Autorenkollektiv,
Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig,
Dritte Auflage, 1884
Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse
unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.
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Chinasäure - Chloralhydrat
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Chinarinde'
China fusca
,
Loxa etc.;
diejenigen, welche man auf Alkaloide verarbeitet, führen den Namen
Fabrikrinden. Der Import von Ch. in London war im Jahre
1877 folgender:
Columbiachina | 10610 | Kolli |
Carthagenachina | 2624 | " |
Calisayachina | 6799 | " |
Neu Granadachina | 5027 | " |
Ostindische China | 6258 | " |
In Summa: | 31318 | Kolli à 75 Kilo. |
Hierzu kommt noch die Einfuhr von javanischen Rinden in Amsterdam von ca. 50000 Kilo. -
Die Ch. enthalten als wirksame Bestandteile verschiedene Alkaloide, nämlich
Chinin, Chinidin,
Cinchonin und Cinchonidin,
von denen das Chinin das wichtigste und am meisten gebrauchte ist; außerdem enthalten Sie noch
Chinasäure und Chinagerbsäure nebst Chinarot. - Die Ch. sind zollfrei.
Chinasäure (acidum chinicum); in
den Chinarinden, sowie auch in mehreren andern Pflanzen (z. B. im Heidelbeerkraute, den
Kaffeebohnen) enthaltene organische Säure; besteht aus kleinen, weißen, sauerschmeckenden
Kristallen, leicht löslich in Wasser; wird selten verwendet. - Zollfrei.
Chinasilber; in Form von Tafelgeschirren u. dgl. besteht aus
Neusilber, das auf galvanischem Wege gut versilbert ist, vgl.
Argentan.
Chinawurzel (chinesische oder Pockenwurzel, radix
Chinae ponderosae), kommt nicht von Chinabäumen, sondern von einer in China und Japan
heimischen Stechwinde, Smilax China, die in Südamerika eine Verwandte hat, Smilax pseudochina,
deren hellere und leichtere Wurzelknollen unter der asiatischen Ware mit vorkommen, aber geringer
geschätzt werden. Die letztere bildet fast faustdicke, längliche knotige Stücke, die außen
braunrot, innen blaßrötlich gefärbt sind und ziemliche Schwere haben, wonach die Güte der Ware
bemessen wird. Der Geschmack ist schleimig, etwas bitter und kratzend. Die Wurzeln sind oft stark
wurmstichig, die Löcher aber nicht selten durch Einreiben mit Thon u. dgl. vertuscht. Die
Verwendung der Drogue als schweißtreibendes Mittel, hat fast ganz aufgehört. - Zollfrei.
Chinchillafelle sind kleine, etwa 3 dm lange, wegen der großen Weiche
und Zartheit der Behaarung sehr beliebte Felle eines Nagetiers, das in den höchsten Regionen der
Anden von Chili und Peru lebt, wo der stets regenlose Himmel und der feinsandige Boden das Gedeihen
eines so zarten Pelzwerkes begünstigen. Das seidenweiche, 3 cm lange Haar ist im allgemeinen
schiefergrau oder schwärzlich mit hellern, silbergrauen Spitzen, sodaß eine hübsche Melierung
herauskommt. Dieselben Gegenden liefern noch als geringwertige Abart: den
Chinchillone, groß und schmutzig gelb, und die
Bastardchinchilla, klein und kurzhaarig. Mit dem Aufsuchen dieser Tiere in den Felsspalten und
Erdhöhlen ihrer öden Heimat befassen sich nur die Indianer; man fängt sie in Roßhaarschlingen und
Schlagfallen. Das Wild ist sehr in Abnahme, daher der Preis der Felle steigend, 60-200 Mk. das
Dutzend. - Zollfrei. Die Weiche
↔
und Zartheit der Chinchillas hat Veranlassung gegeben, den Namen auch gewissen sehr feinen,
langhaarigen silbergrauen Wollstoffen beizulegen, schöne aber teure, jetzt verschollene Artikel.
Chinin (lat. Chininum, frz.
Quinine, engl. Quinin); eines der wichtigsten Arzneimittel, wird besonders gegen das Fieber
verwendet und daher auch in großen Quantitäten in die tropischen Länder exportiert. Man bereitet
das Ch. aus den Chinarinden (s. d.) in besondren Fabriken durch Auskochen mit
säurehaltigem Wasser, Fällen, Binden an Säure, Umkristallisieren etc. Die übrigen
Chinabasen (s. d.) werden hierbei als Nebenprodukte erhalten. Das
reine Chinin (Chininum purum),
eine weiße, sehr bitter schmeckende, fein kristallinische Masse, wird jedoch fast gar nicht
medizinisch verwendet, sondern nur seine Verbindungen mit Säuren, die
Chininsalze. Von diesen findet man eine sehr große Anzahl auf
den Preiskuranten, die gangbarsten sind jedoch das schwefelsaure
und das salzsaure Ch. - Das schwefelsaure
Ch. (Chininsulfat, Chininum sulfuricum)
erhält man gewöhnlich als ein sehr lockeres Haufwerk von zarten, weißen, etwas glänzenden
Kristallen von bitterem Geschmack; sie lösen sich in kaltem Wasser schwer, in solchem, welches
etwas Schwefelsäure enthält, leicht; diese sauere Lösung zeigt eine stark blaue Fluorescenz.
Das salzsaure Ch. (Chlorwasserstoffchinin,
Chininchlorhydrat, Chininum muriaticum,
Chininum hydrochloratum), erhalten durch Auflösen von reinem
Ch. in Alkohol und Salzsäure und Kristallisierenlassen, ist ebenfalls farblos und bildet lange asbestartige,
zu Büscheln vereinigte Nadeln. Die übrigen, im Handel noch vorkommenden, aber weniger
gebräuchlichen Chininsalze sollen nur den Namen nach hier aufgeführt werden; es sind dies folgende:
Arsensaures Ch. (Chininum arsenicicum);
baldriansaures Ch. (Chininvalerianat,
valeriansaures Ch. Chininum valerianicum);
chinasaures Ch. (Chininum chinicum);
citronensaures Ch. (Chinincitrat,
Chininum citricum); citronensaures Eisenchinin
(Chininum ferro-citricum); essigsaures
Ch. (Chininacetat, Chininum aceticum);
gerbsaures Ch. (Chinintanmat,
Chininum tannicum); milchsaures Ch.
(Chininlactat, Chininum lacticum);
phosphorsaures Ch. (Chininphosphat,
Chininum phosphoricum; salicylsaures
Ch. (Chininsalicylat, Chininum salicylicum);
salpetersaures Ch. (Chininnitrat,
Chininum nitricum). - Zollfrei.
Chinois sind kleine bittere überzuckerte Pomeranzen, die aus
Italien kommen und einen Artikel unserer Delikatessenhandlungen ausmachen. - Einfuhrzoll
gem. Tarif im Anh. Nr. 25 p 1.
Chloralhydrat (Chloralum hydratum);
seit 1869 Artikel des Chemikalienhandels, wird als schmerzstillendes und schlafbringendes
Mittel medizinisch verwendet. Man erhält es in zweierlei Form, teils in zusammenhängenden
weißen, kristallinischen, undurchsichtigen Krusten oder dünnen Platten, teils in losen,
durchsichtigen Kristallen, die man durch Umkristallisieren aus
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 81.