Schnellsuche:

Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Kasimir; Kaskarillrinde; Kassinet; Kastanien

256

Kasimir - Kastanien

reitung zum Teil sehr guter Käse. Exportartikel sind besonders: Chesterkäse, wird am besten in Cheshire und Glocestershire bereitet und zwar aus halb abgerahmter Milch. Er besteht aus runden Broten von circa 10 und Doppelkäsen von 20 kg, ist hart, von scharfem Geschmack und öfter mit Orleans rötlich gelb gefärbt. Cheddarkäse, aus Somersetshire ist scharf und dem Parmesankäse ähnlich. Der berühmte Stilton aus Leicestershire, von feinem Geschmack und bläulich grünlicher Farbe, wird unter 2 Jahren nicht reif und ist nur verkäuflich, wenn er zersetzt, farbig und naß geworden ist. Die Brote sind 5-7½ kg schwer. Nordamerik. K. bildet seit einigen Jahren einen bedeutenden Handelsartikel; die Käsefabrikation hat sich in den Vereinigten Staaten in großartiger Weise entwickelt. - Inlandskäse, der sich über das Gewöhnliche erhebt und am kleinen Markte beliebt ist, kommt bei uns mehrfach vor. Schleswig-Holsteiner und Mecklenburger Ware geht viel als Holländer; bayerischer Rahmkäse ist in ganz Mitteldeutschland beliebt. Das Riesengebirge liefert seinen guten, zuckerhutförmigen Bautenkäse; beliebt sind die kleinen Harzerkäse; auch der Altenburger Ziegenkäse hat einen ziemlich weiten Abnehmerkreis. Im ganzen könnte zur Hebung dieses Artikels von Seiten der Großgüter mehr geschehen, da jedes gute Erzeugnis bald seine Abnehmer findet; die Einfuhr des Deutschen Reichs von K. ist nämlich immer noch größer, als die Ausfuhr; erstere belief sich 1878 auf 114171 Ztr., letztere dagegen auf 67599 Ztr. Der Anteil der Schweiz an der Einfuhr von 1879 war 33471 Ztr., derjenige Hollands 6565 Ztr. Von der Ausfuhr gingen nach der Schweiz 8089 Ztr. und nach Frankreich 10436 Ztr. - Die Käseproduktion der Schweiz wird für 1876 zu 843240 Ztr. angegeben, die Mehrausfuhr zu 375740 Ztr. Die Käseausfuhr Hollands beläuft sich auf 250000 Ztr., die Englands auf nur 30000 Ztr. Die Vereinigten Staaten exportierten bereits vor 10 Jahren jährlich 570000 Ztr. K., hauptsächlich nach England. In den letzten Jahren hat auch Rußland angefangnn ^[richtig: angefangen], K. zu exportieren und zwar nach England, Frankreich und in die Türkei (1876 zusammen 8500 Pud). - Zoll: s. Tarif im Anh. Nr. 25 o.

Kasimir ist die ältere Benennung feinwollener leichter tuchartiger Zeuge, die sich von Halbtuchen besonders dadurch unterscheiden, daß sie geköpert, aus feinerem Gespinst gewebt, nicht so stark wie Tuch gerauht und gewalkt sind, daher keinen Tuchstrich haben, sondern den Köper sehen lassen. Gewöhnlich dient dabei Kammgarn zur Kette und Streichgarn zum Einschlag und nennt man die Ware dann einfachen K., während ein ganz aus Streichwolle gewebter Stoff, welcher fester und dichter ist und wie Tuch gewalkt wird, Doppel- oder gestrichener K. heißt. Die Ware kommt sowohl einfach glatt, als auch gestreift und gerippt, façonniert, geflammt, bedruckt, einfarbig und meliert und meist 0,5 m breit vor und dient zu Sommerkleidung. Es gibt jetzt manche ähnliche und durch Einmischung von Baumwolle oder Leinen wohlfeilere Stoffe, die den K. vertreten, wie Kassinet, Circassien etc.; der K. selbst führt jetzt zum Teil andre Modenamen. Für Sommerbeinkleider ehemals der beliebteste Stoff, ist er hierin jetzt durch die leichten Buckskins abgelöst. - Zoll: s. Tarif Nr. 41 d 5 β und wenn bedruckt, Nr. 41 d 6 β.

Kaskarillrinde (Cortex Cascarillae, graue Fieberrinde), kommt von einem oder wahrscheinlicher mehrern verwanden ^[richtig: verwandten] kleinen Bäumen des warmen Amerika aus der Familie der wolfsmilchartigen Gewächse und aus der Gattung Croton, wie C. Elateria etc. Die Gewächse sind auf mehrern westindischen Inseln und in Südamerika heimisch. Die trockne Rinde kommt in meistens gerollten kurzen, auch rinnenförmigen Stückchen vor, die außen grauweiß oder aschgrau, innen rotbraun gefärbt und beiderseits mit zahlreichen feinen sich kreuzenden Rissen versehen sind. Die Rinde erscheint auf dem Bruche hornartig, auf scharfem Querschnitt harzglänzend. Sie enthält ätherisches Öl, einen kristallischen Bitterstoff Cascarillin, Gerbstoff, harzige und gummiartige Bestandteile und hat einen eigentümlich aromatischen Geruch, wie brennend würzhaften bittern Geschmack. Beim Aufwerfen der Rinde auf glühende Kohlen wird der Geruch moschusartig. Das abdestillierte ätherische Öl (Oleum Cascarillae) riecht und schmeckt wie die Rinde; man verkauft es mit 70 Mk. pro Kilo. Die medizinische Anwendung der Rinde oder des Extraktes daraus ist beschränkt; häufiger benutzt man sie unter Räucherpulver, zu aromatischen Likören und zu Tabaksbeizen. - Die Rinde ist zollfrei, das ätherische Öl daraus wird gem. Tarif im Anh. Nr. 5 a verzollt.

Kassinet, eine Art Halbtuch, bestehend aus harter Baumwollkette und Streichgarnschuß, köperartig gewebt, fest geschlagen, nicht gewalkt, aber in der Walke gewaschen, in der Wolle gefärbt, auf der rechten Seite, welche vorwiegend Wolle zeigt, glatt geschoren und heiß gepreßt. Derartige Stoffe dienen besonders zu Beinkleidern und werden in allerlei Farben, auch meliert, gestreift, karriert und gemustert, im In- und Auslande, namentlich in den sächsischen Webereidistrikten viel gearbeitet. Dasselbe gilt vom Doppel-K., welcher im Schuß abwechselnd Baumwollgarn und Streichgarn zeigt. Auf der rechten Seite liegen ¾ des wollenen, auf der linken ¾ des baumwollenen Einschlages. Der Stoff ist infolge dichten Schußstandes viel schwerer als gewöhnlicher K. - Einfuhrzoll gem. Tarif Nr. 41 d 5 α u. β, oder 41 d 6 α u. β.

Kastanien (Maronen, frz. châtaignes oder marrons, engl. chestnuts, ital. castagne oder marroni), die süßlich mehligen, sehr nahrhaften Früchte des edlen oder echten Kastanienbaums (Castanea vesca), mit welchen die Früchte der sog. wilden oder Roßkastanie nur einige äußere Ähnlichkeit haben, während sonst beide Gewächse weit verschieden sind. Der Kastanienbaum ist ein Verwandter unserer Rotbuche, kann sehr stattliche Größe und hohes Alter erreichen, und stammt vielleicht aus dem wärmern Asien, ist aber seit alten Zeiten in Südeuropa wie zu Hause. Die alten Griechen nannten ihn