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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Kaviar

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Kautschuk - Kaviar

webe, aus welchem die Zuschnitte nach Schablonen ausgeschnitten und warm über einem Leisten zusammengeklebt werden. Auch die Sohle wird schließlich durch bloßes Ankleben befestigt. Die Schuhe werden dann mit einem Firnis überstrichen und mitsamt den Leisten ins Luftbad zum Vulkanisieren gebracht. Zum Auftragen einer dünnen Kautschukschicht auf Gewebe, die nicht allein zu Schuhwerk, sondern in viel weiterm Umfange zu wasser- und luftdichten Zeugen für vielerlei Gebrauch verwendet werden, bedient man sich entweder des Aufwalzens oder Aufstreichens. Im ersten Falle läßt man das Gewebe nach und nach durch ein gewärmtes Walzenpaar gehen, indem man von mit Schwefel versetztem K. die benötigte Quantität darauf legt. Dasselbe wird hierbei durch den starken Druck auseinander und in die Zwischenräume des Gewebes eingedrückt und somit ein festhaftender Überzug hergestellt, der im Luftbade vulkanisiert wird. Häufiger geschieht die Herstellung des Überzugs durch Auftragen einer Kautschuklösung von der Konsistenz einer weichen Salbe, in welche das mit Schwefel gemischte K. für gröbere Artikel durch Aufquellen mit Terpentinöl, für feinere mit dem schneller entweichenden Benzin verwandelt wird. Die Ausbreitung geschieht ebenfalls maschinenmäßig durch Walzen oder Lineale. Die meisten derartigen Stoffe erscheinen jetzt mit der offenliegenden Gummischicht auf einer Seite, doch gibt es deren auch, namentlich die zu Regenmänteln u. dgl. bestimmten, bei denen die Gummischicht zwischen zwei Zeuglagen eingewalzt ist. -

Während bei der Doublierung von Geweben mit K. dessen Undurchdringlichkeit in Anspruch genommen wird, ist es bei den eigentlichen Kautschukgeweben der Fall mit seiner Elastizität. Diese Waren bestehen hauptsächlich aus elastischen Gurten, Bändern, Gummieinsätzen an Schuhwerk, Schnuren, Hosenträgern u. dgl. Die hierzu benötigten Fäden kann man sich auf dreierlei Weise verschaffen, durch Schneiden aus natürlichem oder aus ungeknetetem Gummi oder durch Pressen aus Gummiteig in ähnlicher Weise, wie man Fadennudeln herstellt. Die natürliche Masse, wie sie in Flaschenform zu haben ist, gibt die kräftigsten Fäden. Man halbiert die Flaschen, kocht sie weich und preßt sie in eisernen Formen zu cylindrischen Blöcken oder Scheiben kräftig zusammen, welche, nachdem sie einige Wochen in der Preßform kalt gestanden, festen Zusammenhang haben und sich in oben erwähnter Weise durch den Spiralschnitt einer Maschine in ein langes Band auflösen lassen. Diese Bänder werden dann auf andern Maschinen durch Längsschnitte rasch in ebenso lange Fäden zerlegt, um nachgehends, behufs ihrer Verarbeitung zu Geweben, in welchen sie die Kette bilden, erst mit Baumwolle, Seide etc. überspannt zu werden. Vorher aber kommt noch als eine besondre, den Eigentümlichkeiten der Masse angepaßte Prozedur, das Strecken. Man erweicht die Fäden in kochendem Wasser, windet sie so unter möglichst starker Anspannung auf Trommeln und stellt diese längere Zeit kalt. Die Fäden sind dadurch 6-8 mal länger und entsprechend dünner geworden als früher, beharren aber nach dem Abwickeln in diesem neuen Zustande, so lange sie vor dem Einfluß von Wärme bewahrt bleiben. Man erwärmt daher erst die fertigen Gewebe und alsbald regt sich auch die schlummernde Elastizität der Fäden wieder, sie suchen sich auf ihre ursprüngliche Länge zusammenzuziehen, was aber das Gewebe nur teilweise gestattet, sodaß die Fäden jedenfalls im Zustande einer gezwungenen Ausdehnung verbleiben, welche eben den festen Zusammenschluß der Gummigewebe bewirkt. -

Viele Verwendungen des K., so weit sie mehr dem häuslichen Leben und persönlichen Bedürfnissen, als Spielsachen etc. dienen, sind hinlänglich bekannt. Kautschukröhren sind für chemische Apparate und Arbeiten nicht minder unentbehrlich als Glasröhren; als Fortsetzung der metallenen Gasleitungen gewähren sie in Wohnungen und Werkstätten die Bequemlichkeit das Gaslicht örtlich versetzbar zu machen. Die Chirurgie braucht aus K. eine Menge von Artikeln, Sonden, Kanülen, Bandagen etc. Kautschukringe dienen zum Zusammensetzen von Eisenbahnpuffern, andre Ringe und Platten zu Dichtungen bei Rohrleitungen, zu Pumpen, Stopfbüchsen etc. Die wasserdichten Stoffe haben sehr vielerlei Verwendung zu Regenmänteln, Sattlerarbeiten, Kofferüberzügen, Reisetaschen, Zelten, Pferde- und Wagendecken, Emballagen etc. Man hat auch feinere Kautschukzeuge, die gefärbt, lackiert oder bedruckt sind; ebenso sind als Halbfabrikat im Handel Kautschukfäden, sowohl nackt als mit rohem, gebleichtem, gefärbtem Garn aus Seide, Baumwolle, Leinen oder Wolle umsponnen, von gereinigter Masse Blöcke, Platten und Blätter verschiednen Formats, Kautschuklösungen mit verschiednen Lösungsmitteln. Man hat sich früherhin vielfach bemüht, den frisch gesammelten Saft von Kautschukbäumen in gut verschlossenen Gefäßen nach Europa zu bringen. Die leichte Gerinnbarkeit sollte aufgehoben werden durch einen Zusatz von Ammoniak. Es haben aber diese Versuche zu keinem praktischen Resultate geführt und Gummimilch ist daher kein Handelsartikel, vielleicht schon um deswillen nicht, weil man darin fast die Hälfte Wasser mittransportieren muß. - Zoll: s. Tarif im Anh. Nr. 17 a bis e sowie Nr. 18 d.

Kaviar (Caviar). Diese Delikatesse, die im Russischen Tkra heißt, während ihr kuranter Name vom italienischen caviale, Salzrogen, stammt, besteht bekanntlich aus dem eingepökelten Rogen großer Fische vom Störgeschlecht, namentlich dem eigentlichen Stör (Accipenser Sturio) und dem Hausen (A. Huso), nebst einigen kleinem Verwandten. Der Lieferant der besten Ware ist der Stör, der außer im Schwarzen und Kaspischen Meer auch in der Ost- und Nordsee lebt und 200-250 kg schwer werden kann. Der noch viel riesenhaftere Hausen, der im Kaspischen Meere lebt, über 3 m lang und mehr als 10 Ztr. schwer wird, ist sowohl in bezug auf seinen Kaviar als sein Fleisch und seine Hausenblase weniger geschätzt. Der Stör, welcher in den größern Flüssen Deutschlands zur Laichzeit mitunter hoch hinaufgeht, gibt Gelegenheit zur unmittelbaren Gewinnung eigenen Kaviars, der deutscher