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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Streng - Stumpf
Ungefähr zu gleicher Zeit mit dem deutschen Kon-
sektionsarbeiterstreik brach auch in der Chicagoer
Konfektionsindustrie ein großer S. aus, der sich von
Chicago aus über viele östl. Städte verbreitete' der
S. ist beendet nur mit teilweisem Erfolge der Arbei-
ter, da die bestentlohnten Znschneider zwar ihre
Lohnforderungen durchgesetzt haben, aber die Heim-
arbeiter nicht zu ihrem Ziel gelangten. (S. auch
Arbeiterfrage, S. 62.)
^Streng, Aug., starb 7. Jan. 189? in Gießen.
Stresow, Dorf auf Rügen, s. Großstresow.
Strubberg, Friedrich August, Schriftsteller un-
ter dem Pseudonym Armand, geb. 18. Mai 1808
zu Cassel, widmete sich dem Handelsstande und trat
in ein großes amerik. Haus in Bremen ein, bereiste
dann drei Jahre lang Amerika, gründete später ein
eigenes Geschäft daselbst und übernahm das Direk-
torium des "Deutschen Fürstenvereins in Texas".
Er kehrte 1851 nach Deutschland zurück und starb
3. April 1889 in Gelnhansen. Seine Erlebnisse und
Beobachtungen hat er in vielen Sckriften verwertet,
unter denen hervorzuheben sind: "Bis in die Wild-
nis" (2. Aufl., 4 Bde., Bresl. 1863), "Amcrik. Iagd-
und Reifeabenteuer" (Stuttg. 1858; 3. Aufl. 1892),
"An der Indianergrenze" (1 Bde., Hannov. 1859),
"Sklaverei in Amerika" (3 Bde., ebd. 1862) und die
Iugendschrift "Karl Scharnborst" (3. Aufl., Cass.
1887). Unter seinem eigenen Namen veröffentlichte
er die Dramen "Der Freigeist" (Cass. 1883) und
"Die Quadrone" (ebd. 1885). Seine "Ausgewählten
Romane" erschienen in 2 Bänden (Weim. 1894-96).
Strumpf, Bezeichnung für den Glühkörper des
Gasglühlichts (s. d.).
Struve, Heinrich von, philos. Schriftsteller, geb.
27. Juni 1840 in Polen, studierte 1858-67 in
Deutschland, bereiste darauf Frankreich und Italien
und ist seit 1870 Professor der Philosophie an der
Universität Warschau und Mitglied der Akademie
der Wissenschaften zu Krakau. Durch zahlreiche
Schriften vertritt S. den kritischen Idealrealismus in
der poln. Philosophie. Zu seinen bekanntesten Schrif-
ten in poln. Sprache gehören: "über den Begriff der
Philosophie" (1863), "Das Schöne und seine Er-
scheinungen" (1865), "Über die Existenz der Seele"
(1867), "System derLogik" (1870), "Synthesis zweier
Welten. Versuch einer Weltanschauung" (1876),
"Über die Unsterblichkeit der Seele" (1884), "Astbetil
der Farben" (1886), "Die Kunst und das Schöne.
Ästhetische Studien" (1891), "Kritische Einleitung
zur Philosophie" (1896). Außerdem ist er in poln.
Zeitschriften als Kunstkritiker thätig. Ferner ver-
öffentlichte er in russ. Sprache neben vielen philos.
Abhandlungen eine "Elementare Logik" (9. Aufl.
1896), eine "Einleitung in die Philosophie" (1890);
in deutscher Sprache: "Zur Entstehnng der Seele.
Eine philos. Untersuchung" (Tüb. 1862), "Hamlet.
Eine Charakterstudie" (Wcim. 1876), eine Reihe von
Abhandlungen in den "Philos. Monatsheften": über
Freiheit und Notwendigkeit, über die Grundgesetze ^
des Denkens, zur Psychologie der Sittlichkeit u. a.
Strzyzöw (spr. strschüschoff), Bezirkshaupt-
mannschaft in Galizien (seit 15. Sept. 1896), besteht
aus den Gerichtsbezirken E. (srüber zur Bezirks- >
Hauptmannschaft Rzeszöw gehörig) und Frysztak
(früher zu Iaslo gehörig) und hat 498,w <ikin so-
wie (1890) 50780 (24371 männl., 26 409 weibl.)
meist poln. E. (1199 Ruthenen).
Studniczka, Franz, Archäolog, geb. 14. Aug.
