Schnellsuche:

Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Silber

532

Silber - Silber

wird. Die weiße Masse verwandelt sich dabei in ein seines graues Pulver von metallischem S., das man wäscht und trocknet. Wird das Chlorsilber mit kohlensaurem Natron in der Rotglühhitze geschmolzen, so erfolgt die Reduktion ebenfalls. Für sich schmilzt das Chlorsilber bei einer Temperatur von 260° C. zu einer gelben Flüssigkeit, welche nach dem Erkalten eine hornartige Masse bildet, die sich schneiden läßt; daher der Name Hornsilber. Das S. als Handelsware ist Feinsilber von verschiednen Graden der Reinheit. Es erscheint gewöhnlich in Form von gegossenen Barren und Platten (Planschen); fremdes (amerikanisches) S. kommt außerdem noch in mancherlei Formen von abgestutzten Kegeln, Pyramiden, Kuchen, Scheiben u. dgl. vor. Die Stücke sind meistens mehrfach gestempelt mit den Angaben des Ursprungs, Gehalts, Gewichts etc.; wo dies keine genügende Garantie bietet, wie bei mancher fremden Ware, läßt man an den Handelsplätzen dieselbe noch von Wardeinen prüfen und stempeln. -

Das S. ist weicher als Kupfer, aber härter als Gold; seine spezifische Schwere ist im gegosseen ^[richtig: gegossenen] Zustande 10,474, wenn durch Hämmern verdichtet 10,51. Die schöne weiße Farbe und hohe Politurfähigkeit des reinen S. kommen zur Anschauung bei neuen Silberwaren; denn obschon das Metall hierbei nie ohne Kupferzusatz verarbeitet wird, so verschönern doch die Silberschmiede ihre Waren mit einer sehr feinen Schicht reinen S. durch das sog. Weißsieden, welches vor dem Polieren durch Kochen derselben in verdünnter Schwefelsäure vorgenommen wird und den Erfolg hat, daß die Säure die Kupferteilchen von der Oberfläche wegnimmt. Feines S. zeigt sich in reiner Luft an Farbe und Glanz sehr beständig, während kupferhaltiges dem Anlaufen mehr unterworfen ist. Jedes S. ist ungemein empfindlich gegen schweflige Dünste, wie sie in Kloakenluft und sonst vorkommen. Das Metall verwandelt sich darin oberflächlich in Schwefelsilber und färbt sich gelb, braun bis schwarz. In schwefelhaltigen Flüssigkeiten geht die Bildung von Schwefelsilber noch energischer vor sich; man hat dies zur Erzeugung einer Sorte schwarzgrauer Silberwaren benutzt, dem unrichtig so genannten oxydierten S. - Die Dehnbarkeit des S. ist sehr groß; jedoch geringer als bei Gold. Man verwertet diese Eigenschaft bei Herstellung getriebener Arbeiten, Draht und Blattsilber (s. Blattmetalle und Draht). -

Von den Legierungen des S. sind die wichtigsten die mit Kupfer. Aus solchen Legierungen bestehen alle heutigen Münzen, Schmucksachen und Silbergeräte. Für sich allein ist das Metall zu weich und daher zu sehr der Abnutzung unterworfen; das Kupfer gibt ihm mehr Härte und Widerstandsfähigkeit, benimmt ihm aber nach Verhältnis seiner Menge mehr oder weniger von seiner schönen Farbe. Eine Legierung, welche nur 1/10 Kupfer enthält, ist jedoch eben so weiß wie reines S. bei größrer Härte und erhöhter Politurfähigkeit. Bis in die sechziger Jahre galt als Werteinheit für S. und Gold die kölnische Mark von 16 Lot und man bezeichnete den Feingehalt einer Legierung mit der Angabe der in der Mark enthaltene Lote Feinsilber, also z. B. eine solche, welche aus 13 Tln. S. und 3 Tln. Kupfer besteht als 13lötig, während 16lötiges S. das ganz reine Metall sein würde. Jetzt ist statt der Mark das Kilogramm zu Grunde gelegt und man bezeichnet den Feingehalt in Tausendteln. Hiernach erhält also z. B. 12lötiges S. die Bezeichnung 0,750, d. h. es enthält in 1000 Tln. 750 S. und 250 Kupfer. Die 12lötige Legierung wurde und wird in Deutschland in der Regel zu Gerätschaften und Schmucksachen verarbeitet. Die Silbermünzen des deutschen Reiches haben gesetzlich einen Feingehalt von 0,90; die französischen Silbermünzen vor 1866 hatten ebenfalls 0,90, nach 1866 dagegen 0,835, wie die belgischen, italienischen und schweizerischen. Das englische Standardsilber enthält auf 12⅓ S. 1 Kupfer, ist also in Tausendteln ausgedrückt 0,925. Die Münzen aus älteren Zeiten sind meistens nicht legiert, und auch unsre Zeit hat ein Beispiel einer Feinsilbermünze gehabt in den kleinen hannoverschen Thalern, die von den Goldschmieden sehr gesucht wurden und längst wieder eingeschmolzen sind. Bei der Verwendung von S. als Zahlungsmittel im internationalen Verkehr spielt Asien und auch teilweise Afrika eine einflußreiche Rolle als Nehmer. Es sind schon ungeheure Summen nach China, Japan, Indien und der Ostküste Afrikas abgeflossen zur Bezahlung von Thee, Seide, Elfenbein und andern Produkten, weil der Gegenwert in europäischen Waren bis vor nicht zu langer Zeit nicht anzubringen war. In letzter Zeit hat sich die Abfuhr dahin vermindert, da die Asiaten auch Gold nehmen. Es ist aber zur Zeit noch das S. das vorteilhafteste Zahlmittel für die Europäer, und hierin wird wohl der eigentliche Grund der starken Ausfuhr zu finden sein. -

Zur Verarbeitung zu Silberwaren wird das Metall in Stäbe oder Zaine und Platten gegossen, woraus man größere Sachen wie Schüsseln, Teller, Löffel u. dgl. direkt durch kaltes Hämmern herstellt. Häufiger jedoch formt man auch solche Sachen wie kleinere aus gewalztem Blech, damit sie dünner und leichter, also wohlfeiler werden. Die künstlerischen Erzeugnisse des Silberschmiedes bestehen hauptsächlich aus getriebener Arbeit; die meisten gewöhnlichen Gebrauchswaren werden aber jetzt in Fabriken hergestellt und zwar leicht und wohlfeil. Es kommen dabei in großem Umfange handarbeitsparende mechanische Hilfsmittel in Anwendung und das meiste wird im ganzen oder in einzelnen Teilen gewalzt, gestanzt oder geprägt. Zum Löten dient das Silberlot, eine Komposition von S. und Kupfer oder Messing. -

Häufig dient das Metall als Überzug andrer Stoffe in dünner Schicht, also zur Versilberung. Zur Ausführung derselben auf Holz, Papier, Leder u. dgl. dient Blattmetal ^[richtig: Blattmetall] oder Silberbronze; für metallische Gegenstände hat man eine Versilberung im Feuer mit Hilfe des Quecksilbers sowie verschiedne nasse Methoden; am allgemeinsten wendet man jetzt aber die galvanische Versilberung an, wobei eine Silberlösung durch galvanische Ströme zersetzt und das metallische S. in glänzender Schicht auf die Gegenstände nieder-^[folgende Seite]