Schnellsuche:

Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Nitroprussidnatrium; Nopalin; Nörzfelle; Nudeln

379

Nitroprussidnatrium - Nudeln

stellung von N. ist folgendes angegeben. In ein Gemisch von konzentrierter Salpeter- und ebensolcher Schwefelsäure, das erst völlig wieder erkaltet sein muß, wird möglichst reines wasserfreies Glycerin in einem langsam fließenden Strahle eingelassen und dabei die Masse energisch umgerührt. Da der chemische Prozeß viel Wärme entwickelt, so hat das Mischgefäß eine äußere Wasserkühlung, welche bewirken muß, daß die Temperatur 30° nicht übersteigt. Die Mengenverhältnisse der drei Substanzen sind nach chemischer Rechnung bemessen und wenn die Mischung vollendet ist, so ist auch das N. fertig und nur zu isolieren und zu reinigen.

Man läßt die Masse entweder ruhig stehen bis das Öl sich als obere Schicht absondert und abgenommen werden kann, oder man mengt die ganze Flüssigkeit mit der sechs- bis achtfachen Menge Wasser und das Öl, das viel schwerer ist als Wasser, setzt sich nunmehr als untere Schicht ab. Durch wiederholtes Mischen und Durcharbeiten mit frischem Wasser und zuletzt mit Sodalösung wird es von anhängender Säure befreit, schließlich durch Filz filtriert. Das Produkt erscheint jetzt als eine milchige ölige Flüssigkeit, welche sich bald zu einem hell weingelben Öl klärt. - Zoll gem. Tarif im Anh. Nr. 5 e.

Nitroprussidnatrium und Nitroprussidkupfer (Nitroferridcyannatrium und -Kupfer, Natrium nitroprussicum, Cuprum nitroprussicum); zwei Präparate, welche als Reagentien für gewisse chemische Prüfungen Bedeutung haben. Das erstere wird dargestellt, indem man gelbes Blutlaugensalz mit verdünnter Salpetersäure unter Erwärmen mischt und dadurch zersetzt. Die saure Flüssigkeit wird dann mit kohlensaurem Natron gesättigt filtriert, und zur Kristallisation verdampft; die Kristalle werden mit Weingeist behandelt, der das neugebildete Salz aufnimmt, indes die Nebenprodukte zurückbleiben. Durch Verdunsten wird das Salz in rubinroten Kristallen erhalten, die dem roten Blutlaugensalz ähnlich sind. Die Lösung desselben dient zur Nachweisung von in Wasser löslichen Schwefelmetallen und namentlich zur Entscheidung der Frage, ob in einem schwefelwasserstoffhaltigem Mineralwasser neben Schwefelwasserstoff auch noch lösliche Schwefelmetalle enthalten sind. Die Alkalisulfidlösungen färben sich auf Zusatz des Reagens sofort purpurrot bis blau, mit Schwefelwasserstoff entsteht aber diese Färbung nicht.

Das Nitroprussidkupfer wird erhalten durch Mischen der Lösung des vorigen Salzes mit einer solchen von Kupfervitriol, wobei es als Niederschlag herausfällt. Es bildet nach dem Trocknen ein graugrünes Pulver und dient zur Prüfung ätherischer Öle auf Fälschung mit Terpentinöl oder einem andern sauerstofffreien Öl. Die meisten ätherischen Öle sind sauerstoffhaltig, einige nicht, wie das Terpentinöl, das immer am ehesten als Zusatz zu vermuten ist. Gegen beide Klassen von Ölen verhält sich nun das Reagens verschieden, wenn eine Probe des Öls mit ein wenig des Pulvers einige Sekunden lang ins Sieden gebracht wird. In sauerstoffhaltigen Ölen färbt sich dabei das Pulver schwarz oder schwarzgrau und das Öl nimmt eine andre, dunklere Färbung an, die je nach der Art desselben verschieden ist. Ist aber Terpentinöl oder ein andres sauerstofffreies Öl zugegen, so tritt diese Reaktion nicht ein und die Flüssigkeit wie das Kupfersalz behalten ihre ursprüngliche Färbung. Mit dieser Methode lassen sich, die nötige Einübung vorausgesetzt, noch sehr kleine Mengen solcher Beimischung nachweisen. - Zollfrei.

Nopalin; ein neuer schöner roter Farbstoff für Seide und Wolle; er soll angeblich aus einer Mischung von Binitronaphtol mit Bibromnitrofluoresceïn bestehen. - Zollfrei.

Nörzfelle (Minks). Das Nörz (Nerz) oder die sog. Sumpfotter (Mustela lutreola) ist ein Raubtier gleich dem Marder, ebenso groß und von derselben Lebensweise, kein Wasser- oder Sumpftier. Es besucht wie seine Verwandten Iltis und Marder gern Bauernhöfe, lebt im nördlichen Europa, Asien und Amerika und kommt auch in Norddeutschland vereinzelt vor. Die Handelsware kommt aus Rußland und Nordamerika. Im letztern Lande sind die Tiere am häufigsten, größten und haben die schönsten Felle. Besonders die amerikanische Ostküste, Neuengland und Maine, die Gegenden, wo die Zobel am wenigsten wert sind, liefern die feinsten und dunkelsten Nörze.

Das Tier hat ein glänzend kastanienbraunes Oberhaar, doch nicht so lang als der Zobel, darunter einen graubraunen Flaum. Es mißt in der Länge circa ½ m, der Schwanz 14 cm. Die amerikanischen Tiere haben nur an der Lippe weiße Auszeichnung, bei denen in Rußland und Asien ist fast immer auch Kehle und Brust weiß. Zwischen der Feinheit und dem Kaufwerte der russischen und der amerikanischen Felle besteht ein großer Unterschied; die erstem gelten nur 2-3 Mk., die andern 2-25 Mk. das Stück. Nörz ist ein beliebtes Pelzwerk; es rangiert im allgemeinen zwischen Zobel und Edelmarder. Die schönsten nordamerikanischen Stücke waren früher in Europa fast Seltenheiten, da sie die überseeische Damenwelt für eigenen Gebrauch in Anspruch nahm, heute ist aber der Artikel auch in Amerika aus der Mode. - Zoll s. Marderfelle.

Nudeln, bekannte Mehlspeise aus getrocknetem, in allerhand Formen gebrachten Mehlteig, als Handelsware in besondern Fabriken hergestellt. Das Ursprungs- und Haupterzeugungsland der N. ist Italien, wo dieselben, hauptsächlich in Form der Makkaroni, alltäglich in großen Mengen von allen Ständen verzehrt, aber auch stark nach andern Ländern ausgeführt werden. Große Nudelfabriken gibt es besonders in Neapel und Genua; die Fabrikate des erstern Orts gelten als die besten.

Man fertigt dort die Primaware aus Mehl von hartem Weizen aus Ländern am Schwarzen Meere, die geringern aus gewöhnlichem Weizenmehl. Der nur aus Mehl und Wasser bereitete Teig wird auf Knetapparaten mit schweren Hebeln so lange bearbeitet, bis er die gehörige Zähigkeit hat; man preßt ihn dann durch Formen, aus welchen er in Gestalt von Röhren heraustritt. Die weitesten dieser Röhren heißen Makkaroni, dünnere Kaliber Vermizelli, Wurmnudeln. Durch Pressen aus Formen, deren Boden einfache kleine runde Löcher