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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Gold

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Gold - Gold

hat und noch übt. Zu allen Zeiten war das Gold das höchst gewertete unter den in den Verkehr kommenden Metallen und nächst ihm in der Wertskala stand und steht das Silber. Abgesehen von der höheren Schönheit des Goldes, seiner Widerstandsfähigkeit gegen vielerlei Einwirkungen etc., bleibt seine Seltenheit immer der Hauptfaktor zur Wertbestimmung. Trotz des häufigen spurenweisen Vorkommens des Metalls sind die Ertrag gebenden Goldregionen bei weitem in der Minderzahl gegen die des Silbers; die natürlichen Vorräte beider scheinen sich auch annähernd umgekehrt zu verhalten wie ihre Preise. Das gegenseitige Wertverhältnis von Silber und G. hat seit mehreren hundert Jahren nur zwischen 1:14 und 1:16 geschwankt und im Durchschnitt bis vor wenig Jahren 1:15 betragen, so daß man für 1 kg reines G. 15 kg Silber kaufen konnte. Durch Einführung der Goldwährung in einigen Ländern, namentlich in Deutschland und durch die überreichen Silberfunde in Nevada hatte sich das Verhältnis eine Zeitlang (1876) auf 1:17½ gestellt. - Das G. kommt infolge seiner sehr geringen Verwandtschaft zu Sauerstoff und Schwefel in der Natur auch nur gediegen, doch aber fast nie als ganz reines Feingold, sondern gewöhnlich mit kleinen Anteilen Silber vermengt vor, wie denn umgekehrt auch das Silber in der Regel eine Wenigkeit G. mit sich führt; auch enthält das natürliche G. zuweilen kleine Mengen andrer Metalle, so z. B. das G. vom Ural etwa 2%, solches aus Chile 4% fremde Metalle, nämlich Silber, Kupfer und Eisen. Das kalifornische G. ist etwas iridiumhaltig und hat dadurch einen grünlichen Schimmer; in andren Fällen ist es oft sehr silberhaltig; die dortigen Felsengebirge führen auf der Westseite G., auf der Ostseite Silber, und wo beide in einander übergehen, können natürliche Legierungen vorkommen, in denen beide Metalle zu gleichen Teilen vertreten sind. Enthält das G. über 20% Silber, so betrachtet man es als besondre Mineralspezies und nennt es Electrum. Palladiumhaltiges Golderz nennen die Bergleute faules G., die Mineralogen Porpezit. Das australische Metall, namentlich das in größeren Stücken gefundene, ist im allgemeinen sehr rein und ergibt zuweilen 99½% Feingehalt. Die Weichheit des Metalls und daherrührende leichte Teilbarkeit hat auf das Vorkommen desselben den größten Einfluß. So findet es sich in manchen Gebirgsarten und Erzen so fein eingesprengt, daß es mit freiem Auge nicht zu erkennen ist. Schwefelkiese (Schwefeleisen) enthalten häufig etwas G. und heißen dann Goldkiese, ebenso kommt es im Kupfer- und Arsenikkies, in der Zinkblende, im Grauspießglanzerz, in Bleierzen vor. In früheren Zeiten waren die russischen Kupfermünzen so goldhaltig, daß es sich der Mühe lohnte sie außer Landes zu führen und das Gold herauszuziehen. Ältere Silbermünzen werden noch fortwährend massenhaft aufgelöst um ihres Goldgehaltes willen. In Siebenbürgen und in Südamerika finden sich auch goldreiche Tellursilbererze. In Felsarten wie Quarz, Gneiß, Glimmer- und Talkschiefer, Grünstein, zuweilen auch in Serpentinen und Graniten steckt es entweder ebenso mikroskopisch verlarvt oder es erscheint als „Freigold“ sicht- und greifbar als Schüppchen, Blätter, Bleche, haar- oder moosartig, ferner kristallisiert als Würfel, Oktaeder etc., oft schlackenförmig, wie geflossen oder getropft, in seltneren Fällen in größeren Massen als Ausfüllung von Klüften und Rissen. Die größte Verbreitung hat aber das G. in seiner Versetzung auf die zweite Stelle, im Schwemmland, wo mächtige Naturgewalten die ehemaligen goldführenden Gebirge zertrümmert, pulverisiert, in Sand und Geröll verwandelt haben oder wo eine langsame Zersetzung im Laufe der Zeiten dieselbe Wirkung hervorbrachte. Hier also hat die Natur dem Menschen schon bedeutend vorgearbeitet, denn die Gewinnung dieses sog. Waschgoldes durch Schlämmarbeit und allenfalls Amalgamation ist mit viel weniger Schwierigkeiten verbunden als das Ausbringen von Berggold unter Brechen und Zermahlen der ganzen Felsmassen. Gleichwohl hat man sich selbst in dem reichen Kalifornien schon länger zu dieser letzteren Art des Betriebes entschließen müssen, da das oberflächliche Waschen zu wenig ergiebig geworden. Angeschwemmte Schichten und Lager von Bergabfällen erschöpfen sich natürlich bald, und das Tiefergraben ist vergebens. Auch in Australien wird schon viel bergmännisch gearbeitet. Bei dem oberflächlichen Abbau hat sich gefunden, daß das Einschlagen nur dann von gutem Erfolg ist, wenn in der Tiefe ein ehemaliger Wasserlauf getroffen wird. In der mutmaßlichen Verlängerung solcher alter Rinnsale etablieren sich dann bald viele Goldgräber. Kalifornien und Australien sind bekanntlich jetzt die beiden hauptsächlichsten Goldquellen. Zunächst jenen beiden Ländern stehen die russischen Goldwäschereien am Ural und im östlichen Sibirien, wo sich das Metall in Begleitung von Platin, Iridium, Palladium etc. im Sande findet. Die letztere Gegend ist die neuere und ertragreichere; die uralischen Wäschereien werfen nicht viel mehr ab. Der gesamte russische Jahresertrag wird auf circa 25000 kg angeschlagen; die Gewinnung ist ein mühsames Auswaschen aus kolossalen Sandmassen. Im höheren Norden der amerikanischen Westküste (Fraserfluß), dann auch diesseits, in Neuschottland, Kanada, hat man je nach Laune des Glücks viel oder wenig oder gar kein G. gefunden. Später wurde Neuseeland heimgesucht, und die unwirtliche kaum bewohnte südliche Hauptinsel dieser Gruppe wird jetzt von Goldgräbern durchwühlt und durchzogen. Hier ist besonders das Wasser deren Widersacher; die häufigen Regen machen durch Anschwellen der Bergwässer die besten Waschplätze wochen- und monatelang unzugänglich. Unter den länger bekannten Goldländern war einmal Brasilien das ertragreichste; gegenwärtig hat sich die Ausbeute durch politische und soziale Verhältnisse sehr abgemindert und dürfte von Chile übertroffen werden, wo die Wäscherei fleißig betrieben wird. Der chilesische Sand ist doppelt so reich an G. als der sibirische. Afrika ist von Alters her als Goldland bekannt und liefert auch jetzt noch einen nicht zu verachtenden Beitrag. Es gibt dort keine von