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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Nüsse; Nußöl

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Nüsse - Nußöl

hat, erhält man die Fadennudeln. In Genua werden auch gelbe, mit Safran gefärbte Makkaroni fabriziert, in Neapel nur weiße. Andre Nudelformen gehen von dünn ausgewalzten Teigblättern aus, aus welchen sie geschnitten resp. mit Modeln ausgestoßen werden; es sind dies die in breitern oder schmälern Streifen erscheinenden Bandnudeln, und die in verschiednen Formen von Sternen, Kreuzen, Ringeln etc. auftretenden Façonnudeln. In Deutschland werden Nudelwaren an vielen Orten, in Augsburg, Nürnberg, Mannheim, besonders auch in Erfurt fabriziert und auch die italienischen Makkaroni nachgeahmt. Die Sortimente der Händler bestehen gewöhnlich in: Makkaroni, echte und deutsche, kurz und lang; Fadennudeln (Suppenmakkaroni); Bandnudeln, breit und schmal; Façonnudeln, Strauß-, Grieß, Eiernudeln, Eiergraupen, Eierlinsen. - Zoll s. Tarif im Anh. Nr. 25 q 1.

Nüsse (lat. nuces; frz. noix; engl. nuts). Unter dem Namen Nüsse ohne nähere Bezeichnung begreift man im Handel gewöhnlich die Wall- oder wälsche Nuß und die Haselnuß. Der stattliche Wallnußbaum (Juglaris regia) stammt aus Persien, wanderte schon im Altertum nach dem Westen aus und wird gegenwärtig im südlichen und mittlern Europa häufig gebaut. Die Römer nannten die Nuß Juglans, Jupiters Eichel. In Deutschland finden sich die Nußbäume in den nördlichen Gegenden nur vereinzelt, bringen auch nicht immer reife Früchte; als Nußbaum häufig angepflanzt ist er im Süden und Südwesten, in den Rheingegenden, im Darmstädtischen, in Franken, Mähren, Tyrol, der Schweiz, in vielen Departements von Frankreich, in Belgien und Holland. Die nach dem nördlichen Deutschland kommenden N. heißen gewöhnlich alle rheinische.

Es gibt unter den Nüssen mancherlei durch die lange Kultur entstandene Varietäten, so die Steinnuß, von kleinerm Kaliber und mit dicker harter Schale, aus welcher der Kern schwer und im ganzen nicht herauszubringen, daher auch Grübelnuß; die Pferdenuß von mehr als doppelter Größe der gewöhnlichen, mit weniger wohlschmeckendem Kern; die dünnschalige Nuß, leicht zerdrückbar, aber vom Kern gut ausgefüllt, und dieser von gutem feinen Geschmack; die Johannisnuß, deren Träger erst um Johannis ausschlägt, übrigens eine gute Frucht bringt; die Blutnuß mit teilweise blutrotem Kern.

Außer der Verwendung der N. zum Rohessen und in der Konditorei werden ihre Kerne auch zum Auspressen des Öls benutzt und die Rückstände dem Vieh gegeben. Die unreifen, grünen noch weichen Wallnüsse werden mit der Außenschale mit Zucker und Gewürzen zu einer angenehmen herbsüßen Konfitur eingelegt, und dienen auch mit Gewürzen und Franzbranntwein angesetzt zur Darstellung eines wohlschmeckenden Likörs. Die grünen Schalen der reifen Wallnüsse, welche beim Trocknen braun werden, benutzt man zum Braunfärben und zu Holzbeizen. In den Apotheken haben die grünen Schalen, die unreifen ganzen Früchte und die Blätter Verwendung zu Abkochungen und Extrakten. -

Die in ganz Europa wild wachsenden Haselnüsse, von Corylus avellana, wie die mehr im Süden heimischen und bei uns gezogenen Lamberts-, d. h. langbärtigen N. von C. tubulosa bilden bei uns mehr eine Lokalware und auch das Öl ist kein Marktartikel, obschon es hier und da gewonnen wird. Es ist das feinste Nußöl und kommt dem Mandelöl an Qualität ziemlich nahe. In Italien und andern Südländern sind die Haselnüsse vollkommener und man hat sie in verschiednen, durch Kultur entstandnen Varietäten.

Die Lambertsnuß wird in Italien und anderwärts auch kultiviert, wächs ^[richtig: wächst] aber wild in der Krimm. Mit diesen Südfrüchten wird dann auch ein ansehnlicher Handel getrieben und namentlich England ist ein starker Abnehmer von N. aus Spanien, Portugal, Italien und einigen Gegenden Frankreichs, auch aus der Türkei. Die größten und schönsten Haselnüsse versendet Spanien. Lambertsnüsse werden besonders in Oberitalien und Languedoc viel gebaut und finden zumal in Paris ihren Absatz. Auch die Krimm versendet viel dergleichen. Sizilien und Unteritalien haben schöne Haselnüsse. In der neapolitanischen Provinz Terra di Lavora, dem altem Campanien, liegt die Stadt Avella, welche schon im Altertum, durch die in ihrer Umgegend erbauten großen N. berühmt war, die nach ihr den Namen Avellanen erhalten hatten. Die türkische Nuß kommt von einer besondern Art, Corylus Colurna; sie ist groß, sehr hart und fast kugelrund. Große Mengen davon werden über Trebisonde und Kuirasonde exportiert. - Zoll: Grüne unausgeschälte N. sind zollfrei; getrocknete gem. Tarif im Anh. Nr. 25 p 2; kandierte oder eingemachte Nr. 25 p 1; Nußlikör Nr. 25 b.

Nußöl. Ohne jede nähere Bezeichnung versteht man hierunter stets das fette Öl der Wallnüsse, das Wallnußöl (Wälschnußöl, oleum Juglandum); es ist im frischen Zustande und kalt gepreßt fast farblos und ohne Geruch, wird aber mit der Zeit gelb; es besitzt einen feinen angenehmen Geschmack, erstarrt erst bei -22° C. und hat ein spezifisches Gewicht von 0,928 bei 12° C. Das warm gepreßte Öl ist stark gelb gefärbt und hat keinen angenehmen Geruch und Geschmack. Durch das kalte Pressen erhält man 35-40, durch das warme bis 50% der reinen Kerne an Öl. Dieses gehört zu den austrocknenden Ölen und trocknet besser als Leinöl; man verwendet es daher gern in der feinen Ölmalerei. Das kalt gepreßte gibt ein gutes Tafelöl. - Zoll gem. Tarif im Anh. Nr. 26 a 1 bezw. 4.