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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Holunder; Holz

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Holunder - Holz

gras, wirbelförmiger F. - Setaria verticillata P. B.), gelbhaariger F., Setaria glauca P. B. - dann Mohrenhirse (Sirk, Besenkraut, Sorghohirse, Negerkorn, Durra, Guineakorn, Sorghum vulgare Pers. Eleusine (Eleusine Gaertn.) als E. coracana G., krumährige E., E. Tocusso Fres und E. indica, Teff, Poa abyssinia Pers. etc. die Hauptbrotfrüchte der Afrikaner und Asiaten. Die Mohrenhirse baut man nur in südlichen Ländern, in Mittel- und Nordeuropa, die gemeine oder Rispenhirse, die Klumphirse, die Bluthirse und die große Kolbenhirse oder Fennich, Mohar nur als Futterpflanze. Die H. bildet in Deutschland den Gegenstand der Kleinkultur, auf größern Gütern wird sie nur ausnahmsweise angebaut. Gesamtanbau 1878 auf 14896.2 ha und 26.6 m. Ztr. Ertrag, 2325594 Ztr. Die Moharhirse liefert Körner und Mehl und Futter, in den entkörnten Rispen gute Kehrbesen, als Zuckermoharhirse, Sorghum, Zuckersaft zur Brennerei etc., verschiedne Farbstoffe, Grünfutter etc. Ernte 170-250 kg pro ha. Die Rispenhirse gibt 15-30 hl Körner à 60-70 kg, die Kolbenhirse etwas weniger. Die Körner dienen zu Brei, unenthülst zu Viehfutter und zur Branntweinbrennerei und haben etwa den Preis der Gerste. Beim Enthülsen zum Zweck der Darstellung als menschliches Nahrungsmittel ergibt sich 40% Abgang. Das Stroh wird als Futter geschätzt; 10-20 m. Ztr. Ertrag pro ha. Der Anbau der H. ist in Südeuropa bedeutender als im Norden, besonders in Ungarn, Spanien, Portugal, Italien, Südfrankreich, der der Rispenhirse hat seine Schwierigkeiten und gelingt nicht jedes Jahr; sie verträgt namentlich nicht gut naßkalte Witterung, ist aber in trocknern Jahrgängen, in trocknem warmen Boden und bei guter Pflege eine der einträglichsten Feldfrüchte. Schlesien, Polen, Mähren, Böhmen, Ungarn, Frankreich sind Länder, wo H. häufig gebaut wird. Enthülst ist H. nicht lange haltbar, unenthülst und in Fässer geschlagen mehrere Jahre lang. Die Farbe der unenthülsten Hirse ist nach den Varietäten gelb, weißgelblich, grau, schwärzlich, rot; ausgestampft durchgängig gleich hellgelb. In südlichern Gegenden, im Klima des Weinstocks, baut man mit noch besserm Ertrage die Kolbenhirse, Körner stroh- oder orangengelb oder rötlichbraun. Mohar, Mohrhirse, kultiviert man in Europa nur im südlichen Spanien, Portugal und Italien. -

Für die H. ist jetzt Ungarn eine Hauptbezugsquelle geworden, seit dasselbe durch wohlfeile Eisenbahnfrachten instand gesetzt wurde, große Mengen nach außen zu schaffen. Es haben diese Zuzüge den Verzehr des Reises schon merklich abgemindert, was nicht zu beklagen ist, denn die H. ist ein gehaltvolleres Nahrungsmittel. Das Hirsekorn geht überhaupt nicht blos auf die Landmärkte, sondern auch aus den verschiednen Produktionsländern als Exportartikel nach Holland, England, den deutschen Hafenstädten etc., hauptsächlich zur Verproviantierung der Schiffe. England bezieht große Mengen „aus der Türkei“. - Zoll: Rohe H. Nr. 9 a; geschälte oder gestampfte gem. Tarif im Anh. Nr. 25 q 2.

Holunder (Hollunder, Flieder, Schibicken, Quewecken, lat. Sambucus niger, frz. hieble oder sureau commun, engl. elder-tree). Allbekannter, in ganz Europa und dem nördlichen Asien einheimischer Baum, der in Rinde, Blättern und zum Teil auch in den Früchten bitter und scharf schmeckende Substanzen enthält und, nach der Volksmedizin wenigstens, für vielerlei Übel die Gegenmittel liefern soll. Abgesehen von allen hausarzneilichen und hauswirtschaftlichen Anwendungen ist der Flieder aber als offizinelles Gewächs aufzuführen, und zwar ist es die den Blüten und Früchten inwohnende schweißtreibende Wirkung, wegen deren er in Gebrauch ist. Es werden zu demselben Zwecke sowohl die bei Sonnenschein gesammelten und wohlgetrockneten Blüten (flores Sambuci), als der zu einem Mus eingedickte Saft der reifen Beeren als extractum Sambuci oder Roob S. benutzt. Die Fliederblüten enthalten ein wenig ätherisches Öl, welchem sie ihren angenehmen Geruch verdanken und welches auch zuweilen in den Handel gebracht wird, die Samenkerne in reichlichem Maße ein fettes. Die Blüten des Flieders bilden, obschon nirgends selten, doch einen ständigen Artikel des Droguenhandels auch im Großen, da man solcher Ware am ehesten zutrauen kann, daß sie von kundigen Leuten mit der erforderlichen Sorgfalt gesammelt und getrocknet, also guter Qualität ist. - Holunderblüten, getrocknete, zollfrei. Holundermus, ohne Zucker eingekocht, gem. Tarif Nr. 25 p 2; ätherisches Öl Nr. 5 a, fettes Öl Nr. 26 a 4 bzw. 1.

Holz, Hölzer (lat. lignum; frz. bois; engl. wood). Die Wichtigkeit und Unentbehrlichkeit des Holzes und seine vielseitige Verwendung als technisches Material wie als Brennstoff ist so bekannt, daß darüber nichts zu sagen nötig ist. Das Holz ist nach seiner Verwendung entweder Nutz- oder Brennholz, beide oft von denselben Wäldern und Holzarten und nur nach Beschaffenheit der einzelnen Stücke gesondert. Das Nutzholz wird wieder eingeteilt in Bau- oder Zimmerholz, Schreiner-, Drechsler-, Wagner-, Böttcher-, Maschinenholz etc. Je nach der gedrungenern oder losern Konstruktion des Holzkörpers und der daher rührenden größern oder geringern Festigkeit und Schwere unterscheidet man harte und weiche Hölzer; einige, welche in dieser Hinsicht eine Mittelstellung einnehmen, bezeichnet man wohl auch als halbharte. Ferner unterscheidet man noch Farbhölzer und medizinische Hölzer oder Arzneihölzer. Es soll an dieser Stelle eine kurze Übersicht unsrer einheimischen Holzarten nebst einigen Daten über den Holzhandel im allgemeinen gegeben werden, während die wichtigern derselben sowie auch die ausländischen in besondern Artikeln ausführlicher besprochen sind.

Eichenholz. In Rücksicht auf Dauerhaftigkeit das wertvollste unsrer Hölzer. Es gibt bei uns zwei Arten Eichen: die Steineiche (Quercus sessiliflora), mit fast stiellosen Früchten, und die Stieleiche (Qu. pedunculata), mit langgestielten Eicheln. Weil die erstere Art sich mit ihrer Be- und Entlaubung sehr verspätet, nennt man sie auch Winter-, die andre Sommereiche. Das Holz beider Arten gleicht sich nicht ganz;