1895 wurde
diese Schleuse bereits von den ersten drei aus
dem Coseler Umschlagshafen kommenden Kohlen-
schiffen passiert. Die gesamten Arbeiten sind 1896,
bis auf den Vreslauer Großschiffahrtsweg (f. Bres-
lau), vollendet worden. Sie erforderten zur Über-
windung des Gefälles der 82,6 i^in langen Strecke
Cosel-Mündung der Glatzer Neisse mit etwa 28,3 in
und der 69,6 kin langen Strecke von da bis Bres-
lau (obere Abzweigung der Alten O.) nvit etwa
21,15 in 12 Nadelwehre mit 12 daneben eingebauten
Schleusen (von 65 in Länge, 8,6 in Breite, 2,5 in
Drempeltiefe), deren Gefalle zwischen 1,75 und 2,60 in
wechseln. Zudem waren mehrere Durchstiche und
ausgedehnte Entwässerungsanlagen zur Erhaltung
der Vorflut für die durch den Bau berührten Län-
dereien notwendig. In Cofel ist ein neuer Umschlags-
bafen für (vorläufig) 150 Fahrzeuge, in Vrieg und
Ohlau neben den dortigen Wehren noch je eine
Kammerschleuse mit besondern Kanälen für die gro-
ßen Fahrzeuge erbaut. Für die mittlere O., zwi-
schen Patziger Teerofen und Schwedt, sind ebenfalls
1600000 M. zur Verbesserung der Schiffahrt aus-
gegeben. Die Kaiserfahrt von der See in das Stet-
tiner Haff und die Fahrt aufwärts bis zur Stettiner
Vaumbrücke werden auf 7 in Fahrtiefe gebracht.
Der Oder-Tunzig-Kanal, der 1881 auf 40 in Breite
angelegt war und nur in einer Richtung befahren
werden durfte, hat 80 in Breite erhalten und foll
(von jetzt 6) auf 7 in Fahrtiefe gebracht werden.
Der neue Dunzig-Parnitz-Kanal, 1. Okt. 1895
dem Betriebe übergeben, hat bei 1200 in Länge
60 in Breite und 6 in Fahrtiefe erhalten. Wegen
des Stettiner Freihafens f. Stettin. - Vgl. Der
Oderstrom, sein Stromgebiet und seine wichtigsten
Nebenflüsse, hg. vom Bureau des Hochwasseraus-
schusses (3 Bde., Verl. 1896 fg.).
Odernheim in d er Pfalz, Flecken im Bezirks-
amt Kirchheimbolanden des bayr. Reg.-Bez. Pfalz,
rechts am Glan, an der Glanthalbahn (s. d.), hat
(1895) 1540 E., darunter 112 Katholiken, Postexpe-
dition, Telegraph, Bürgermeisteramt, evang. Kirche;
Gerberei, zwei Kunstmühlen, Sand- und Pflaster-
steinbrüche, Tabak- und Weinbau. O. gehörte ehe-
mals znr Kurpfalz. Auf dem nahen bewaldeten
Disib 0 0 enberg, an dessen Fuße sich der Glan in
die Nahe ergießt, liegen die ausgedehnten Trümmer
eines vom heil. Disibodus (gest. um 700) gestifteten
Venediktinerklosters, welches 1559 von den In-
sassen verlassen wurde.
Odöl, s. Geheimmittel.
^Oeiras, Stadt, hat (1890) 3876 E.
^Offenburg, Stadt, ist Sitz eines Bezirkskom-
mandos und hat (1895) 9727 E., darunter 7193 Rö-
misch-, 272 Altkatholische, 1905 Evangelische und
334 Israeliten, ferner 821 bewohnte Wohnhäuser
und 2066 Haushaltungen. Die Zahl der Geburten
betrug 1895: 275, der Eheschließungen 73, der
Sterbefälle (einfchließlich Totgeburten) 172.
Einwohnerzahl des Kreises und seiner Amts-
bezirke: