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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Schlangenwurzel; Schlehenblüte; Schleif- und Wetzsteine

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Schlangenwurzel - Schleifsteine

sind, bildet sich dann, wenn sie feucht wird, Schwefeleisen, oder bei Kupferröhren Schwefelkupfer. An trockner Luft hält sich dagegen die S. sehr gut. Man verkauft sie mit 10 Mk. pro 100 kg. - Zollfrei.

Schlangenwurzel. Diesen Namen führen zwei verschiedne Wurzeln, nämlich erstens die hin und her gebogene ausdauernde Wurzel des auf allen feuchten Wiesen vorkommenden Wiesenknöterichs (Polygonum Bistorta), welche sehr herb und bitter schmeckt, einen starken Gehalt an Gerbstoff hat und früher unter dem Namen radix Bistortae medizinische Verwendung fand, jetzt aber ganz außer Gebrauch gekommen ist; ferner zweitens die als radix Serpentariae im Droguenhandel bekannte Wurzel, die noch heute als virginische S. offizinell ist; sie hat ihren Namen nicht von ihrer Gestalt, sondern von ihrem angeblichen Gebrauch als Mittel gegen Schlangenbiß. Die viriginische Wurzel kommt von Aristolochia Serpentaria oder Endodeca Serpentaria (Raff.), einer krautartigen Pflanze mit ausdauerndem Wurzelstock, die in den schattigen Wäldern der östlichen und südlichen Vereinigten Staaten häufig wächst und getrocknet in Ballen von 50 kg aus Neuorleans und Baltimore verschifft wird. Die Wurzel besteht aus einem kurzen, linienstarken, gewundenen, oft Reste von Blättern und Stengeln tragenden Wurzelstock, von welchem zahlreiche, 4-9 cm lange, dünne, blaßbraune, durcheinander gewirrte Faserwürzelchen ausgehen. In der Rinde finden sich zahlreiche Öldrüsen. Der Geruch ist gewürzhaft kampferähnlich, der Geschmack ebenso, dabei bitter und scharf. Außer ätherischem Öl enthält die Wurzel ein grünlichgelbes Weichharz und einen Bitterstoff. Die Wurzel wird in Pulver oder Aufguß medizinisch verwendet. Ihre Aufbewahrung muß in gut geschlossenen Blech- oder Glasgefäßen geschehen. Etwaige Verwechselungen mit der Wurzel von Spigelia marylandica (L.) erkennt man daran, daß diese letztere geruchlos und dunkelbraun bis schwärzlich ist; die ebenfalls ähnlichen Wurzeln von Asarum virginicum (L.) unterscheiden sich dadurch, daß sie gegliedert und schwärzlich sind. - S. ist zollfrei, das ätherische Öl daraus gem. Tarif im Anh. Nr. 5 a.

Schlehenblüte (Schlehdornblüten, Schwarzdornblüten), die getrockneten Blüten des in ganz Europa an sonnigen Orten wachsenden Schlehenstrauchs, Prunus spinosa, im Droguenhandel unter dem unrichtigen Namen flores Acaciae bekannt; sie sind klein und weiß, schmecken bitterlich zusammenziehend und besitzen frisch einen schwachen Bittermandelölgeruch; sie werden zuweilen noch als Hausmittel in Form von Thee verwendet. Die Früchte, Schlehen, werden teils frisch, teils getrocknet, als Obst genossen oder in Essig eingelegt. - Zoll: S. und die frischen Früchte sind zollfrei. Getrocknete oder bloß in Essig eingelegte Schlehen werden gem. Tarif Nr. 25 p 2 verzollt.

Schleif- und Wetzsteine. Der formelle Unterschied zwischen beiden besteht darin, daß die erstern als Scheiben auf Axen gesteckt sind und beim Gebrauch in Umlauf gesetzt, die andern meistens mit der Hand geführt werden. Die Umlaufsteine werden sowohl aus weißem, als aus grauem Sandstein gehauen; es kommt bei ihnen nicht, wie bei Mühlsteinen, auf große Härte an; sie dürfen vielmehr nur mäßig hart, müssen aber in ihrer Masse sehr gleichartig, feinkörnig und frei von härtern Einschlüssen sein. Es finden sich auch viel mehr Brüche für gute S. als für Mühlsteine in fast allen Gegenden. In Sachsen ist es der Pirnaer Sandstein, aus dem solche Steine in Menge gefertigt werden. Böhmen liefert deren ebenfalls viele, ebenso Thüringen, Bayern, Württemberg u. a. Der Detailhandel mit S. bildet öfter einen Nebenzweig der Seiler. Außer dem gewöhnlichen Gebrauch der S. dienen solche in sehr großem Format und von Dampfkraft getrieben neuerdings auch als ein wichtiges Werkzeug in Maschinenfabriken zur Überarbeitung großer Eisenkörper und es wird damit eine Menge Arbeit des Feilens, Hobelns u. dgl. erspart. - Wetzsteine im engern Sinne sind diejenigen, welche zum trocknen Schärfen von Sensen, Sicheln, Strohmessern dienen und hierzu eine besondere, nach beiden Enden verjüngt zulaufende Form erhalten haben. Sie sind bekanntlich ein häufiger Artikel des Hausierhandels. Die Krainer namentlich tragen sie weit umher, ohne sie gerade immer von Hause zu bringen. Eine große Produktion solcher Steine besteht zu Unterammergau in Bayern; die dortigen Brüche werden schon über 300 Jahre lang betrieben und es werden jährl. an 80000 Stck. gefertigt. Steiermark und Böhmen liefern dergleichen Steine ebenfalls. Ihre Masse ist meist blauer oder grauer Thonschiefer, zum Teil auch Kieselschiefer. - Eine andre Sorte von Wetzsteinen zum nassen Abziehen feinerer Schneidwerkzeuge (mit Wasser oder Öl) heißen gewöhnlich Wetzschalen oder Streichschalen, ihre Form ist eine länglich grade, und der Masse nach bestehen sie meist aus dem Mineral, das in der Gesteinkunde speziell Wetzschiefer heißt, eine Thonschiefermasse von Kieselsäure durchdrungen, daher bedeutend hart, von Farbe hell- oder grünlichgrau, im gemeinen Thonschiefer schmale Zonen bildend. Steine der Art finden sich bei Sonneberg und Saalfeld in Thüringen, Lerbach und andern Orten am Harz, in Sachsen (grüner Ölstein), in den Ardennen etc. Diese Steine bestehen meist aus zwei Lagern, der obern brauchbaren und einer Unterlage von gewöhnlichem dunkelm Thonschiefer. Es können diese Doubletten infolge der Lagerung wohl zuweilen aus dem Ganzen gebrochen werden, sie sind aber meistens zusammengekittet. Eine Sorte, die früher mehr als jetzt gesucht war, da sie durch andres ersetzt werden kann, sind die levantischen Ölsteine, eine graubraune von Kieselsäure durchdrungene Abart von Dolomit. Diese Steine kommen in Blöcken nach Marseille, wo sie erst gespalten und bearbeitet werden. Arkansasschalen aus Nordamerika sind ebenfalls sehr gute Ölsteine, zum Schleifen der feinsten Messerwaren geeignet. Sie sind weißlich, unglasiertem Porzellan ähnlich und bestehen aus einer Art Chalcedon. - Für die eigentlichen Schleif- oder Drehsteine werden nicht selten künstliche Surrogate