Autorenkollektiv,
Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig,
Dritte Auflage, 1884
Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse
unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.
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Azelaïn - Badeschwämme
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Aventurin'
welches in der geschmolzenen Masse in feinen Kristallenen
zerstreut ist. Das Kupfer wird als Oxydul in den Glassatz
gegeben und reduziert sich in demselben zu Metall. Das Glas
ist demnach jetzt wohlfeil geworden und wird zu unechtem
Schmucke, Hemdenknöpfen, Bracelets u. s. w. viel verwendet.
Auch durch Einwalzen von Glimmerblättchen in die Glasmasse
(gleichviel ob dieselbe farblos oder gefärbt ist) entstehen
Massen, welche dann zu Gegenständen geblasen oder gegossen
werden, die gleichfalls den Namen Aventuringlas führen. -
Eine neuere Erscheinung ist ferner grünes Aventuringlas,
das 1865 von dem französischen Chemiker Pelouze zuerst
dargestellt wurde und seitdem in steigenden Mengen in den
französischen Fabriken von Bijouteriewaren verarbeitet wird.
Hierbei erhält das Glas als wesentlichen Bestandteil einen
Zusatz von Chrom (in Form von doppeltchromsaurem
↔
Kali); beim Schmelzen entsteht Chromoxyd, das mit verglast
und das Glas grün färbt, was lange bekannt ist. Der besondere
Effekt wird aber dadurch erreicht, daß man mehr Chrom
einführt, als verglasen kann; der Überschuß kristallisiert
dann in glänzenden schwarzbraunen Kristallenen und die Masse
erhält dadurch ein sehr hübsches Ansehen. Bei Lackarbeiten
von ähnlichem Aussehen spricht man von Aventurinlack; diese
werden am schönsten in Japan gefertigt. Bezüglich der
Verzollung s. Achatwaren.
Azelaïn; ein nicht sehr gebräuchlicher
roter Teerfarbstoff, besteht aus
salpetersaurem Rosanilin.
- Zollfrei.
Azulin
(Phenolblau); ein
Teerfarbstoff, wird aus dem roten Korallin gewonnen, indem
man dieses so lange mit rohen Anilinöl erhitzt, bis die Masse
eine blaue Farbe angenommen hat. - Zollfrei.
Babinen, sind russische braune, zu
Unterfutter dienende Katzenpelze. - Zollfrei.
Bablah (frz. galle des Indes, engl.
Bablah-gall). Unter diesem Namen kommen im Handel die Früchte
verschiedener Acaciaarten vor, die man ihres hohen
Gerbstoffgehaltes wegen zum Gerben und Schwarzfärben benutzt.
Man unterscheidet folgende Sorten:
1) Ostindische B.
(Babula, Babool, Burbura), soll nach Wiesner von der
Acacia arabica, var.
indica, abstammen; die Handelsware erscheint gewöhnlich
in einzelnen Gliedern der zerbrochenen platten Schalen
mit dunkelbraunen, gelbgeränderten Samenkernen. Die
Hülsen sind auf der Oberfläche mit einem feinen
kurzhaarigen Filz überzogen.
2) Ägyptische B.
(Neb-Neb;
Garrat), stammt von
Acacia nilotica ab;
die Hülsen dieser Sorten sind nicht behaart, sondern
völlig kahl und grünbraun, in der Mitte glänzender und
dunkler bis schwärzlichgrün; es sind auch nur einzelne
Hülsenglieder.
Außer diesen beiden Hauptsorten kommen
zuweilen auch noch einige Sorten in den Handel, so die
Früchte von Acacia
Adansonii (Gousses de
Gonaké) und von
A. farnesiana. -
Zollfrei.
Baccae, Beeren,
B. Alkekengi, Judenkirschen;
B. Ebuli, Attichbeeren;
B. Jujubae, Brustbeeren;
B. Juniperi, Wacholderbeeren;
B. Lauri, Lorbeeren;
B. Mori, Maulbeeren;
B. Myrtillorum, Heidelbeeren;
B. Phytolaccae, Kermesbeeren;
B. Ramni catharticae, Kreuzbeeren;
B. Ribium, Johannisbeeren;
B. Rubi Idaei, Himbeeren;
B. Sambuci, Holunderbeeren
u. a. Verschiedene, sonst zu den Beeren gerechnete Pflanzenprodukte
stellt man übrigens jetzt unter Fructus, Früchte. Frische
Beeren (mit Ausnahme der Weinbeeren), ebenso getrocknete zum
Gewerbe- oder Medizinalgebrauch, sind zollfrei. Dagegen sind
zum Genuß bestimmte getrocknete Beeren sowie die eingekochten
Säfte von Beeren gemäß Tarif im Anh. Nr. 25 p 2 oder 25 p 1
zollpflichtig.
Badeschwämme (Schwämme, Waschschwämme,
Seeschwämme, lat. Spongiae,
franz. eponges,
↔
engl. Sponges); die B. bestehen aus den Gehäusen einer auf
der niedrigsten Stufe der organischen Welt stehenden Tiergattung,
Euspongia genannt. Man
findet sie in allen wärmeren Meeren auf dem felsigen Grunde
aufgewachsen in zahlreichen verschiedenen Arten. Jeder Schwamm
bildet eine zahlreiche Kolonie von Tieren, deren Körper, aus
einer gallertartigen Masse (Sarkode) bestehend, die Poren
des Gehäuses ausfüllt und dasselbe auch äußerlich überzieht.
Die besten Schwämme sind die aus dem östlichen Teile des
Mittelländischen Meeres von der syrischen und kleinasiatischen
Küste und mehreren Inseln des Griechischen Archipels; nächst
diesen kommen die B. von der Ostküste des Adriatischen
Meeres bis Triest, sowie die von der afrikanischen Küste von
Tripolis bis Marokko. In der Bucht von Socolizza im
Adriatischen Meere hat man seit einer Reihe von Jahren eine
mit gutem Erfolge gekrönte künstliche Schwammzucht angelegt.
Auch aus dem Roten Meere kommen B.; die geringste Sorte
bilden die Bahamaschwämme
aus Westindien, sie haben meist am Grunde eine stark braunrote
Färbung. Die Schwammfischerei wird meist von Tauchern betrieben;
da, wo es möglich ist, wie z. B. bei Nauplia, löst man die
Schwämme mittels eines an einer langen Stange befestigten
Eisens los. Die heraufgebrachten B. werden sofort durch
Auswaschen mit Wasser von dem Schleim, der Sarkode, befreit,
gereinigt und dann getrocknet. Betrügerischerweise werden sie
häufig noch mit feinem Sand eingerieben, um ihr Gewicht zu
vermehren, welcher Sand dann an den Einfuhrplätzen erst wieder
ausgewaschen werden muß. Haupthandelsplätze für B. sind
Smyrna, Triest, Venedig, Livorno, Tripolis, Marseille und
Genua. Ihrer Qualität und Form nach unterscheidet man die B. in
1) Champignons, dies
sind die feinsten, kleinporig, hellfarbig, sehr elastisch;
2) Damen- oder
Toiletteschwämme;
3) Gewöhnliche B.,
von denen man unangereihte,
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 29.