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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Parkesin; Pasta; Pastellfarben; Pasten; Pastillen; Pastinake

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Parkesin - Pastinake

ist, ersieht man aus folgenden Zahlen: Nizza und Cannes erzeugen allein jährlich 25000 kg Veilchenblüten, mit welchen 12000 kg Öl und Pomaden bereitet werden. Daselbst werden ferner jährlich 625000 kg Orangenblüten produziert, in Grasse, Cannes und umliegenden Dörfern 40000 kg Rosenblüten, 50000 kg Jasminblüten und 10000 kg Tuberosenblüten. Der jährliche Verbrauch an parfümierten Toilettenwässern in Europa und Britisch-Indien wird auf wenigstens 17000 hl geschätzt. - Zoll gem. Tarif im Anh. Nr. 31 d und 31 e.

Parkesin; ein von dem englischen Chemiker Parkes künstlich dargestelltes Material, das zuerst auf der Londoner Ausstellung von 1862 in daraus gearbeiteten Waren erschien und Aufsehen machte. Es ist hornartig hart, dabei zähe und bildsam, ähnlich der Guttapercha, aber weit wohlfeiler als diese. Angeblich besteht es aus Schießbaumwolle, die in Holzgeist gelöst ist. Die explosive Baumwolle wird einfach aus Lumpen dargestellt. Jedenfalls dient diese Lösung nur als Bindemittel für anderweite Zuthaten. Der Stoff ist des vielartigsten Gebrauchs fähig, läßt sich durchsichtig, durchscheinend und durch Zusätze opak darstellen, mit den verschiedensten Farben, namentlich Anilinfarben, verbinden; man kann Schildkrot, Bernstein, Perlmutter, Chrysopras, Malachit und andre Schmucksteine darin nachahmen.

In England wird das P. in großen Massen erzeugt und verarbeitet zu einer Menge kleiner Gebrauchs- und Schmuckwaren, sowie von Bildhauern, Drechslern und Holzschnitzern zu allen möglichen Verzierungen. Ebenso läßt es sich in Form von Blättern und Fäden herstellen. Neuerdings dürfte das P. wohl durch das vollkommenere Celluloid (s. d.) verdrängt sein. - Zoll: s. Celluloid.

Pasta (Teig); unter dem Namen P. oder Pastawaren versteht man aus Mehlteig gefertigte, jedoch durch die Gärung nicht aufgetriebene Waren, wie Makkaroni u. dgl.; in Apotheken führen diesen Namen die sogenannte weiße und braune Reglise (Pasta gummosa und Pasta liquiritiae). Vgl. auch Guarana. - Zoll: als Teigware s. Tarif im Anh. Nr. 25 q 1; ohne Zucker eingekochter Süßholzsaft Nr. 5 i; Lederzucker Nr. 25 p 1.

Pastellfarben, diejenigen Deckfarben, welche in Vermischung mit Kreide, weißem Thon, Gips oder Zinkoxyd und Gummiwasser zu einem Teige angemacht und fein verrieben, in Stifte geformt und getrocknet werden, um Pastellmalern und Zeichnern zur Ausführung von Trockengemälden auf körnigem Papier oder Pergament zu dienen. Es werden dazu die gewöhnlichen feineren Farbstoffe benutzt, wie Zinnober, Karmin, Lackfarben, Berlinerblau, Indigo, Ultramarin, Umbra, Grünerde, Bleiweiß, Elfenbeinschwarz etc. Diese Stifte müssen den richtigen Grad von Widerstand und doch so viel Weiche haben, daß sie auf dem Papier leicht abfärben.

Es werden solche Waren in Paris, London, Berlin, Wien, in Menge auch in Nürnberg in allen Farben gefertigt, sowohl nackt als in Holz gefaßt, und in Kistchen sortiert in den Handel gebracht. Dergleichen Sortimente kommen auch unter dem Namen Creta polycolor (vielfarbige Kreide) im Handel vor, werden aber jetzt nicht viel mehr verwendet. - Zoll: gem. Tarif im Anh. Nr. 5 a.

Pasten heißen Kopieen von alten künstlerisch geschnittenen Steinen, erhabenen wie vertieften, in farbigem Glas, doch auch in feinen, nach der Formung gebrannten Thonmassen und andern passenden Stoffen. Zur Darstellung der Glaspasten wird mit dem Original ein Abdruck in feinem, angefeuchtetem Tripelpulver gemacht, das in einen kleinen Tiegel eingesetzt ist. Nach dem Trocknen bringt man diese Tiegel mit einem aufgelegten Stückchen Glas in Windöfen und erhitzt sie so weit, daß die Glasmasse flüssig zu werden anfängt, worauf man diese sogleich mit einem Eisen in die Vertiefung der Form eindrückt.

P. solcher und andrer Art werden in mehreren großen Städten geschäftsmäßig gefertigt. Sie dienen zur Kompletierung von Sammlungen, wie auch als Schmucksachen, namentlich in Ringe gefaßt als Siegelsteine. - Zoll P. aus Glas, und zwar weiße, gem. Tarif im Anh. Nr. 10 e, farbige Nr. 10 f; aus Thon, einfarbige, Nr. 38 c 1, mehrfarbige Nr. 38 c 2.

Pastillen; es sind dies Plätzchen, Zeltchen oder Täfelchen zum Einnehmen, welche neben Zucker und einem Bindemittel, gewöhnlich Tragantschleim, irgend welche Arzneistoffe in bestimmter Menge enthalten. Es sollen dadurch übelschmeckende Stoffe bequemer einnehmbar gemacht werden; doch kommt die Pastillenform auch bei bloßen Näschereien vor, z. B. als Schokoladenplätzchen. Den Zweck, den üblen Geschmack von Arzneien zu verdecken, erfüllen jedoch die neuerdings in Apotheken in Gebrauch gekommenen Kapseln aus Oblatenmasse noch besser. Diese Kapseln bestehen aus zwei scheibenförmigen Oblaten, die am Rande zusammengeklebt sind und zwischen welchen das Medikament sich befindet.

Meistens werden P. so dargestellt, daß man die Ingredienzien zu einem Teige formt, diesen in Blätter ausrollt und aus diesen die Scheibchen mit Stecheisen aussticht, wobei sie zugleich auch auf einer Seite gestempelt werden können. Für doppelseitige Stempelung wird eine zangenartige Form benutzt; für Schokoladenplätzchen wird der weiche Teig in eine Spritze gethan und in kleinen Partieen herausgedrückt. Einzelne Arten von P. bilden bedeutende Handelsartikel, wie die von Bilin, Vichy, Ems, welche die Salze der dortigen Heilquellen enthalten.

P. mit starkwirkenden Arzneistoffen werden in Apotheken mit der erforderlichen Genauigkeit bereitet; doch kommen dergleichen wohl auch im Handel vor, namentlich die Pastilles d'Ipecacuanha. Wurmpastillen für Kinder, die sog. Santoninzeltchen, werden selbst in Konditoreien häufig bereitet aus Eiweiß, Zucker und etwas Santonin, dem wirksamen Bestandteil des Wurm- oder Zittwersamens. - Zoll: gem. Tarif im Anh. Nr. 25 p 1; ohne Zuckerzusatz gefertigte zu Heilzwecken sind zollfrei.

Pastinake (Pastinakwurzel, wilde Möhre und welsche Petersilie, Pastinaca L., frz. panais, engl. parsnip, holl. pastinak, ital. pastinacca), Pflanze aus der Familie der Umbelliferen, zweijährig und ausdauernd, wovon P. sativa, die Garten-^[folgende Seite]