Autorenkollektiv,
Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig,
Dritte Auflage, 1884
Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse
unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.
66
Bremerblau - Bromkampfer
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Brechweinstein'
chemisches Präparat, wird durch Sättigen von gereinigtem
Weinstein mit Antimonoxyd erhalten und bildet farblose,
durchsichtige, glänzende Kristalle, die an der Luft bald
undurchsichtig und weiß werden. Der B. wird nicht nur
medizinisch und zwar innerlich und äußerlich angewendet,
sondern in neuerer Zeit auch in großen Mengen als Beize für
Anilinfarben in der Färberei und Zeugdruckerei, die hierdurch
echt werden. Für medizinische Zwecke muß der B. ganz arsenfrei
sein. - Zollfrei.
Bremerblau (künstliches Bergblau);
eine giftige, hellblaue Anstrichfarbe, aus einem Gemenge von
Kupferkarbonat und Kupferoxydhydrat bestehend. Eine etwas ins
grünliche spielende Abart wird Bremergrün
genannt, sie wird durch Zusammenreiben mit Ölfirniß noch
deutlicher grün. B. ist zollfrei. Mit Ölfirniß eingerieben s.
Zolltarif im Anh. Nr. 5 a.
Briquettes; diesen Namen führen aus
abgesiebten Braunkohlen- oder Steinkohlenstaub mittels
Steinkohlenteerpech als Bindemittel durch Pressen oder Formen
hergestellte ziegelförmige Stücke. Sie haben den Vorteil, daß
sie sich wegen ihrer regelmäßigen Form gut und leicht
zusammenstellen lassen und demnach einen nur verhältnismäßig
geringen Raum einnehmen, dabei aber ein sehr gutes Brennmaterial
abgeben, das sich auch für Lokomotiven und Dampfschiffe eignet.
Der sonst nicht verwendbare Steinkohlenstaub läßt sich auf
diese Weise gut verwerten. Die Fabrikation von B. schätzt man
jetzt in Deutschland auf 100000 Tonnen jährlich, in Österreich
auf 250000, in Belgien auf 500000, in Frankreich auf 1000000,
in England auf 300000, in Italien auf 150000 und in Spanien
auf 100000 Tonnen. Die Einfuhr ist zollfrei.
Britanniametall; diesen Namen führen
gewisse Metalllegierungen, die im wesentlichen aus Zinn und
etwas Antimon bestehen, häufig aber auch kleine Mengen Zink
und Kupfer enthalten; man fertigt aus dem B. verschiedene
Geschirre, namentlich Theekannen, Löffel, Leuchter etc., die
zuweilen auch galvanisch versilbert werden. Rohes B. ist
zollfrei. Blech aus B. wird gemäß Tarif im Anh. Nr. 19 b und
c, die Waren aus B. werden gemäß Nr. 19 d 2 oder 3 verzollt.
Versilberte Waren gehören unter Nr. 20 b 1.
Brokate heißen jetzt nur noch selten
gebrauchte schwere Seidenzeuge (Damaste), wenn sie mit
eingewirkten Gold- und Silberfäden gemustert sind, und scheiden
sich demnach in Gold- und Silberbrokate (drap d'or und
drap d'argent). Brokatelle
ist ein ähnlicher Stoff in Baumwolle ausgeführt.
Brokatpapier, farbiges
Papier mit Gold- oder Silberfiguren. Über das hierzu dienliche
Brokat s. unter Bronzefarben.
Verzollung: B. aus Seide gemäß Tarif im Anh. Nr. 30 e; aus
Baumwolle Nr. 2 d 3; Brokatpapier Nr. 27 e.
Brom (Bromine, Bromum); ein Artikel
des Chemikalienhandels, zur Gruppe der nichtmetallischen
Grundstoffe gehörig. Es ist eine äußerst ätzende, schwere,
beständig rote Dämpfe ausstoßende Flüssigkeit von fast schwarzer
Farbe; in dünnen Schichten erscheint es hyazinthrot; es
↔
riecht höchst unangenehm und erstickend; sein spez. Gewicht
ist = 3 bei 15° C.; bei einer Kälte von -24° C. erstarrt es
zu einer blättrig kristallinischen rotbraunen Masse. Mit
Wasser mischt es sich nicht, doch nimmt es etwas von diesem
auf und ebenso löst das Wasser eine kleine Menge B. und
färbt sich dadurch rötlich gelb. In der Natur findet sich
das B. fast nur in Verbindung von Natrium und Magnesium als
Bestandteil vieler Salzsorten, Mineralwässer und des
Meerwassers; desgleichen finden sich diese Bromverbindungen
in den Staßfurter und Leopoldshaller Abraumsalzlagern, sowie
in nordamerikanischen Salzlagern. Die Abscheidung des B.
aus seinen Verbindungen geschieht mittels Braunstein und
Salzsäure. Früher wurde es nur in England und Frankreich
fabriziert und auch wenig verwendet; jetzt sind Nordamerika
und Deutschland Hauptproduzenten geworden und hat namentlich
das sehr reine deutsche Fabrikat die englische und
französische Ware vom deutschen Markte verdrängt. Das
amerikanische B. ist erst seit 1871 im Handel, 1873 wurden
dort (in Ohio und Virginien) 62500 kg fabriziert, die deutsche
Produktion betrug damals 60000 kg, während die gesamte
französische und englische sich höchstens auf 20000 kg belief.
Gegenwärtig können die deutschen Fabriken in Staßfurt,
Leopoldshall und Schönebeck 550-600 kg pro Tag liefern.
Verwendung findet das B. in der Fabrikation der Anilin- und
Resorcinfarben, sowie zur Bereitung verschiedener
Bromverbindungen für die Photographie und Medizin. Ein
Übelstand ist die umständliche Verpackungsweise, die sich
nötig macht; das B. kann nur in Glasflaschen mit gut eingeriebenen
Glasstöpseln versendet werden, welche letzteren noch mit
geschmolzenen Schellack und Thonkitt umgeben und mit
Pergamentpapier überbunden werden. Man muß es in kühlen,
dunkeln Räumen aufbewahren. - Zollfrei.
Bromäthyl (Äthylbromid, Äthylbromür,
Aethylum bromatum); sehr
flüchtige, farblose, ätherartig riechende Flüssigkeit, wird
zuweilen in der Anilinfarbenfabrikation, sowie neuerdings auch
als schlafbringendes Mittel verwendet. - Zollfrei.
Bromkadmium (Kadmiumbromid,
Cadmium bromatum); weiße,
perlglänzende Kristallnadeln, löslich in Wasser, Alkohol und
Äther, sehr giftig; wird in der Photographie verwendet. -
Zollfrei.
Bromkalium (Kaliumbromid,
Calium bromatum); kleine
weiße, würfelförmige Kristalle von scharf salzigem Geschmack,
in Wasser und Alkohol löslich. Das B. wird jetzt in großen
Mengen in deutschen und nordamerikanischen Fabriken, sowie
auch in England bereitet; das englische und amerikanische
Produkt ist jedoch weniger rein als das deutsche und immer
chlorkaliumhaltig. Verwendung findet das B. in der Medizin
und Photographie. - Zollfrei.
Bromkampfer (Monobromkampfer,
Camphora monobromata);
neuerdings aufgekommenes Arzneimittel, wird durch Einwirkung
von Brom auf Kampfer gewonnen, bildet lange, farblose
Kristalle von starkem Kampfergeruch. - Zollfrei.