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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

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Blech - Blech

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Blech'

rauhe, narbige Oberfläche zurück. Die fertigen B. werden unter großen Scheren auf Format geschnitten, dann nochmals geglüht, um alle vom Walzen etwa vorhandenen inneren Spannungen zu beseitigen, und unter mächtigen Pressen gepreßt, wenn völlige Ebenheit noch nicht erreicht war. Etwas abweichend hiervon gestaltet sich die Herstellung dickerer Bleche (zu Dampfkesseln etc.). Hier wird jede Tafel für sich aus einem entsprechend dicken Stabe (Bramme) ausgewalzt. Starke Bleche (Panzerplatten) entstehen durch Zusammenschweißen von schwächeren Blechen unter den Walzen. - Das Eisenblech kommt als Schwarzblech oder Weißblech in den Handel. Letzteres ist Eisenblech mit einem Überzug von Zinn. A. Schwarzblech. Je nach der Dicke werden hier folgende Sorten unterschieden. Sturz- oder Schloßblech: Kleinere Tafeln von 0,5 bis 4 mm Dicke. Doppelblech: von gleicher Dicke aber doppelter Größe. Verwendung zu den verschiedensten Schlosserarbeiten. Rohrblech: 0,5-0,7 mm dick; Verwendung zu Ofenröhren. Die verschiedenen Dickenabstufungen der B. werden durch Nummern bezeichnet. Die deutsche Blechlehre hat 26 Nummern. Von Blech Nr. 1 wiegt 1 □m bei einer Dicke von 5,50 mm 44 kg; von Blech Nr. 26 bei 0,37 mm Dicke 3 kg. Kesselblech (zu Dampfkesseln, Salzpfannen, Malzdarren), 6 bis 18 mm dick, bildet das stärkste Schwarzblech. Die dünnsten Schwarzblechsorten, welche nur zur Herstellung von Weißblech verwendet werden, führen die Handelsbezeichnungen Kreuzblech, Vorder- oder Forderblech, Senklerblech. Die Dicke ist bei allen geringer als bei Schloßblech. - B. Weißblech: Die Sorten führen mit der dünnsten beginnend folgende Bezeichnungen: Tellerblech, Schüsselblech, Tassenblech, Pontonblech. Die Tafeln sind meist kleiner als bei Schloßblech. Das Verzinnen der Schwarzbleche ist ziemlich umständlich. In England, welches Weißblech von großer Schönheit fabriziert, wird folgender kurz skizzierter Weg eingeschlagen. Die Schwarzblechtafeln werden, nachdem sie mit verdünnter Salzsäure blankgebeizt sind, in einem Flammofen geglüht und nach dem Erkalten durch Überhämmern mit einem Holzhammer vom Glühspan befreit. Durch Überwalzen (kalt) erhalten sie Glätte und werden eben. Dann folgt Abbeizen in Kleienbeize und verdünnter Schwefelsäure, Scheuern mit Werg und Sand und Aufbewahrung unter reinem Wasser bis zum Verzinnen. Eine Stunde vor dem Verzinnen stellt man die abgetrockneten Bleche in einen Trog mit geschmolzenem Talg. Das Verzinnen erfolgt zuerst durch 1½ bis 2stündiges Einstellen in einen Kessel mit flüssigem stark erhitzten Zinn, welches durch eine Talgschicht vor Oxydation geschützt wird. Die herausgenommenen Tafeln läßt man abtropfen und taucht sie sogleich in einen mit möglichst reinem Zinn gefüllten zweiten Kessel. Ist die Verzinnung hier vollendet, so nimmt man die Tafeln heraus, wischt sie auf beiden Seiten rasch mit Werg ab, um das Zinn gleichmäßig zu verteilen, und taucht sie hierauf nochmals kurze Zeit in Kessel Nr. 2, um die durch das ↔ Abwischen entstandenen Streifen zu beseitigen. Hierauf kommen die Tafeln in ein Bad von geschmolzenem Talg. Die Zinnschicht breitet sich gleichmäßig aus und wird stark spiegelnd; der Überfluß schmilzt ab. Die aus der Talgpfanne genommenen Bleche stellt man zum Abtropfen und Erkalten auf. Dabei bildet sich an der Unterkante jeder Tafel aus Zinn die wulstartige Abtropfkante, welche entfernt wird durch Eintauchen derselben in geschmolzenen Talg. Gibt man der Tafel einen leichten Schlag, sobald die Zinnwulst geschmolzen ist, so fällt dieselbe ab und hinterläßt nur am Rande der Tafel einen schmalen nicht spiegelnden Streifen. Reibt man die Bleche zur Entfernung des Talges noch mit Kleie ab und sortiert sie, so sind sie für die Verpackung fertig. - Verpackung der Eisenbleche: Kesselbleche etc., die stärkeren Schloß- und Doppelbleche werden unverpackt in den Handel gebracht; die dünneren Bleche vereinigt man durch Binden mit Bandeisen oder Holz zu Bunden von 25 oder 50 k. Ganz dünne B. werden in Fässer oder wie das Weißblech in Kisten verpackt. - Stahlblech. Herstellung wie bei Eisenblech. Hauptsächliche Sorten sind Kesselblech aus zähem Stahl zu Dampfkesseln. Uhrfederblech in sehr langen höchstens 100-150 mm breiten Streifen; Stahlfederblech in Streifen von 60-70 mm Breite; Blech zu Stahldruckplatten. Nummern und Größen der Stahlbleche sind sehr wechselnd. - Bleche, welche durch Zusammenschweißen einer Stahlblech- mit einer Eisenblechtafel entstanden und auf der Stahlseite sehr hart sind, werden neuerdings in den Handel gebracht und dienen zur Panzerung der Geldschränke. - Kupferblech entsteht durch Auswalzen gegossener Platten. Man walzt Kupferblech so viel als möglich kalt; dadurch wird dasselbe dichter und die durch den beim Glühen entstehenden Abbrand unvermeidlichen Verluste an wertvollem Material sind geringer. Flickkupfer- und Zündhütchenblech bilden die dünnsten nur 0,2-0,5 mm dicken Kupferbleche, welche gerollt in den Handel kommen (Rollkupfer). Dann folgen Dachblech 0,7-2 mm dick (zu Dacheindeckungen) Rinnenblech, Schiffblech zum Kupfern der Seeschiffe 0,5-1,5 mm stark; Emaillierblech; Münzblech. Kupferbleche von 15-25 mm Dicke werden verwendet zu den Feuerbüchsen der Lokomobil- und Lokomotivkessel. - Kupferblech wird häufig auf einer oder beiden Seiten mit einem dünnen Silber- oder Gold- oder Platinblech belegt (Plattiertes Kupfer) und dient zur Herstellung von Gefäßen, Leuchtern etc. Die Vereinigung beider Metalle geht in der Hitze unter Druck bei metallisch reinen Oberflächen so vollkommen vor sich, daß die anfänglich dickeren Platten ausgewalzt werden können. Die Stärke der Plattierung bezeichnet man durch die Angabe, den wie vielsten Teil des Gesamtgewichtes das Edelmetall ausmacht. Silberplattierung 1/20 heißt also: 1/20 des Totalgewichtes ist Silber; gleichgültig ob der Belag auf einer oder beiden Seiten erfolgt ist. Ein Schluß auf die Dicke der Edelmetallschicht ist hieraus nur mit Berücksichtigung

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 56.