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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Brustbeeren; Buccoblätter; Bucheckern; Bucheckernöl; Bucheln; Buchsbaumholz; Buchweizen

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Brustbeeren - Buchweizen

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Brünellen'

statt der runden eine längliche, dattelähnliche Form. Frische B. sind zollfrei, getrocknete werden gemäß Zolltar. im Anh. Nr. 25 p 2 verzollt.

Brustbeeren (Jujubae); jetzt ganz außer Gebrauch gekommener Artikel des Droguenhandels; es sind die Früchte von Zizyphus vulgaris und Z. Lotus, erstere werden französische, letztere italienische B. genannt; sie besitzen eine rote Farbe und schmecken süß. - Zollfrei.

Buccoblätter (Folia Bucco); ein nicht mehr sehr gebräuchlicher Artikel des Droguenhandels; man unterscheidet zwei Arten, runde und lange B., beide kommen aus Südafrika. Die runden (folia Bucco rotundae) bilden die gewöhnliche Sorte und werden von mehreren Arten Barosma gesammelt; sie sind lederartig, eiförmig, am Rande gekerbt und gelblichgrün. Die langen (folia Bucco longae) stammen von Empleurum serrulatum, sie sind schmäler und länger als die ersteren. - Zollfrei.

Bucheckern, Bucheln, die Früchte der Buchen, bilden ein vortreffliches Mastfutter für Schweine, sind aber andern Haustieren schädlich; sie werden meist in Form der Waldmast durch Eintrieb der Schweine benutzt, aber auch im Großen gesammelt, zum Teil zur Aussaat, zur Fütterung, zur Ölgewinnung und zur Verwendung als Kaffeesurrogat (geschält, getrocknet und mit Kaffee vermischt). Bucheckernöl stellt man besonders im nördlichen Frankreich, in Hannover, Thüringen etc. dar. Zur Aussaat werden die B. durch den Handel verbreitet; s. weiteres unter Holzsämereien. - Zollfrei.

Bucheckernöl (Buchenkernöl); das zu etwa 17% in den Samen der Rotbuche enthaltene fette Öl; es wird durch Pressen gewonnen und ist namentlich, wenn es kalt und aus geschälten Früchten gepreßt wurde, ein sehr angenehmes Speiseöl. - S. Zollt. im Anhang Nr. 26 a 1 bzw. 26 a 2.

Buchsbaumholz (Buchsholz, frz. bénit, engl. Box-wood); von Buxus sempervirens, ein sehr wertvolles, hartes, äußerst dichtes und haltbares Holz von gelblicher bis gelber Farbe. Das europäische B., aus Italien, Südfrankreich und Spanien, wird zu Drechslerarbeiten und zur Verfertigung musikalischer Instrumente (Flöten, Oboën etc.) verwendet, ebenso das etwas dunkler gefärbte westindische B. Das türkische und kleinasiatische dagegen, durch eine größere Homogenität ausgezeichnet, wird für Holzschnitte verwendet und zu diesem Zwecke in der Hirnfläche parallele Scheiben geschnitten. - S. Zollt. im Anh. Nr. 13 c 1 u. 2.

Buchweizen (fr. ble noir, engl. crap, darnel, buck-wheat), Heidekorn (Polygonum Fagopyrum), Getreideart von untergeordneter Bedeutung, außer für ärmere Gegenden; besonders in der germanisch-sarmatischen Tiefebene und in den nordischen Gebirgsländern als Grütze bei der Landbevölkerung beliebte nationale Kost, da aber, wo andere Getreidearten gut gedeihen, wird B. nur auf Torf- und Moorboden, Heideland, dürftigen Kalk- und Sandfeldern gebaut und hier, wie anderwärts, noch zur Aufzucht von Kälbern und als Mastfutter für Schweine und Geflügel, seltener für Rindvieh verwendet. ↔ Der Namen Heide-, Haide-, Heidenkorn, bei den Franzosen Sarazenerkorn (Sarassin), wird davon, daß der B. etwa zur Zeit der Kreuzzüge von den Heiden (Tataren) nach Europa gebracht wurde, abgeleitet, der Namen B. von der Ähnlichkeit der Samen, der Form nach, mit den Bucheckern. Die Pflanze gehört zur Familie der Knöteriche, entwickelt sich sehr ästig und blattreich, hat also in der Fruchtfolge auch die Bedeutung, gute Vorfrucht für andre Pflanzen zu sein und als Grünfutter- wie als Gründüngungspflanze gute Dienste zu leisten. Die Kleie ist zur Fütterung sehr gesucht, das Stroh weniger brauchbar wie das der Hülsenfrüchte. Der B. ist ziemlich anspruchslos, auf den Moorfeldern im Nordwesten Deutschlands baut man ihn alle Jahre nach schwachem Brennen des Moores als allein mögliche Pflanze, da er noch nach der Frostperiode angesäet werden kann. Erfrieren verträgt er durchaus nicht. Der Körnerertrag kann sehr reichlich sein, ist aber meist sehr unsicher, wenn es an befruchtenden Insekten, Bienen etc., fehlt, nicht aber, wie bisher angenommen wurde, infolge von Gewittern während der Blüte. Das „Taubblühen“ ist lediglich die Folge von fehlender Befruchtung, welche die Honigbienen, Wespen etc. am wirksamsten sichern. Als angebaute Sorten unterscheidet man:

1) den gemeinen B. (Blende, Flende, Franzweizen, Gricken, Haden, Hadern, Hede- Heidekorn, Heidel, Heidewegtritt, Heidefenche, Heidebrein, 33-66 cm hoch, sehr blütenreich, an einer Pflanze bis 40000 Blüten, gut bewurzelt; Reife im August.

2) Den tartarischen B. (sibirischen, schottischen, silbergrauen B.) meist nur Futter- und Düngungspflanze, oft lästiges Unkraut, geringwertig in den Körnern.

Beide Arten sind einjährig und werden erst Mitte oder Ende Mai ausgesät. Die Samen behalten die Keimkraft nur zwei Jahre lang. Man säet 100-110 kg bei Breit-, 60-65 kg bei Drillsaaten auf 1 ha und gewinnt höchstens 2000 kg., durchschnittlich als gute Mittelernte 1100 kg Körner und 2500 kg Stroh. Ein bis jetzt noch nicht aufgefundener Giftstoff ruft oft bei Verfütterung bei manchen Thieren eine besondere Krankheit, selbst den Tod hervor, eine Art von Rose, besonders das Grünfutter zur Zeit der Blüteentwicklung und am meisten bei Sonnenschein, nicht bei Stallfütterung oder bei bedecktem Himmel und nicht bei genügendem anderweitigem Futter. Die Erkrankung ist am schlimmsten bei Schafen und Schweinen, zeigt sich aber auch bei Geflügel und für Pferde ist selbst die Verwendung von Buchweizenstroh zum Einstreuen nachteilig. - Angebaut wird der B. besonders nördlich der Mainlinie, südlicher nur im Gebirge, am ausgedehntesten in Rußland und Nordasien, neuerdings auch in Nordamerika. Gesamtanbaufläche im Deutschen Reiche etwa 250000 ha (0,7% der Bodenfläche) mit 2,6 Mill. m. Zentner Körnerertrag, in Österreich 5 Mill. hl (à 64 kg), in Holland 68000 ha und 863000 kg, in Rußland 11, in Frankreich 8, in Großbritannien aber nur 0,2 Mill. kg. Die gesamte europäische Produktion ist nicht über 25 Mill. kg. oder 16 Mill. m. Ztr. Der Preis

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 70.