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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Ruthenium; Sabadillsamen; Saccharum; Sadebaumkraut; Safflor

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Ruthenium - Safflor

Ruthenium ist eins der Platinmetalle (s. Platin), kommt aber nur zu einem sehr kleinen Anteil in den Platinerzen vor. Es ist silberweiß, hart und spröde, sehr streng flüssig, hat für sich keine Anwendung, geht aber mit ein in die Legierungen von Platin und Iridium, welche jetzt direkt aus den Platinerzen erschmolzen und häufig anstatt des Platins gebraucht werden. - Zoll s. Platin.

S.

Sabadillsamen (Läusesamen, semen Sabadillae, fructus Sabadillae); dieser Artikel des Droguenhandels stammt von der zu den Giftlilien (Colchicaceen) gehörigen, also mit der weißen Nieswurz (Veratrum album) nahe verwandten Sabadilla officinarum oder Veratrum officinale, einer in Mittelamerika wild wachsenden und angebauten Pflanze mit zwiebelartigem Wurzelstock, grasartig schmalen aufrechten Blättern und gelblichen Blüten, die in einer Traube auf einem Schafte stehen. Die Drogue, welche von Venezuela und Mexiko kommt, besteht aus etwa 1 cm langen bräunlichen, zu dreien zusammenhängenden Balgkapseln, welche schon häufig aufgesprungen sind und die zahlreichen kleinen Samenkörner ausgeschüttet haben. Letztere (und nur sie kommen zur Verwendung) sind glänzend schwarzbraun, länglich, kantig, am obern Ende verschmälert, geruchlos; sie haben unter der Samenschale einen weißlichen harten Kern, welcher brennend scharf und bitter schmeckt, drastisch purgierend und giftig wirkt.

Die Samen enthalten neben andern Bestandteilen denselben Stoff Veratrin wie die weiße Nieswurz, sowie noch ein andres Alkaloid, das Sabadillin, und dienen jetzt vorzugsweise zur Darstellung des ersteren. Außerdem werden sie nur in der Tierheilkunde, äußerlich, als Pulver und in Salben gegen Ungeziefer verwendet. Die von den Hülsen befreiten S. (semen sabadillae excorticatum) kauft man mit circa 2½ Mk. pro kg. - Zollfrei.

Saccharum ist Zucker; S. hordeatum, Gerstenzucker; S. lactis, Milchzucker; S. Saturni, Bleizucker. - Zoll: Gerstenzucker gem. Tarif im Anh. Nr. 25 p 1; Milchzucker und Bleizucker Nr. 5 i.

Sadebaumkraut (Sevenbaumblätter; lat. herba oder summitates Sabinae; frz. savin; engl. sabine). Unter diesem Namen kommen die getrockneten jüngeren Zweige des Sadebaumes im Droguenhandel vor. Der Sade- oder Sevenbaum (Juniperus Sabina oder Sabina officinalis) ist ein in Südeuropa heimischer, bei uns als Ziergewächs gehaltener, immergrüner Strauch oder kleiner Baum aus der Familie der Wachholder, dessen sehr kleine Blätter in vier Reihen meist angedrückt um die schlanken Zweige stehen und mit je einer Öldrüse auf der Rückseite besetzt sind. Infolge des ätherischen Öls haben die Blätter einen starken, widrig balsamischen Geruch und einen ähnlichen, bitterharzigen und ekelerregenden Geschmack. Die Wirkung ist heftig abführend und das Blutsystem aufregend.

Die im Frühjahr zu sammelnden und rasch zu trocknenden jüngern Triebe mit den Blättern und ebenso das daraus zu destillierende Öl sind offizinell und werden in kleinen Gaben innerlich gegen Frauenkrankheiten, äußerlich zu reizenden Einreibungen benutzt. Das Kraut wird aus Tirol bezogen; im Kleinhandel darf dasselbe und also ebenso das Öl nicht verkauft werden, da man dem Gewächs im Volke abtreibende Wirkungen zuschreibt. Die Gartenpflanzen finden sich daher mitunter auch geplündert und man geht aus Unkenntnis auch an den virginischen Wachholder und selbst an den Lebensbaum. Verwechselungen mit den Zweigen von Juniperus virginiana sind leicht zu vermeiden, wenn man auf die spitzeren Blättchen, sowie darauf achtet, daß dieselben nur an den jüngeren Zweigen vierzeilig, an den älteren dreizeilig stehen; auch haben diese Zweige einen angenehmeren Geruch, als die des Sadebaumes.

Das Sadebaumöl (oleum sabinae) ist blaßgelb, rektifiert farblos und riecht höchst durchdringend aromatisch, aber nicht angenehm; es hat 0,89 bis 0,94 spez. Gewicht und löst sich leicht in absolutem Alkohol. Man erhält 1½-2% Ausbeute; das Öl wird mit ca. 7 Mk. pro kg verkauft. - S. ist zollfrei. Sadebaumöl gem. Tarif im Anh. Nr. 5 a.

Safflor (lat. flores Carthami; frz. cartame; engl. safflower; ital. zaffrone). Dieser Artikel des Farbwarenhandels besteht aus den, den Blütenköpfen entnommenen, röhrenförmigen Einzelblütchen der Färberdistel (Carthamus tinctorius), einer einjährigen, aus Ostindien stammenden Pflanze, die aber schon seit alten Zeiten nach den Mittelmeerländern verpflanzt und zum Färben, resp. Schminken benutzt worden ist. Die Pflanze wächst 6-12 dm hoch, ist nach oben verästelt, hat eilängliche, dornig gezähnte Blätter und trägt distelähnliche Blütenköpfe, mit dünnen röhrigen, fünfspaltigen Blütchen, die anfangs gold-, dann safrangelb, dann hochrot gefärbt sind. In dem Schlunde der Blüten stehen die zu einer Röhre verwachsenen Staubbeutel, deren Träger weit hervorragt.

Man pflückt die Köpfe, sobald die Blüten anfangen zu welken und sich dunkler zu färben und zwar geschieht dies mit einer Zwischenzeit zweimal, daher man Ware erster und zweiter Blüte unterscheidet, von denen die erste weit mehr als die zweite geschätzt wird. Die Einzelblüten werden aus den Köpfen gezupft und entweder ohne Weiteres getrocknet, oder einer nassen Behandlung unterzogen. Die Blüten enthalten nämlich zwei Farbstoffe, einen gelben, der für die Färberei keinen Wert hat, und einen sehr geschätzten prächtig roten. Der erstere, nicht aber der andre, ist durch Wasser