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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Matikoblätter; Maulbeerblätter; Maulbeeren; Mauveïn; Meeräsche

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Matikoblätter - Meeräsche

nem Siegellack. Ihr gleich steht etwa eine andre Ware, welche neuerdings aus Ostindien kommt, der Bombay- oder der ostindische M. Derselbe bildet verschieden große, rotbräunliche oder gelbliche Stücke, welche zahlreiche hellere Körner einschließen; zuweilen besteht die Ware auch ganz aus größern, dunkelgelben oder bräunlichen Körnern und Thränen, die mehr dem Weihrauch gleichen. Dies Produkt soll auch von einer oder zwei Pistazienarten kommen, die nicht in Ostindien, sondern in Afghanistan und Beludschistan wachsen (Pistacia Khinjuk und P. cabulica), von wo das Harz über Bombay nach London gelangt. Für den orientalischen M. sind die Hauptmärkte Konstantinopel und Smyrna, von wo die Ware ihren Weg über Triest und Marseille nimmt. Der Sandarak, der dem M. am ähnlichsten ist, unterscheidet sich von ihm durch die mehr längliche Form seiner Stückchen, sowie, daß er beim Kauen keine weiße zähe Masse bildet, sondern sandig zerbröckelt. -

Im Englischen und Französischen bezeichnet der Name M. nicht nur das Harz, sondern auch überhaupt Kitt oder Zement. Daher findet man auch im Deutschen Ausdrücke wie Mastixdächer, Mastixzement, bei welchen an das Harz nicht zu denken ist. Es besteht der letztere vielmehr aus einem Gemisch von Sand, Kalksteinpulver und etwas Bleiglätte, das mit altem Leinöl aufgekocht und heiß verbraucht wird. - M. ist zollfrei; Kitt und Siegellack daraus gem. Tarif im Anh. Nr. 5 e; Firnis und Lack daraus gem. Nr. 5 a.

Matikoblätter (Folia Matico). Unter diesem Namen kommt eine Drogue im Handel vor, welche aus den zusammengepreßten Blättern, Stengel- und Blütenresten eines in Peru wachsenden Schlingstrauches, Arthante elongata, zu den pfefferartigen Gewächsen gehörig, besteht. Die Blätter sind lanzettförmig, mit stark hervortretender Mittelrippe, beiderseits runzlig netzartig wie Salbeiblätter, auf der Unterseite weißfilzig. Sie riechen beim Zerreiben scharf gewürzhaft und schmecken schwach pfefferartig und etwas bitter.

Das neue Mittel, dessen Wirkungen amerikanische Ärzte zuerst erkannten, wurde in Europa erst durch die vielfach angepriesenen Geheimmittel des Apothekers Grimault in Paris, Matiko-Injektion und -Syrup, bekannter und seine Anwendung ist jetzt schon ziemlich ausgedehnt und zunehmend. Das Mittel wirkt vornehmlich auf die Schleimhäute und wird gegen Schleimflüsse sowohl in Form von Einspritzungen als innerlich angewandt. Die Grimault'sche Injektion soll ein wässeriger Absud, gemischt mit Kupfervitriol, sein; für den innerlich zu nehmenden Sirup wird der reine Absud mit Zucker eingedickt. Die Blätter enthalten unter andern ein ätherisches Öl und ein bitteres Weichharz, denen die Wirkung zugeschrieben wird; man destilliert aber bei uns auch nur das Öl ab und vorabreicht es mit Erfolg in Gelatinkapseln.

Das Matikoöl ist hellgelb, dickflüssig, schwerer als Wasser und brennend gewürzhaft schmeckend. Die trocknen Blätter geben einen Ölertrag von 1½%. Schöne frische Ware ist wegen der Schwierigkeit des Sammelns und des Transports über die Anden oft schwierig zu beschaffen. Neuerdings sollen auch die Blätter der Arthante adunta (Miq.) gesammelt und versendet werden; sie sind weniger stark behaart und auf der Oberfläche nicht so deutlich gefurcht. - Zoll: Blätter sowie das in Gelatinekapseln eingeschlossene, als Arznei dienende Öl sind zollfrei. Ätherisches Öl in andern Umschließungen gem. Tarif Nr. 5 a. M.-Sirup Nr. 25 p 1.

Maulbeerblätter. Der für die Seidenzucht wichtige Maulbeerbaum oder Molberbaum (Morus Tourn.) mit den Sorten: weißer M. (M. alba L.), schwarzer M. (M. nigra L.), roter M. (M. rubra L.) und türkischer oder chinesischer M. (M. Constantinopolitana L.) liefert ein nicht unbeliebtes Obst und die Nahrung der Seidenraupen, die Blätter oder das Laub, welches am besten in kleinen Zweigen geschnitten und versendet wird. Da, wo man die Seidenzucht im großen betreibt, erhalten kleine Pächter, als die Züchter, das Laub von den Besitzern der Güter; in Deutschland gibt es nur Wenige, welche sich mit Seidenzucht befassen und für diese kann das Laub als Handelsartikel vorkommen, da diese meist nicht Grundbesitzer sind. Die Vereine vermitteln den Bezug und sorgen auch für Anpflanzung von M. Das Laub darf nicht naß sein und nicht vom Frost gelitten haben. Man kann von 1000 Stämmchen einjährig bis 100, sechsjährig bis 1800 kg Laub erhalten, 50 kg werden mit 2-3 Mk. bezahlt. Auf 1 ha können 6400 Bäume stehen. Der Handel kann nur Lokalhandel sein; meist wird das Laub direkt gekauft. - Zollfrei.

Maulbeeren (Baccae Mori oder Fructus M.). Von den beiden existierenden Arten von Maulbeerbäumen, des schwarzen und des weißen, dienen die Früchte oder vielmehr Fruchtstände des ersteren sowohl als ein angenehmes Obst, als in Apotheken zur Bereitung eines zuweilen als Arzneizusatz gebrauchten Sirups oder auch Muses. Die Früchte sind hierzu frisch zu verwenden. Der aus dem Orient stammende Baum wird im ganzen Süden und auch in Süddeutschland häufig gepflanzt. Die Früchte sind braunschwarz, brombeerähnlich, sehr saftig und angenehm süßsäuerlich schmeckend. Diejenigen des weißen Maulbeerbaums sind kleiner, weiß, rot und nach Varietät auch schwarz, der Geschmack aber nur süßlich fade. - Zollfrei.

Mauveïn (Mauve, Perkin's Purpur, Anileïn, Anilinpurpur, Indisin, Rosolan, Tyralin, Violin); diese verschiednen Namen sind nach und nach einem der ältesten bekannten Anilinfarbstoffe gegeben worden. Derselbe ist jedoch jetzt wenig mehr gebräuchlich, er wird durch Behandlung einer verdünnten Lösung von schwefelsaurem Anilin mit Chlorkalk oder mit doppeltchromsaurem Kali und Schwefelsäure bereitet; der Farbstoff ist das Sulfat einer Base, der man den Namen M. gegeben hat. Durch Alkalien geht die Purpurfarbe in Blau violett über. - Zollfrei.

Meeräsche (Mugil), zu den Knochenfischen gehörend. Im Mittelmeer. Die gemeine M. (M. cephalus Cuv.), Goldharder, 31-63 cm lang, bräunlichgrau mit bläulichen und goldigen Längs-^[folgende Seite]