Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Eisen'
stoffgehalt, was sich aus der Herstellung leicht erklärt. Der Rohstahl erfährt erst noch eine Raffinierung behufs Verdichtung und gleichmäßiger Verteilung des Kohlenstoffes. Die Raffinierung geschieht wie bei allen in ungeschmolzenem Zustande erhaltenen Stahlsorten (auch dem Herd- und Puddelstahle) entweder durch das Gärben oder durch Einschmelzen. Zum Gärben schweißt man eine Anzahl von zu einem Bündel (Garbe) vereinigten Rohstahlstangen unter dem Hammer zusammen, streckt sie zu Stäben aus und schneidet diese in Stücke von gleicher Länge, mit welchen der Prozeß wiederholt wird. Das Gärben ist also ein intensives Durchkneten des Stahles, wodurch die Teile mit verschiednem Kohlenstoffgehalt miteinander in Berührung kommen und ausgleichend auf einander wirken. Weit vollkommener wird dieses Ziel erreicht, wenn man die Rohstahlstangen in Tiegeln unter Luftabschluß einschmilzt. Dies liefert den eigentlichen Gußstahl, welcher nach der neueren Klassifikation als Zementflußstahl bezeichnet werden muß, während der durch Garben raffinierte Zementstahl als Zement-Schweißstahl läuft. Der Gußstahl bildet die geschätzteste Stahlsorte, welche überall da verwendet wird, wo ganz besondre Zähigkeit und Festigkeit oder scharfe lang stehende Schneide, oder endlich größte Politur wünschenswert ist. Leider gestaltet sich die Herstellung größerer Stücke aus Gußstahl ziemlich schwierig und teuer. Man kann bislang den Gußstahl nur in kleinen Mengen einschmelzen; die Tiegel fassen, da sie von zwei Mann tragbar sein müssen, nur etwa 25-30 kg Stahl. Hiernach ergibt sich ohne weiteres, welche Schwierigkeiten erwachsen müssen, wenn es sich um den Guß von Blöcken zu Geschützen, Walzen etc., die oft viele tausend kg wiegen, handelt. Hunderte, ja zuweilen mehr als tausend Tiegel sind in einer Folge bis zur Vollendung des Gußes dann zu leeren. Dies ohne Störung zu bewerkstelligen, ist eine der staunenswertesten und unübertroffenen Leistungen unserer bedeutendsten deutschen Stahlwerke (Krupp, Bochum etc.). Handelssorten und Eigenschaften derselben. - Roheisen. Es können und sollen selbstverständlich hier nicht alle die einzelnen im Handel vorkommenden Roheisensorten, welche je nach Herkommen oder Verwendung verschiedne Namen führen, verzeichnet werden. Eine Charakteristik der Hauptsorten zu geben ist die Aufgabe. - Graues Roheisen. Auf dem Bruche erscheint dasselbe von hellgrauer bis dunkelgrauer und schwarzer Farbe; es ist stets mehr oder weniger grobkörnig oder auch bei den dunkeln Sorten kleinblätterig oder schuppig, aber nie faserig oder strahlig. Dasselbe findet fast ausschließlich Verwendung in der Gießerei, da es leicht fließt und die Formen gut ausfüllt. Es ist weich und läßt sich mit den gewöhnlichen Schneidwerkzeugen leicht bearbeiten. - Weißes Roheisen. Der Bruch zeigt feinkörniges, strahliges oder großblätteriges Gefüge. Letzteres bei dem Spiegeleisen, welches den Namen von den großen spiegelnden Flächen erhalten hat. Das weiße Roheisen ist, weil es dick fließt, zu Gießereizwecken nur ausnahmsweise in Verwendung;
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es wird hauptsächlich auf Schmiedeisen und Stahl verarbeitet. Es ist in jedem Falle bedeutend härter als graues Roheisen; einzelne Sorten lassen sich mit der Feile gar nicht mehr bearbeiten. Hauptarten des weißen Roheisen sind: das schon genannte Spiegeleisen, welches immer viel Mangan und zuweilen auch viel Silicium enthält, Spiegelfloß, Rohstahleisen, Hartfloß, weißgares und dünngrelles Roheisen. Das graue Roheisen kommt immer in Form von Gänzen, das weiße auch als Flossen oder Masseln in den Handel. - Halbiertes Roheisen. Darunter versteht man ein Gemenge von grauem und weißem Roheisen. Man bezeichnet dasselbe als schwach halbiert, wenn das graue, als stark halbiert wenn das weiße vorwaltet. - Das Roheisen besitzt die Eigenschaft, bei wiederholter Glühung zu Quellen d. h. ein größeres Volumen einzunehmen als vorher; eine Eigenschaft, die bei der Verwendung zu Roststäben, Plättbolzen, Feuertöpfen, Retorten, Erhitzungsröhren Berücksichtigung finden muß, wenn Gestaltänderungen vermieden werden sollen. - Schweißeisen, im gewöhnlichen Verkehr heute noch meist Stabeisen oder Schmiedeisen genannt, ist das Produkt des Frisch- und Puddelprozesses. Die gewonnenen Luppen erhalten unter dem Hammer oder Walzen Stabform und führen nun die Bezeichnung Rohschienen. Diese bilden ein Halbfabrikat, welches auch im Handel vorkommt. Die Rohschienen werden durch ein- oder mehrmaliges Umschweißen und Ausrecken unter dem Hammer oder Walzen raffiniert und liefern das Stabeisen. Gutes Schweißeisen soll auf dem frischen Bruche bei weißer Farbe schwachen und bei lichtgrauer Farbe starken Glanz und ferner hakiges oder sehniges Gefüge zeigen. Einzige Ausnahme von Letzterem macht das Feinkorneisen, ein hochkohliges stahlartiges Schweißeisen mit feinkörnigem, nie sehnigem Bruch und größerer Härte als gewöhnliches Schweißeisen, welches sich auch schwach härten läßt. Das Feinkorneisen ist seiner großen Widerstandsfähigkeit wegen sehr geschätzt und viel verwendet (Köpfe von Eisenbahnschienen etc.). Namentlich dient es auch zur Herstellung des Zementstahles in Steyermark und England; Letzteres bezieht aus Schweden das Danemoraeisen in großen Massen. Das gewöhnliche Schweißeisen ist weich und besitzt einen ziemlichen Grad von Dehnbarkeit, so daß man es kalt überschmieden und zu Draht ziehen kann. Dabei nimmt es allerdings an Härte und Dichtigkeit zu, an Dehnbarkeit ab; ja es wird bei fortgesetzter Bearbeitung brüchig, kann aber durch Ausglühen sofort wieder in den natürlichen Zustand übergeführt werden. In rotglühendem Zustande läßt sich Schweißeisen vorzüglich schmieden, im weißglühenden schweißen und in Folge des teigartigen Zustandes selbst in komplizierte Formen pressen. (Herstellung von Eisenbahnwagenrädern, Kolben, Kurbeln, Schraubenschlüssel etc. durch Preßschmieden.) Die guten Eigenschaften des Schweißeisens werden häufig durch fremde Beimengungen stark beeinträchtigt. Ein ganz geringer Schwefelgehalt (0,04%) oder Kupfergehalt (0,5%) machen das E.
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 111.