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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Blausäure; Blech

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Blausäure - Blech

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Blauholz'

eine dunkelblutrote bis braunrote Farbe, innen sind sie heller, rötlichbraun bis gelblichbraun gefärbt, werden aber an der Luft ebenfalls nach und nach dunkel. Das Holz ist hart und dicht, läßt sich schwer spalten und besitzt einen schwachen, entfernt veilchenähnlichen Geruch und zusammenziehenden Geschmack. Man unterscheidet das eigentliche Campecheholz oder Laguna-Campeche, Jamaikablauholz und Domingoblauholz; von letzterem wieder mehrere Sorten, nämlich Monte-Christo-Blauholz, Fort Liberté und Aux Cayes. Martinique- und Guadeloupe-B. sind nur geringwertige Sorten. Der das Färbevermögen bedingende Stoff des B. ist das Hämatoxylin; es bildet im reinsten Zustande fast farblose Kristalle, die aber an der Luft bald rötlich werden und schließlich in den eigentlichen Farbstoff, das Hämateïn übergehen. Weil dieser Farbstoff in dem frisch geraspelten B. nur in geringer Menge entwickelt ist, so läßt man dasselbe an der Luft fermentieren, wodurch es die gewünschte Farbe erst erhält; die Späne der besseren Qualitäten zeigen dann einen eigentümlichen metallischen gelblichgrünen Glanz. - Einen wichtigen Handelsartikel bildet auch das aus dem B. bereitete Blauholzextrakt, man hat es teils fest, teils flüssig (vergl. Farbholzextrakte), das feste kommt von New-York in Kisten von 50 bis 100 k. Die beliebtesten Marken sind: Sanford, Aromamills, Boston und Gravesend mills. Verwendung findet das B. in der Färberei und Tintenfabrikation, zuweilen auch in der Medizin und als Nutzholz in der feinen Tischlerei. Vergl. ferner: Farbhölzer. Im Jahre 1880 wurden für 5652000 Mk. Blauholz in das deutsche Zollgebiet eingeführt, während der Wert der Ausfuhr sich auf 1322000 Mk. belief. - Zollfrei. Blauholzextrakt s. Tarif im Anh. Nr. 5 e.

Blausäure (Cyanwasserstoff, acidum hydrocyanicum, acidum borussicum, frz. acide prussique, engl. Prussic, zootic acid); farblose, auch verdünnt höchst giftige Flüssigkeit, kommt gewöhnlich im Handel nicht vor; besitzt nur geringe Haltbarkeit und zersetzt sich um so leichter, je stärker oder konzentrierter sie ist. - Zollfrei.

Blech (franz. plaque, feuilles: engl. plate, sheets). Die Metallbleche sind Halbfabrikate und bilden einen bedeutenden Handelsartikel. Die dünnsten aus Edelmetallen. Zinn, Tombak u. s. w. hergestellten Bleche führen die Bezeichnung Blätter oder Folie; alle Bleche stärker als 25 mm werden Platten genannt. - Das B. wird entweder durch Ausschmieden von Stäben oder Platten unter Wasser- und Dampfhämmern oder durch Ausstrecken unter Walzen hergestellt. Die erstere älteste Fabrikationsweise liefert das geschlagene Blech. Sie wird jetzt nur ausnahmsweise noch geübt, da die Herstellung ebener und glatter Bleche dabei sehr schwierig ist. Gegenwärtig ist fast alles im Handel befindliche B. Walzblech. Zur Herstellung desselben dienen zwei genau cylindrische in einem Gerüst untergebrachte Walzen, welche durch Dampfmaschine in Drehung versetzt werden. Die Unterwalze kann ihre Höhenlage nicht ändern; die Oberwalze wird gegen dieselbe nach Bedarf durch ↔ das Stellzeug angestellt, so, daß der verbleibende Zwischenraum immer von zwei Parallellinien begrenzt ist. Schiebt man einen Stab in natürlichem Zustande dehnbaren oder durch Erhitzung dehnbar gemachten Metalles zwischen die umlaufenden Walzen, so wird derselbe gefaßt und hindurchgeführt, wobei er eine starke Streckung in der Bewegungsrichtung erfährt. Die Streckung nach der Breite (Breitung) ist im Verhältnis dazu sehr gering. Werden die Walzen vor einem zweiten Durchgange des Arbeitsstückes einander genähert, so findet eine abermalige Streckung statt. Durch mehrfache Wiederholung geht die dicke Schiene in Blech über. Die Arbeitsbreite oder Länge der Blechwalzen ist eine sehr verschiedene. 0,5 bis 1 m für kleinere Blechsorten; 1 bis 2 m für größere; 2,5 m für die größten Kesselbleche. Diesen gegenüber stehen die kleinen von Gold- und Silberwarenfabrikanten benutzten Walzwerke mit Walzen von 80 bis 150 mm, ja selbst von 30 bis 50 mm Länge. Diese Walzen dienen zum Ausstrecken dünnen Bleches oder zum Plattwalzen von Drähten und führen letzterer Verwendung wegen den Namen Plättwerke. Die größeren Walzen sind aus Gußeisen hergestellt und meist an der Arbeitsfläche hart gegossen, wodurch eine größere Widerstandsfähigkeit der Walze und bessere Glätte des B. erzielt wird; die Walzen der Plättwerke werden aus Stahl angefertigt, gehärtet, genau cylindrisch mit der Schmirgelscheibe bearbeitet und dann poliert. - Aus gutem Materiale und mit der nötigen Sorgfalt hergestelltes Blech muß folgende Eigenschaften besitzen: vollkommen ebene d. h. beulen- und faltenfreie Oberfläche; durchaus gleiche Dicke; große Glätte; Risse, Löcher, oder unganze (durch eingesprengte Schlacke oder Oxyd entstandene) Stellen dürfen nicht vorhanden sein; Zähigkeit (das Blech muß sich, ohne zu brechen, biegen lassen). - Eisenblech: Das weichste und zäheste Schmiedeeisen (Schweiß- und Flußeisen) findet in Form breiter wenig dicker Stäbe zur Blechdarstellung Verwendung. Diese werden in Stücke (Stürze), deren Länge nahezu gleich der Breite der herzustellenden Blechtafel ist, geschnitten. Die glühend gemachten Stürze schiebt man so zwischen die Walzen, daß ihre Breite schließlich zur Länge des B. wird. Hat der Sturz nach mehrmaligem Durchgang durch immer enger gestellte Walzen B.-form angenommen, so faltet man denselben in der Mitte zusammen, steckt zwei oder mehrere ineinander und walzt dies Packet nach erneuter Erhitzung fertig. Damit die aufeinanderliegenden Bahnen nicht zusammenschweißen, wird jede Tafel vor dem Glühen in Lehmwasser getaucht. Die beschriebene Fabrikation wird meist in zwei Walzwerken ausgeführt; das erste dient zum Auswalzen der einzelnen Stürze (Sturzwalzwerk), das zweite zum Fertigwalzen der ineinander geschobenen (Schichtwalzwerk). Die Stürze werden nach jedem Glühen, bevor sie unter die Walzen kommen, mit Holzhämmern sorgfältig von dem Glühspan (Zunder) gereinigt. Geschieht dies nicht, so walzt sich der Zunder ein, springt bei der späteren Verarbeitung des B. ab und läßt eine

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 55.