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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

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Honig

des Thüringerwaldes bildet, so Nürnberg mit Fürth für einen viel weitern Kreis, indem es aus Thüringen und Sachsen wie aus süddeutschen Distrikten zu seinen eignen Fabrikaten noch eine Menge fremde bezieht und vertreibt. - Eine kleine, sich in den einfachsten Wirtschafts- und Kindersachen bewegende Holzwarenindustrie besteht auf dem Eichsfeld; die Industriellen von dort heißen auf den Leipziger Messen die Quirlleute. - In England ist das Städtchen Tunbridge in der Grafschaft Kent der Ort, wo eine Menge schöner H., wirtschaftliche wie Galanterie- und Spielsachen gefertigt und im ganzen Königreiche verbreitet werden. In Schottland ist eine eigenartige Schnitzerei im Betriebe, die sich anfänglich auf die bekannten Tabaksdosen beschränkte, aber schon lange auch eine Menge andrer Gebilde wie Etuis, Kästchen, Toiletten etc. herangezogen hat. Alle diese Arbeiten werden aus Sykomorenholz geschnitzt und nach Art der Dosen mit Skulpturen im schottischen Stil verziert. Aus einem Block dieses Holzes, der etwa 21-24 Mk. kostet, lassen sich Waren im Werte von 45-60000 Mk. herausschneiden. - Zoll: s. Tarif im Anh. Nr. 13 d bis g.

Honig, neben Wachs das Erzeugnis der Honigbienen, von welchen die Arbeitsbienen den Nektar aus den Blütenkelchen aufsaugen und geläutert durch die Speicheldrüsen in die Zellen eintragen. Blumen- oder Blütenhonig ist das Ausschwitzungsprodukt der Nektarien auf dem Grunde der Blumenkronen, welches je nach Art der Blüten besondern Beigeschmack hat und diesen bei dem Durchgang durch den Bienenleib nicht ganz verliert, dabei aber den eigentlichen Honiggeschmack mit annimmt. Die Biene nimmt aber auch andern Zuckerstoff in mannigfachsten Formen auf, sodaß nur dann von Anis-, Frühjahrsblüten-, Linden-, Raps-, Weißklee- etc. Honig (beste Arten) oder Buchweizen-, Heide-, Blatt-, Blattlaus- etc. H. (schlechtere Arten) gesprochen werden kann, wenn die Nahrung der Bienen vorzugsweise oder allein aus dem Blumenhonig der genannten Pflanzen bestand. Noch zu Anfang des Jahrhunderts bildete der Honig, sowie heute noch im Innern von Rußland, das Hauptversüßungsmittel; seit Ausbreitung der Zuckerfabrikation hat der Verbrauch wesentlich nachgelassen. Tausende kennen den reinen H. kaum und genießen solchen nur in Konditorwaren oder in eingemachten Früchten, welche im H. vorzüglich haltbar und wohlschmeckend werden. Die Verwendung zu Met oder Honigwein ist auf wenige Gegenden beschräukt ^[richtig: beschränkt], häufiger die zu Honiglikör, Limonade, Honigseife und Honigfarben, zu Essig, zum Konservieren der Haare (Eau de miel, Honeywater, Aqua mellis, Honigwasser) und medizinisch bei katarrhalischen Leiden. In Gebirgsgegenden, im Süden und Westen Europas, wird der H. noch vielfach auf Butterbrot gegessen. - Im Deutschen Reich findet Mehreinfuhr von H. bis zu 20000 m. Ztr. à 72-80 Mk. statt, ebenso von Wachs (s. d.); eine vollständige Statistik der Erzeugung und des Verbrauchs fehlt. Ohne künstliche Fütterung sollen auf 1 □Meile 400 Bienenstöcke, für das Reich also über 4 Mill. möglich sein; vom Stock rechnet man durchschnittlich 10 kg Honigertrag; das Reich hat nach der Statistik von 1875 nur 2-3 Mill. Stöcke, erzeugt also nur 23 Mill. kg, während es über 40 Mill. kg erzeugen könnte, und bei 2 Mill. kg Mehreinfuhr, zusammen also 25 Mill. kg Verbrauch, zur Ausfuhr 15 Mill. kg oder über 100 Mill. Mk. zu liefern vermöchte. In Preußen kommen nur die Rheinprovinz, Hohenzollern, Hannover, Schleswig-Holstein und Westfalen annähernd an die mögliche Zahl der Stöcke (352 - 314 - 306 - 323 - 391 pro □Meile); das Königreich Sachsen hat nur 134 Stöcke, auf 1 □M. - 29243 zus. und erzeugt nur etwas über 230000 kg; die Reichslande mit 41670 Stöcken (220 auf 1 □M.) erzeugen 0.8 Mill. kg. Etwas stärker ist die Bienenhaltung in Württemberg und vereinzelt in Thüringen. Die Bienenzuchtvereine haben Gutes bewirkt, aber wesentlich noch nicht den Betrieb zu steigern vermocht; die Bienenzucht ist in hohem Grade lohnend (sicher 30 Mk. Reingewinn pro Stock), erfordert aber viel Sorgfalt und Zeitaufwand. - Hausner rechnete (1865) auf Europa (außer der Türkei und den drei nordischen Reichen) 21.78 Mill. Stöcke, durchschn. 143 auf 1 □M., in der Schweiz 445, in Großbritannien nur 17. - Das hauptsächliche innere Erzeugnis kommt immer nur aus gewissen Gegenden, namentlich solchen, wo Heidekraut häufig wächst, oder Buchweizen, Klee- und Ölsaaten in weiterer Ausdehnung angebaut sind. In wärmern Gegenden ist die Bienenzucht auch im Winter leicht und ergiebig, in neurer Zeit vornehmlich Amerika ein Hauptproduzent für H. geworden. Man züchtet dort die aus Europa eingeführte gewöhnliche Biene und verschiedne andre, im Nestbau zum Teil ganz abweichende Arten. Bedeutend ist die Produktion in verschiednen Provinzen Österreichs, in Ungarn, dem südlichern Rußland und Polen, in Italien und Frankreich, Spanien und Portugal. Im östlichen Europa, namentlich Rußland, Polen, Galizien, Ungarn kommt der Honig größtenteils von Waldbienen, die in hohlen Bäumen, Erdhöhlen oder in hölzernen Hütten hausen, die man für sie hinsetzt. Südfranzösischer H. riecht, je nach Ursprungsgegend, oft nach Rosmarin, Lavendel, Thymian, ungarischer nach Meliloten, griechischer vom Pentelikon nach Rosen etc. - Je nach der Zeit des Honigschneidens unterscheiden die Bienenzüchter Frühlings-, Sommer- und Herbsthonig. Der erste bildet die beste Sorte. Auf das äußere Ansehen wird beim Honig viel gegeben, der ganz helle, fast farblose (Glashonig) bevorzugt. Die gewöhnliche Ware soll recht hellgelb aussehen und wird um so weniger geachtet, je mehr sie ins Braune schlägt. Heidekraut gibt von Natur braunen Honig. Bei der Honigernte kann die Qualität dadurch erhöht werden, daß man die reinsten und hellsten Waben abgesondert von den ältern, dunkel oder schmutzig gewordenen ausnutzt. Der H. beträgt dem Gewicht nach etwa das Zehnfache der ihn einschließenden Wachszellen. Man bringt nach dem Schneiden die Waben in gelinde Wärme, in südlichern Gegenden in die Sonne, wobei ein Teil des Honigs ausfließt und zwar im hellsten