1860 zu Iasio in Galizien, studierte in Prag und
Wien, unternahm wiederholt Reisen nach Klein-
asien, Griechenland und Italien, wurde 1887 Kustos-
adjunkt an der Münzen- und Antikensammlung des
Kaiserhauses und Privatdocent an der Universität
in Wien, 1889 ausierord., 1890 ord. Professor in
Freiburg, 1896 nach Leipzig berufen. Er veröffent-
lichte: "Vermutungen zur griech. Kunstgeschichte"
(Wien 1884), "Beiträge zur Geschichte der altgrieck.
Tracht" (in den ^Abhandlungen des Archäologiscb-
epigraphischen Seminars der Universität Wien",
Heft 6, ebd. 1886), "Kyrene, eine altgriech. Göttin"
sLpz. 1890). Von seinen Beiträgen zu Fackzelt-
schriften u. s. w. sind hervorzuheben: Untersuchun-
gen über die Funde des sog. Perserschutts auf der
Akropolis von Athen (in den "Mitteilungen des
Teutschen Archäologischen Instituts in Athen", XI,
1886), "Antenor, der Sohn des Eumares, und die
Geschichte der archaischen Malerei" (in: "Jahrbuch"
des genannten Instituts, II, 1887), "Die archaische
Artemisstatuette von Pompeji" (in den "Mitteilun-
gen des Deutschen Archäologischen Instituts in
Rom", III, 1888)^ "Die Sarkophage von Sidon" (in
den "Verbandlungen" der 42. Philologenversamm-
lung in Wien 1893 und im "Jahrbuch", XI, 1894),
"Über den Schild des Herakles" (in den "Zei-ta Harte-
lilma", 1896).
Stuhmsdorf, Dorf im Kreis Stuhm des preusi.
Reg.-Bez. Marienwerder, hat (1895) 567 E., dar-
unter 76 Evangelische, und ist bekannt durch den
Waffenstillstand, der hier 9. Sept. 1635 auf 26 Jahre
zwischen Polen und Schweden geschlossen wurde.
*Stumm-Halberg, Karl Ferdinand, Freiherr
von. In Konsequenz seiner socialpolit. Anschauun-
gen machte S. auch gegen den Kathedersocialismus
und gegen die christl.-sociale Bewegung energisch
Front und wurde dadurch gegen Ende des 1.1895
in einen Hlamps mit einem Teil der evang. Geist-
lichkeit im ^aargebiet verwickelt, der ein allgemeines
Interesse gewonnen bat durch die Bekanntgabe eines
Telegramms des Kaisers vom 28. Febr. 1896, worin
der Kaiser Christlich-social für Unsinn und polit.
Pastoren für ein Unding erklärte. Die Gegner S.s
unter den Geistlichen erließen eine Erklärung gegen
ihn und vertraten ihren Standpunkt in einer Bro-
schüre "Freiherr von S. und die evang^Geistlichen
im Saargebiet", hg. im Auftrag der Saarbrücter
evang. Pfarrkonferenz (2. Aufl., Gott. 1896), die
jedoch die Mißbilligung der obersten kirchlichen Be-
hörde erfuhr und deren Inhalt von S. öffentlich als
unwahr bezeichnet wurde. Die Angriffe, die S.
28. Mai 1897 im preuß. Herrenhaus gegen die
Kathedersocialisten richtete, veranlaßten den Rektor
nnd Senat der Universität Leipzig zu einer öffent-
lichen Gegenerklärung. Auch einige besonders an-
gegriffene Berliner Professoren wiesen die Annahme,
daß sie durch ihre Thätigkeit der Socialdemokratie
Vorschub leisteten, in einem "Offenen Briefe" zurück.
Stumpf, Karl, Philosoph, geb. 21. April 1848
zu Wiesentheid (Unterfranken), studierte in Würz-
burg und Göttingen, namentlich beeinflußt von F.
Brentano und R. H. Lotze, habilitierte sich 1870 in
Göttingen, wurde 1873 ord. Professor in Würzburg,
1879 iu Prag, 1884 in Halle, 1889 in München,
1894 in Berlin, wo er das psychol. Seminar 1894
begründete. Er schrieb: "Über das Verhältnis des
platonischen Gottes zur Idee des Guten" (Halle
1869), "Über den psychol. Ursprung der Raumvor-
stellung" (Lpz. 1873), "Tonpsuchologie" (Bd. 1, ebd.
1883: Bd. 2,1890), Monographien zur Psychologie,