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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Safran

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Safflor - Safran

ausziehbar. Man wässert daher die Blüten und preßt sie so lange, bis das ablaufende Wasser nicht mehr gelb gefärbt erscheint. Die feuchte Masse wird geballt und getrocknet in den Handel gebracht; sie kommt aus Ägypten in größern Klumpen, aus Ostindien in kleinem flachen Broten, während spanische Ware einfach getrocknet und weder gewässert, noch gepreßt ist. In Kuchenform sieht der Stoff dem ebenso geformten Safran sehr ähnlich, hat aber nichts von dessen Geruch und Geschmack und dient nicht als Gewürz. Beinamen des S. sind auch falscher oder wilder Safran, Bastardsafran. Der rote Farbstoff des S. heißt wissenschaftlich Carthamin, auch Carthaminsäure, im Handel im isolierten, durch mehrmaliges Auflösen und Niederschlagen höchst gereinigten Zustande Safflorkarmin. Seine Lösungsmittel sind alkalische Laugen (Pottasche- oder Sodalösung) und Weingeist. Um ihn aus den Blüten zu ziehen, reinigt man diese, auch die schon gewaschenen, zunächst völlig von allen Resten des gelben Farbstoffs, um das Rot rein zu bekommen; man wäscht mit Wasser aus, dem etwas Essigsäure zugesetzt ist, und setzt dann die Blumen mit schwacher Sodalösung warm an, sodaß sie in einigen Stunden den ganzen Rotstoff auszieht. Mit dieser Lösung, wenn sie mit einer Säure (Essig-, Weinsäure u. a.) nahezu gesättigt ist, kann man färben; man pflegt aber, besonders zur Seidenfärberei, die Farbe durch das sog. Abziehen noch zu schönen, indem man zunächst rohe reine Baumwolle in die Lösung bringt, welche die rote Farbe, und nur diese auf sich niederschlägt. Man wäscht sie dann in reinem Wasser und bringt sie in eine frische Sodalösung, in welcher sie das Rot wieder fahren läßt. Aus diesem Verhalten läßt sich entnehmen, daß die safflorrot gefärbten Stoffe keine Seife vertragen; die Farbe ist aber auch schon an Luft und Licht sehr wenig haltbar, aber wegen ihrer großen Schönheit und trotzdem, daß sie sehr teuer ist, doch häufig benutzt worden und wird es im beschränktem Maße noch jetzt, wo sie an den roten Teerfarbstoffen eine starke Konkurrenz hat. Man färbt besonders Seide in verschiednen Nüancen von rosa, ponceau u. dgl., dieselben Farben, welche man auf Wolle durch Kochenille erzeugt. Durch Übersättigen der alkalischen Lösung mit Essig-, Wein-, Zitronensäure läßt sich der in Säuren nicht lösliche Farbstoff ausfällen und bildet dann eine schön karmoisinrote schleimige Masse. In Kristallform ist derselbe noch nicht erhalten worden. In dünnen Lagen langsam getrocknet zeigt dieses Carthamin einen grünen, kantharidenähnlichen Metallglanz, bei durchfallendem Lichte und in Lösung aber das schönste Rot. Man verkaufte es früher auf flache Porzellantassen oder Teller, auch auf Täfelchen von Weißblech gestrichen als Teller- oder Tassenrot, Rosablech, jetzt nur noch pulverförmig oder in Stückchen als Safflorkarmin, der in Leipzig mit 120 Mk. pro 50 g berechnet wird. Der Stoff dient als Malerfarbe, namentlich auch bei der Fabrikation künstlicher Blumen, besonders aber zu allerlei flüssigen und pulverigen Schminkmitteln, die mit französischen Namen als rouge d'Espagne, rouge vert, rouge végétal etc. zum Verkauf kommen. Als Körper der Schminkpulver dient gewöhnlich beste Talkerde, die mit dem Carthamin aufs Feinste zusammengerieben wird. In weingeistiger Auflösung gebraucht man das Rot zum Färben von Likören und Konditoreiwaren, ebenso den Auszug aus dem ungewaschnen S., welcher sonach eine gelbrote Tinktur bildet. Die gepulverten Blüten sollen auch zur Verfälschung von gepulvertem Safran benutzt werden. Der S. ist am farbstoffreichsten in den wärmsten Ländern; derselbe wurde zwar auch in Deutschland, namentlich in der Pfalz, in Thüringen und im Elsaß, ferner auch in Niederösterreich gebaut; es waren aber immer geringe, farbstoffarme Produkte, die vor der fremden Ware nicht bestehen konnten, daher denn diese Kultur jetzt in den genannten Gegenden wohl überall aufgegeben ist. Die jetzigen Sorten des Handels sind: Ägyptischer S; es wird in jenem Lande ein starker Safflorbau, und zwar als Regierungsmonopol, betrieben. Die Blüten werden dort unter Mühlsteinen zerquetscht, gewässert ausgepreßt und, zu Klumpen geformt, im Schatten getrocknet. Die Masse ist gleichmäßig braunrot, sehr weich und elastisch. Die beste Sorte wächst in der Umgegend von Kairo, dann kommen noch drei andre Sorten in abnehmenden Qualitäten vor. Die Ware kommt zum Versand in Ballen von 200-400 kg und ist im deutschen Handel die gewöhnlichste. Ostindischer S. wird dort in verschiednen Gegenden, auch auf den Inseln, gebaut, und ist von verschiedner Qualität. Der beste ist der bengalische; er wird in kleinere, flache Kuchen geformt und ist gewöhnlich von hellerer Farbe; dunkle und ölig anzufühlende Stücke werden in England als Ausschußware behandelt. Der ostindische S. wird durch die Engländer ebenfalls häufig an den Markt gebracht. Es wurden 1869 in England 9319 Ztr. ein- und 6956 Ztr. wieder ausgeführt, zum größeren Teil indische Ware. Das Kilo bengalischer S. wird in Leipzig mit 4 Mk. notiert. Persischer und chinesischer S. gelten als die vorzüglichsten Sorten, sind aber wenig im europäischen Handel. Spanischer S. ist eine gute Ware, die im Süden des Landes gebaut und, wie schon gesagt, nicht mit Wasser behandelt, sondern einfach getrocknet wird. Die Ausfuhr geht hauptsächlich nach England und Frankreich. Ungarischer S. ist schön hochrot und wird etwa dem ägyptischen gleichgestellt, auch meistens wie dieser durch Wässern vom gelben Farbstoff befreit, wo er dann veredelter genannt wird. Sein Verbrauch wird sich auf den Süden beschränken, wenigstens kommt er in Norddeutschland unter eigener Firma nicht vor. - S., Safflorkarmin, Safflorextrakt, Carthamin, sowie auch unparfümierte Schminke sind zollfrei; parfümierte Safflorschminke gem. Tarif im Anh. Nr. 31 e.

Safran (Saffran), Crocus, die Narben der Safranpflanze, Pflanzengattung aus der Familie der Schwertliliengewächse, verwildert, Zier- und Nutzpflanze, letztere der echte S. (Gewürz- und orientalischer S.), Cr. sativus L., engl. cultivated Gr., Saffron, frz. Safran d'au-^[folgende Seite]