Schnellsuche:

Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Kelp; Keramik; Kermes; Kerzen

264

Kelp - Kerzen

oder Hamburger, auch Elbkaviar genannt wird und zwar viel kleinkörniger als guter russischer ist, indes auch mit Genuß gegessen werden kann. In Rußland werden Stör, Hausen etc. in den großen Flüssen, die ins Kaspische und Schwarze Meer fallen, im Sommer und Winter gefangen und auf Kaviar, Hausenblase und Fleisch völlig ausgenutzt, während bei uns das Störfleisch nicht Vielen munden will. Der Fischrogen, wenn solcher vorhanden, wird sofort nach der Erlegung der Fische dem Bereiter übergeben und von diesem gewöhnlich in eine bessere und geringere Sorte geschieden. Letztere wird einfach gesalzen und in kleine Holzfäßchen gefüllt. Die gute Sorte verarbeitet man entweder zu gepreßtem oder zu körnigem K. Die Masse wird sanft durch Siebe gerieben, auf welchen die Häute zurückbleiben. Was gepresst werden soll, wird in konzentrierter Salzlösung so lange gerührt, bis es reif ist, d. h. sich in der Hand ballen läßt, dann ausgeschöpft, abtropfen gelassen und in Bastsäcken in Massen von etwa 60 kg unter die Presse gebracht, alsdann in kleine leinene Säcke, die etwa 2½ kg fassen, oder in Fässer fest eingestampft. Der körnige Kaviar wird bloß durchgerieben und zwar gleich in die für ihn bestimmten Fässer, wo er schichtenweis mit trocknem Salz, je nach der Jahreszeit, ½-1 kg auf das Pud (20 kg) eingestreut wird. Diese Fässer enthalten gewöhnlich 60 kg. Der Preßkaviar ist in den Gegenden seiner Erzeugung eine Speise für Jedermann, die fast als Brot gegessen wird. Die echt russische Ware betitelt sich wohl sämtlich Astrachaner; sie wird um so höher geschätzt, je größer, unzusammenhängender und glasiger die einzelnen Körner sind. Die Ware hat infolge des Einsalzens eine fast schwarze Farbe angenommen; im frisch gesalzenen Zustande als heller oder sog. weißer K. soll er noch vorzüglicher schmecken, was aber natürlich nur an Ort und Stelle konstatiert werden könnte. - Einfuhrzoll s. Tarif im Anh. Nr. 25 n.

Kelp; in Schottland und Irland die an den dortigen Küsten und Inseln durch Verbrennen verschiedner Arten von Seetangen gewonnene Asche, aus der man früher durch Auslaugen kohlensaures Natron sowie auch Kalisalze gewann. Was gegenwärtig noch von dieser Industrie übrig ist, hat ein andres Hauptziel, nämlich die Gewinnung von Jod, unter welchem Worte Näheres.

Keramik, vom griechischen Worte Keramos, der Thon, abstammend, begreift in sich alle aus Thonerde und Zusammensetzungen mit derselben hergestellten Produkte, wie Terrakotta, Töpferwaren, Siederolith, Steingut, Fayence, Majolika, Steinzeug und Porzellan, im weitern Sinne sogar Glas. Dieser Sammelname ist erst seit zwanzig Jahren im Gebrauch. Im Übrigen s. diese Artikel.

Kermes; eine Benennung, die in alle drei Naturreiche einschlägt. Aus dem Tierreich erstlich stammen die Kermeskörner oder Scharlachbeeren (grana chermes), ein Färbmaterial, das schon im fernsten Altertum zum Rotfärben diente und erst dann in den Hintergrund trat, als die Cochenille aus Amerika in Gebrauch kam, welche schöner und haltbarer färbt und viel ausgiebiger an Farbstoff ist. Wie diese besteht auch der Kermes aus den getrockneten trächtigen Weibchen einer Schildlaus, Coccus ilicis, welche auf den Zweigen der im südlichen Europa und im Orient häufig wachsenden strauchartigen Scharlacheiche (Quercus coccifera) lebt. Das Weibchen schwillt nach der Befruchtung kugelförmig auf, strotzt von Eiern und rotem Farbstoff und wird in diesem Zustande gesammelt. Man tötet die Tiere durch Besprengen mit Essig und trocknet sie an der Sonne. Sie bilden glatte oder etwas runzliche, getrocknet dunkelrotbraune, zum Teil auch violette, den Korinthen ähnliche Körner, teils hohl, teils mit einem körnigen roten Staube erfüllt, äußerlich mit einem weißlichen Staube oder Schimmel überzogen. Gekaut färben sie den Speichel braunrot, geben zerrieben ein rotes Pulver und mit Zinnsalz ein feuriges Scharlachrot. Sie sind in den Ländern ihres Vorkommens sehr häufig und dienen dort auch noch zum Färben, namentlich im Orient, bei uns sind sie nur noch Handelsware ohne alle Bedeutung und kamen früher in größern Mengen aus dem südlichen Frankreich (Rhonemündung), Spanien, Italien-, Nordafrika, Griechenland und dem Orient. Die spanischen gelten als die besten. Die Bezeichnung der getrockneten Tiere als Beeren stammt natürlich aus frühern Zeiten her, wo über den Ursprung fremder Produkte mancherlei Irrtümer herrschten.

Inzwischen haben sich aber auch wirkliche Beerenfrüchte hinzugefunden, die eigentlichen Kermesbeeren, denen dieser Name offenbar zugefallen ist, weil man sie in gleicher Weise, wie die vorige Drogue auf ihren roten Farbstoff benutzte. Jetzt werden sie wohl kaum noch zum Färben verwendet, nur in Italien soll man sie zuweilen zum Färben von Rotwein benutzen, wovon jedoch ihrer abführenden Wirkung wegen abzuraten ist. Es sind dies die Früchte eines aus Virginien nach dem südlichen Europa verpflanzten und dort verwilderten, schon in Österreich häufig vorkommenden, ausdauernden Gewächses, Phytolacca decandra. -

Der mineralische K. (Kermes minerale) endlich ist ein altes, unter dem Namen Karthäuserpulver bekanntes und zuweilen noch jetzt medizinisch gebrauchtes Antimonpräparat, das erhalten wird durch Kochen von schwarzem Schwefelantimon mit Pottaschelösung. Beim Erkalten der filtrierten Lösung fällt der K. als Niederschlag heraus und bildet ein feines, leichtes, schön rotbraunes Pulver, welches aus Schwefelantimon und Antimonoxyd in wechselndem Mischungsverhältnis besteht. - Alle 3 Arten von K. sind zollfrei.

Kerzen (Lichter, Lichtkerzen, frz. bougies, engl. candles); es sind dies bekanntlich aus verschiednen brennbaren und leicht schmelzbaren Stoffen gefertigte lange cylinderförmige Körper, in deren Mitte, der Längenaxe entsprechend, ein Docht angebracht ist. Je nach dem Materiale, aus dem die K. gefertigt werden, unterscheidet man: Talgkerzen, Stearinkerzen, Wachskerzen, Palmwachskerzen, Walratkerzen, Paraffinkerzen und Ceresinkerzen. Die Materialien dieser K. sind unter ihren be-^[folgende Seite]