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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Dynamit; Eau de Cologne; Ebenholz; Eberraute; Eberwurzel; Ebonit

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Dynamit - Ebonit

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Dünger'

dienen zur Prüfung; der Fabrikant muß die Garantie leisten. Die Transportfähigkeit auf weitere Strecken liegt in dem Verhältnis der wertvollen Teile zu den wertloseren. In trocknen Jahrgängen (Lagen) kann der Kunstdünger nicht voll zur Wirksamkeit kommen, der Absatz stockt alsdann in der nächsten Zeit. Der Händler muß die Brauchbarkeit für die verschiednen Klimate, Bodenarten und Lagen zu beurteilen verstehen und wird meist am besten daran thun, nur auf Bestellung zu liefern und zu beziehen, auf jeden Fall aber Sachverständige, die Vorstände der Kontrolstationen, zu Rate zu ziehen. Vgl. die Spezialartikel.

Dynamit. Jedenfalls der wichtigste Sprengstoff ↔ der Jetztzeit für Berg- und Eisenbahnbau, D. besteht aus einer Mischung von Nitroglycerin (s. d.) mit Infusorienerde (Kieselguhr) im Verhältnisse von 35 zu 10; es ist ein lockeres feuchtes Pulver, das gewöhnlich in Patronen verpackt zum Verkaufe gelangt und dessen Aufbewahrung und Transport besondern Sicherheitsregeln unterworfen ist. Der Preis des D. beträgt durchschnittlich 3 Mk. bis 4 Mk. 20 Pf. pro Kilo, richtet sich aber selbstverständlich nach den oft sehr schwankenden Glycerin- und Salpeterpreisen. Gegenwärtig werden in Deutschland allein in circa 20 Fabriken jährlich gegen 100000 Ztr. D. verfertigt. - Zoll gem. Tarif im Anh. Nr. 5 e.

E.

Eau de Cologne (Kölnisches Wasser), ein sehr gebräuchliches und beliebtes Parfüm, welches von dem Hause oder vielmehr von den sieben Häusern Farina in Köln als "echt" in den Handel gebracht wird, besteht aus einer Auflösung verschiedner ätherischer Öle in feinsten Sprit. Hauptsächlich sind es die Öle von Pomeranzen, Bergamotten, Zitronen, Limetten, Neroli, Rosmarin und Lavendel, die hierzu verwendet werden. Ohne Zweifel kommt auf das Mengenverhältnis dieser Zuthaten viel an, um eine Harmonie oder Verschmelzung der verschiednen Wohlgerüche zu einem scheinbar einfachen hervorzubringen; namentlich aber ist die Qualität der Öle von großem Einfluß. In der That aber fehlt es nicht an Präparaten, welche dem Kölnischen Wasser nahe kommen und unter verschiednen Namen in den Handel gebracht werden. - Zoll gem. Tarif im Anh. Nr. 31 e.

Ebenholz (frz. bois d'ebène, engl. ebony). Unter diesem Namen kommt eine größere Anzahl fremder Holzarten im Handel vor, die nicht einmal alle schwarz sind. Was gewöhnlich unter diesem Namen verstanden wird, ist bekanntlich ein dichtes, schweres und schwer zu bearbeitendes, im Wasser untersinkendes Holz von schwarzer Farbe, das als ein geschätztes Material für die Kunsttischlerei, zu Drechslerwaren, Blasinstrumenten, Claviertasten etc. dient. Das schwarze Holz kommt von verschiednen Bäumen Indiens, der ostindischen Inseln und Afrikas. Das von Ceylon und Madagaskar kommende ist das schwärzeste, es stammt von Diospyrus Ebenaster, das von Bombay und Sumatra liefert D. Melanoxylon, das von der afrikanischen Westküste D. Ebenum. Das nicht eben starke Holz ist nur der Kern des Stammes; der Splint ist weißlich und weich, wird daher immer vorher abgeschlagen und ist nur in kleinen Überresten zuweilen noch ansitzend. Es gibt indes eine schwarz und weiß gestreifte oder marmorierte Sorte, welche aus Ostindien und der Insel Bourbon von D. montana kommt, an welcher auch der Splint hart und brauchbar ist. Ein bräunlich grünes Holz, so fest wie das schwarze und ↔ gern zu eingelegten Arbeiten gebraucht, kommt aus Ostindien von Aspalathus Ebenus. Was sonst als rotes, grünes, braunes, blaues, gelbes E. aufgeführt wird, hat wenig Bedeutung und sollen die oft sich widersprechenden Angaben bezüglich ihrer Herkunft hier nicht wiederholt werden. - Zoll s. Tarif Nr. 13 c 1 u. 2.

Eberraute (Stabkraut, Artemisia Abrotanum), eine im Süden heimische, bei uns in Gärten oft anzutreffende Beifußart von durchdringend aromatischem Geruch und brennend bitterm aromatischen Geschmack; enthält ätherisches Öl, Harz, Gerbstoff etc. Die belaubten Zweige und blühenden Spitzen wurden früher medizinisch verwendet. - E. ist zollfrei, das Öl daraus wird gem. Tarif im Anh. Nr. 5 a verzollt.

Eberwurzel (Radix Carlinae), ist die circa 2 cm lange, bis 3 cm dicke, oben einfache, unten ästige Wurzel von Carlina acaulis, der Eberdistel, einem ausdauernden, besonders auf kahlen Kalkbergen ansässigen auffälligen Gewächs, das einen flach am Boden liegenden Kranz zerschlitzter stacheliger Blätter und eine einzige ohne Stengel aufsitzende große Blume mit blauvioletten Einzelblütchen hat. Die Blütendecke bildet einen weißen vielstrahligen Stern. Die getrocknete Wurzel ist tiefgerunzelt, außen dunkelbraun, innen heller, die Rinde zeigt auf dem Durchschnitt große braunrote Harzbehälter. Der Geruch ist unangenehm aromatisch, Geschmack harzig, scharf und bitter. Enthält ätherisches Öl und Harz und ist noch als tierärztliches Mittel offizinell. - Zollfrei. Eberwurzelöl gem. Tarif Nr. 5 a.

Ebonit (Hartgummi, hornisiertes Kautschuk) ist der auf Ebenholz (engl. ebony) anspielende Fabrikname schwarzer oder schwarzbrauner, glänzender, etwas elastischer Massen, welche sich auf heißem Wege zu vielerlei nützlichen Gebrauchsgegenständen formen lassen, namentlich solcher, die sonst aus Horn hergestellt zu werden pflegen. Die Grundmasse ist geschwefeltes (vulkanisiertes) Kautschuk und ebensolche Guttapercha mit allerhand vermehrenden Zusätzen, die bei verlangter größerer Elasticität aus Harzen, Steinkohlenteer, Asphalt und ähnlichem bestehen

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 103.