Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

976
Thioform - Tiefbohrungen
nach Schiller und Kant" (ebd. 1892), "Nxtra eccie-
813,111 8alu3 H0N 68t nach römisch-kath. und nach
evang. Lehre" (Gott. 1893), "Iugenderinnerungen
eines deutschen Theologen" (Vrem. 1894).
Thioform^ das basisch dithiosalicylsaure Wis-
mut, ein gelbliches, geruchloses Pulver, das man
medizinisch als Iodoformersatz anwendet.
Tholey, Flecken im Kreis Ottweilcr des preuß.
Reg.-Bez. Trier, am Fuß des Schaumbergs (570 m),
der ursprünglich ein röm. Kastell, später eine Burg
trug, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Saar-
brücken), hat (1895) 1171 E., darunter 19 Evange-
lische und 99 Israeliten, Post, Telegraph, got.
Kirche der ehemaligen, bereits im 7. Jahrh, erwähn-
ten Benediktinerabtei', Gerberei und Fabrik für land-
wirtschaftliche Maschinen. Maris.
"'Thomas, Ambroife, starb 12. Febr. 1890 in
Thomson, Cesar, Violinist, geb. 18. März 1856
in Lüttich, war Schüler des Konservatoriums da-
selbst, wirkte dann einige Jahre als Konzertmeister
in Nizza und später im Bilseorchester in Berlin.
Seit 1886 ist er Prosessor am Lütticher Konser-
vatorium. T. hat zahlreiche Konzertreisen durch
Deutschland, Rußland, Osterreich, Rumänien und
Italien gemacht und wird als einer der ersten Vio-
linkünstler der Gegenwart geschätzt; als Paganini-
spieler hat er kaum einen Nebenbuhler. Für sein
Instrument schrieb er mehrere Etüden, eine "Ler-
06U86 8ci51iäinaV6", eine "^iMtlU816 1i0NF1'0i86"
und eine Passacaglia.
^ Thonwarenfabrikation. Das in der Metall
Verarbeitung so beliebte, einfache Formungsverfah-
ren durch Gießen wird feit kurzem auch in der Ke-
ramik, zumal bei der Herstellung von Steingut- oder
Majolikagefaßen, angewendet. Visher stand seiner
Benutzung auf diesem Gebiete der Umstand ent-
gegen, daß der Thon, um gießbar zu werden, so viel
Wasser erfordert, daß die Entfernung desfelben ohne
gleichzeitigen Wiederzerfall der geformten Mafsen
unmöglich war. Man hat nun gefunden, daß man
mit verhältnismäßig wenig Wasser den Thon in
einen dünnen, den Einzelheiten der Form sich gut
anschmiegenden Brei verwandeln kann, wenn man
dem Wasser ein wenig kaustisches oder kohlensaures
Alkali hinzufügt. Die auf diefe Weise "verflüfsigte"
Masse wird in Gipsformen gegossen; deren Wan-
dungen saugen aus den ihnen zunächst befindlichen
Schichten des Thonschlammes das Wasser heraus
und umkleiden sich so mit einer ziemlich festen Thon-
fchicht. Hat diefe genügende Stärke erreicht, fo gießt
man den innen befindlichen, noch flüfsigen Brei aus,
läßt das nunmehr geformte Gefäß erst in der Gips-
form, dann außerhalb diefer trocknen und übergiebt
Thora, der 299.Planetoid. ^es dem Brande.
"Thirn hat (1895) 30314 (17 955 männl.,
12359 wcibl.) E., darunter 17585 Evangelifche,
11422 Katholiken, 113 andere Christen und 1194
Israeliten, ferner 1358 bewohnte Wohnhäufer,
5186 Zaushaltungen und 20 Anstalten, d. i. eine
Zunahme feit 1890 um 3296 Perfonen oder 12,i?
Proz. Die Zahl der Geburten betrug 1895: 840,
der Ehefchließungen 192, der Sterbefälle (einschließ-
lich Totgeburten) 594. ^Phie, farbige.
Threefilmprozeß (spr. thrih-), s. Photogra-
'"Thmt und Hohenstein, Franz Anton, Graf
von, trat im Febr. 1896 von seinem Amt als Statt-
halter von Böhmen zurück.
