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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Holzstifte; Holzwaren

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Holzstifte - Holzwaren

Buche und Nußbaum. Zur Fabrikation obiger 564000 Paar H. in der Lozere im Werte von circa 1000000 Frcs., sind allein 98250 Baumstämme nötig. - Zoll: Rohe ungefärbte H. gem. Tarif im Anh. Nr. 13 d, gefärbte, gebeizte etc. oder mit Vorderblättern aus ungefärbtem oder bloß geschwärztem lohgaren Leder Nr. 13 f; mit Vorderblättern aus andrem Leder, Ledertuch oder Zeugstoff Nr. 13 g.

Holzstifte. Die Neuerung in der Schuhmacherei, die Verbindung von Sohle und Oberleder statt durch Pechdraht durch eingeschlagene hölzerne Stifte zu bewirken, kam ihrer Zeit aus Nordamerika, wo sogleich auch Maschinen zum Schneiden dieser Stifte konstruiert und letztere selbst bei uns von dort eingeführt wurden. Jetzt wird diese massenhaft verbrauchte Ware längst bei uns selbst erzeugt. Das dazu am besten passende und angeblich ausschließlich verwendete Holz ist das des Spitzahorns, das weich, leicht zu schneiden und dabei doch zäh ist. Die Stämme werden aus Berggegenden bezogen und da die Bäume nicht eben häufig und nur astlose Stücke mit nicht schief laufenden Fasern verwendbar sind, so ist auch der Preis ein ziemlich hoher. In Nordamerika verwendet man auch das Holz der schwarzen Birke zu diesem Zweck. Die Stücke werden mittels Kreissägen quer über die Fasern in Scheiben geschnitten, die so dick sind als die verlangte Nummer lang werden soll. Diese Scheiben werden von einer Maschine, die mit einem Fallmesser arbeitet, mit großer Schnelligkeit in Streifen geschnitten, denen eine andre Maschine ebenso rasch an einer der beiden Langseiten eine messerartige Kante anschärft. Diese Streifen kommen bundweise wieder unter das Fallmesser, wo sie quer über die ersten Schnitte gespalten und somit in die einzelnen Stifte zerlegt werden, die somit keine eigentliche Spitze, sondern eine keilartige Schärfe haben. Die Stifte werden schließlich in einer Lauftrommel durch gegenseitige Reibung geglättet. Man fertigt sie in 20-30 verschiednen Größen an. - Zoll: gem. Tarif im Anh. Nr. 13 d.

Holzwaren im weitesten Sinne heißen nicht nur alle aus Holz gefertigten Gegenstände, sondern auch das Holz selbst, insofern es als Arbeitsmaterial für gewisse Zwecke bereits irgend eine Vorbearbeitung durch Sägen, Behauen etc. erhalten hat. Im engern Sinne werden darunter verstanden erstlich einfachere und gröbere Holzartikel wie Mulden, Teller, Löffel, Schindeln, Span, Kisten und Kasten, allerlei Hausgeräte etc., und ferner die zahllosen kleinern aus Holz geschnitzten und gedrechselten, meist auf mannigfache Art verzierten Gegenstände, welche größtenteils zu Kinderapielzeug bestimmt sind. In der Regel gehen alle dergleichen Artikel nicht von eigentlichen Handwerksmeistern aus, sind auch nicht Produkte von Fabriken, sondern das Erzeugnis kleiner Hausindustrie, wie sie von der Bevölkerung waldreicher Distrikte an Ort und Stelle betrieben wird und sich forterbt Deutschland liefert die meisten derartigen Waren, und versendet namentlich hübsche und äußerst wohlfeile Spielsachen bis in weitentfernte Länder. Die namhaftesten Distrikte und Orte, welche in diesem vielgestaltigen Zweige arbeiten, sind: Ammergau und Berchtesgaden bei Salzburg im bayrischen Isarkreise; es werden dort und in den Nachbardörfern die mannigfaltigsten Gebrauchs- und Spielwaren gefertigt. Das Thal Gröden in Tyrol, mit seinen schönen und oft kunstvollen Tierfiguren, Heiligenbildern, Uhrgehäusen etc., die aus dem feinen weißen Holze der auf den Alpen wachsenden Zirbelnußkiefer geschnitzt werden. Außerdem in Österreich der Traunkreis mit Ischl, Mollen und Hallstadt; Hallein und Gmunden in Oberösterreich. In Böhmen und Sachsen liefern besonders die Bewohner des Böhmerwaldes, Erzgebirges, Voigtlandes große Mengen Holzwaren, teils Spiel-, teils Gebrauchssachen, und bilden dabei die Hölzer für Musikinstrumente eine besondre wichtige Abteilung. Die sächsischen Ortschaften Seifen, Grünhainchen, Waldkirchen, Klingenthal und manche andre sind mit ihren diversen H. weit und breit bekannt. Im schlesischen Gebirge in den Ortschaften Steinseifen, Hermsdorf, Petersdorf, Schreiberhau etc. werden viele geringere und feinere H. gefertigt, wobei als Spezialität die hübschen Galanteriewaren aus Knieholz. Im Harz werden ebenfalls manche H. gefertigt, aber die größte Menge und Mannigfaltigkeit derselben liefert doch der Thüringerwald, wo Sonneberg im Meiningischen das Hauptquartier der Fabrikation und des Handels mit Spielwaren bildet. Von den Sonneberg umgebenden Spielwarendörfern, in denen überall die Bearbeitung des Holzes nur als Hausindustrie und noch immer ohne alle maschinelle Beihilfe betrieben wird, sind einige besonders hervorzuheben, da sie gewisse Spezialitäten produzieren. So ist Steinach wohl der einzige Ort der Welt, wo die Griffelkästen angefertigt werden. Das Groß dieser Kästen, von denen jeder bei 16 cm Länge, 7 cm Höhe und 5 cm Breite 100 Stück Schieferstifte faßt, wird vom Arbeiter für 2 Mk. an den Händler geliefert; jeder Kasten ist dabei mit einem Schieberdeckel versehen und meist noch mit buntem Papier beklebt. (Das Holz dazu müssen sich die Arbeiter selbst kaufen.) In Judenbach werden dagegen die runden Wichsschachteln (1000 Stück von 10 cm Länge für 5 Mk. 70 Pf.) und die Farbkästchen in zahlloser Menge zu geradezu unbegreiflich billigen Preisen hergestellt. In Neufang werden die mit Stimmen versehenen Bälge und die Kinderviolinen geschnitzt. In Forschengereuth, Mengersgereuth und Hämmern zimmert man die kleinen Puppentheater, Kaufmannsläden und Pferdeställe in ihrem äußeren Rohbau zusammen; außerdem drechselt man hier die hölzernen Beine und Arme für Puppen, welche erst in Sonneberg durch Bemalung und Vereinigung mit den andern Ausstaffierungsstücken fertiggestellt werden. Zu dem Sonneberger Spielwarenbezirk hat man auch das industrielle Städtchen Neustadt a. d. H. im Koburgischen zu rechnen, das nur 1 Stunde von Sonneberg entfernt liegt. Weiterhin liefern noch verschiedne Distrikte des Schwarzwaldes, sowie Ulm und Geißlingen im Würtembergischen allerlei gedrechselte oder geschnitzte Waren. Wie Sonneberg der Stapel- und Versandort für die Waren