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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Millrayes; Millykerzen; Minargent; Mineralgelb; Mineralgrün; Mineralöle; Mineralsäuren; Mineralwässer

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Millrayes - Mineralwässer

Formen, gewöhnlich halb und halb, gelangt die Ware zur Versendung. Die Einzelkristalle bestehen aus vierseitigen rhombischen Prismen, sind weiß, hart und zwischen den Zähnen knirschend, auch gepulvert geben sie im Munde noch ein sandiges Gefühl. Der Geschmack ist wegen der geringern Löslichkeit dieses Zuckers nur schwach süß, erst als Nachgeschmack mehr hervortretend. Es gehören zur klaren Lösung etwa 7 Teile kaltes oder halb so viel heißes Wasser. Die Lösungen sind nicht sirupartig.

Im Detailhandel erscheint die Ware in verschiednen Feinheitsgraden gepulvert. Auch gibt es eine Sorte von Pulver, welche durch Ausfällen mit Weingeist aus einer konzentrierten wässerigen Lösung erhalten wird. Da der Zucker in starken Weingeist nicht löslich ist, so wird er durch diesen aus der wässerigen Lösung in Form feinster Kristalle ausgeschieden. Gute reine Ware muß gepulvert schneeweiß aussehen und darf keinen fremden Beigeschmack oder ranzigen Geruch haben und keine saure Reaktion zeigen, welche verraten würde, daß bei der Bereitung halbsaure Molken mit verwendet worden seien. Die Ware kommt hauptsächlich aus der Schweiz, wird dort aus den beim Käsemachen abfallenden Molken bereitet; Hauptabnehmer der Ware sind Italien, Nordamerika und Deutschland; in Schlesien und Ostpreußen wird auch M. fabriziert, doch ist die Menge im Vergleiche zur schweizerischen Produktion nicht bedeutend. Die Verwendung ist nur zu pharmazeutischen Zwecken als geschmackverbessernder Zusatz wie zum Einmischen kleiner Arzneigaben, besonders homöopathischer. - Zollfrei.

Millrayes, Tausendstreifige, werden feine ganz klein gestreifte Musseline und ähnliche feine, weiße wie bunte Baumwollstoffe genannt. - Verzollung gem. Tarif Nr. 2 d 5.

Millykerzen. Zoll gem. Tarif im Anh. Nr. 23.

Minargent (Halbsilber) ist eine in Frankreich aufgekommene Art Neusilber mit den Bestandteilen Kupfer, Nickel, Wolfram oder Antimon und Aluminium. Es ist hämmerbar wie Silber, kommt demselben an Farbe und Glanz sehr nahe, hält sich aber länger glänzend als jenes. Soll auf 1000 Teile Kupfer enthalten 700 Nickel, 50 Wolfram oder Antimon, 10 Aluminium. - Zoll: s. Britanniametall.

Mineralgelb (Kasseler Gelb); eine giftige Bleifarbe, durch das Chromgelb meist außer Kurs gesetzt, wird erhalten durch Zusammenschmelzen von Bleioxyd oder Mennige mit Salmiak und ist basisches Chlorblei. - Zollfrei.

Mineralgrün werden verschiedne zum Teil nicht mehr gangbare kupfer- oder kupfer- und arsenikhaltige Grünfarben genannt, vergl. Berggrün, Kupferfarben, Schweinfurter Grün. Als giftfreie Mineralgrüne werden jetzt die Kobalt-Zinkgrüne bezeichnet, obgleich dieselben wegen ihres Zinkgehaltes auch nicht ganz unschädlich sind. Grünes Ultramarin ist dagegen ein unschädliches M. - Zollfrei.

Mineralöle. Unter diesem Namen versteht man sowohl die in der Erde natürlich vorkommenden öligen Flüssigkeiten, die unter verschiednen Benennungen, Erd- oder Steinöl, Petroleum, Naphta, im wesentlichen doch von gleicher oder ähnlicher Natur sind, als im weitern Sinne auch solche durch Destillation gewonnene ölige und flüchtige aus Gemengen von Kohlenwasserstoffen bestehende Produkte, zu welchen die Natur nur die Rohstoffe geliefert hat in Form von Stein- und Braunkohlen, Bergteer, bituminösen Schiefern etc. Diese Industrieerzeugnisse werden auch wohl unter dem Namen künstliche M. zusammengefaßt. Im gewöhnlichen Leben versteht man unter M. meist nur das Photogen. Das Weitere bei Petroleum und Photogen. - Zoll: Erd- oder Steinöl, Petroleum, Naphta, Photogen, Braunkohlenteeröl, Schieferöl etc. gem. Tarif Nr. 29. Steinkohlenteeröle sowie alle Mineralschmieröle sind zollfrei.

Mineralsäuren; im allgemeinen gleichbedeutend mit anorganischen Säuren, d. h. solche, welche nicht aus dem Pflanzen- oder Tierreiche, sondern aus der unorganischen Natur abstammen. Im Transportverkehr und in der Industrie umfaßt dieser Begriff nur die Schwefel-, Salz- und Salpetersäure, für welche als stark saure und zerstörende Flüssigkeiten besondere Vorschriften hinsichtlich der Verpackung bestehen (s. diese Säuren). - Zollfrei.

Mineralwässer; es sind dies bekanntlich solche Quellwässer, welche sich durch einen größern Gehalt an festen, bei der Abdampfung zum Vorschein kommenden Salzen, häufig auch durch einen Gasgehalt (Kohlensäure oder Schwefelwasserstoff), und zum Teil durch die warme oder heiße Temperatur, mit welcher sie aus der Erde quellen, von gewöhnlichem Brunnenwasser unterscheiden. Die Bestandteile solcher Wässer sind nach Art und Menge sehr verschieden und man hat sie hiernach in folgende Klassen gebracht:

1) Eisen- oder Stahlwässer; enthalten viel Kohlensäure und in dieser kohlensaures Eisenoxydul aufgelöst. Man bezeichnet sie auch näher als Eisensäuerlinge. In einzelnen Fällen ist das Eisen auch als Vitriol vorhanden.

2) Schwefelwässer, zeigen einen mehr oder minder deutlichen Geruch nach faulen Eiern oder vielmehr, wie diese auch, nach Schwefelwasserstoff, enthalten aber meist noch verschiedne Salze und Kohlensäure.

3) Alkalische Wässer, mit vorwiegendem Gehalt an kohlensaurem Natron, daher laugenhaft schmeckend, in der Regel noch gasförmige Kohlensäure enthaltend.

4) Bitterwässer, durch einen Gehalt an schwefelsaurer Magnesia deutlich bitter schmeckend.

5) Salzwässer oder Soolen, deren Hauptbestandteil Kochsalz ist, bilden zum Teil warme Quellen.

6) Säuerlinge. Bei ihnen ist die Kohlensäure der charakteristische Bestandteil, der ihnen den angenehm säuerlich-prickelnden Geschmack verleiht. Infolge dieses Gehaltes an freier Kohlensäure enthalten diese Säuerlinge häufig auch gewisse Mengen kohlensauren Kalk und kohlensaure Magnesia aufgelöst, ebenso wie die Stahlwässer das kohlensaure Eisenoxydul; beim Stehen an der Luft scheiden sich dann diese Karbonate infolge des Entweichens der freien und halbgebundnen Kohlensäure in Form von unlöslichen Flocken aus.

Viele unsrer Mineralwässer werden bekanntlich in wohlverschlossenen steinernen oder gläsernen Flaschen versendet und