Thüringischer Zoll- und Steuerverein,
die ursprünglich 10. Mai ^833 unter dem Namen
Thüringischer Zoll- und Handelsverein,
neuerdings 20. Nov. 1889 ab 1. April 1890 getroffene
Vereinbarung derthüring. Staaten (einschließlich der
preuß. Gebietsteile), Zölle und indirekte Steuern zur
Erfparung von Kosten gemeinschaftlich zu erheben.
Im Gebiete des Vereins erfolgt die Erhebung und
Verwaltung unter der Leitung einer gemeinsamen
Direktivbehörde zu Erfurt. Die Oberkontrollbeamten,
einfchließlich der Vezirkssteuerinfpektoren, fungieren
als Vereinsbeamte, ihre Gehalte und Dienstbezüge
werden auf gemeinschaftliche Rechnung bestritten.
Das Vereinsgebiet bildet den 8. Direktivbezirk des
Reichs und umfaßt die Herzogtümer Sachsen-Mei-
ningen, Sachsen-Altenburg, die beiden Reuß, von den
beiden Schwarzburg je die Oberherrschaft, Sachsen-
WeimarundSachsen-Coburg-Gothajemit Ausschluß
zweier Amtsgerichtsbezirkc und von Preußen den
Stadt- und Landkreis Erfurt, die Kreise Ziegenrück,
Schlcusingen und Schmalkaldcn, fowie die Dörfer
Kischlitz und Mollschütz: alles in allem (1890)
1401687 Einwohner. An Zöllen vereinnahmte der
Verein im ersten Quartal 1895/96: 633422 M. von
95806212 des ganzen Zollgebietes, an gemeinschaft-
lichen Steuern 1818003 von 64017397 M. Der
Vertrag war zunächst nur auf 3 Jahre neu gefchlossen
worden, jedoch mit der Bestimmung, daß er immer
auf ein weiteres Iabr gelten foll, wenn er nicht spä-
testens 1 Jahr vor Ablauf von einer Vereinsregie-
rung gekündigt ist.
Thurnau, Flecken im Bezirksamt Kulmbach des
bayr. Reg.-Vez. Oberfranken, am Rande des Frän-
kischen Juras, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Bayreuth), hat (1895) 133? E., darunter 39 Katho-
liken, Posterpedition, Telegraph, evang. Kirche,
gräfl. von Giechfches Schloß, Lateinfchule, Vor-
fchuftverein; bedeutende Töpfereien, 2 große Kunst-
mühlen und Schleifsteinbrüche.
Thyraden, mit Milchzucker eingetrocknetes Ex-
trakt der Schilddrüse des Schafes.
Thyreo't'dtN, die getrocknete, pulverisierte Schild-
drüfe des Schafes. Die Organotherapie braucht sie
gegen Kröpf, Fettfucht und Bafeoowsche Krankheit.
(S. Schilddrüsenfütterung.) Ihre Wirkung beruht
auf dem Gehalt an einer jodhaltigen organischen
Verbindung, dem Thyrojodin.
Thyrojodin, s. Thyreoidin.
Tichau, Dorf im Kreis Pleß des preuß. Reg.-
Bez. Oppeln, an der Linie Kattowitz-Dzieditz und der
Nebenlinie Friedrichsgrube-T. (17,i km) der Preuß.
Staatsbahnen, hat (1895) 4361E., Post, Telegraph,
kath. Kirche; zwei Brauereien und Dampfziegelei.
^ Tiefbohrungen. Das bisher tiefste Bohrlock
der Erde bei Schladebach (1748,4 ni) ist durch das
1893 vollendete Bohrloch bei Paruschowitz bei
Rybnik in Oberschlesien übertrosfen worden, welches
eine Tiefe von 2003,34 m besitzt. Die Bohrung bei
Paruschowitz hatte, wie auch andere in Oberschlesien
vorgenommene Bohrungen, den Zweck, die be-
treffende Stelle auf Steinkohlen zu unterfuchen, um
das Gebiet event, für den Staat zu erwerben. Die
Bohrarbeit begann 26. Jan. 1892 und wurde zu-
nächst bis 17. Mai 1893 bis zu einer Bohrtiefe von
2002,34 m fortgesetzt. Vom 17. Mai bis 23. Aug.
wurden Temperaturmessungen (s. unten) und andere
Arbeiten vorgenommen. Als dann 23. Aug. noch
1 in weiter gebobrt worden war, traten Unregel-
mäßigkeiten im Gang des Bohrgerätes und Stok-
kungen in der Spülung ein, so daß man das Bohr-
gestänge heraufzuholen befchloß. Dabei ereigneten