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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Sprotte; Stahlfedern

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Sprotte - Stahlfedern

lichkeit gehört zur Anfertigung von Guipüre-, Chantilly-, Schnürl- und Nadelgrundspitzen. Sehr zart wollen die feinen leinenen Pikots, Valenciennes und Eternelles behandelt sein. Kragen, Pelerinen, Taschentücher, Manschetten u. dgl. erfordern immer gut geübte Arbeiterinnen. Dem Material nach werden im Gebirge baumwollene, leinene Zwirn- und Seidenspitzen gearbeitet. Die schwarzseidenen Guipürespitzen sind zur Zeit Hauptartikel, außerdem Zwirn- und Guipürespitzenkragen, Fanchons, Barben u. dgl., welche Arbeiten etwas besser lohnen als die Ellenwaren. Valenciennes werden zum Ausputz von Stickereien gefertigt; es sind aber eben für diese wie für Chantilly nicht genug geschulte Arbeiterinnen vorhanden. Im allgemeinen haben sich in Sachsen die Verhältnisse der Spitzenindustrie neuerlich gebessert und die Löhne haben erhöht werden können. Bei den Guipürespitzen geht der Stücklohn pro Elle von 8 Pfennigen bis Mk. 12 und eine gute Arbeiterin kann es auf 75 Pfennige täglich bringen, während einzelne freilich nicht über 20 Pfennige hinauskommen. Die sächsischen S. haben ihr Absatzfeld in Deutschlsnd ^[richtig: Deutschland] und Amerika. Als den Hauptkonkurrenten, der die Löhne niedrig hält, betrachtet man in Sachsen das benachbarte Böhmen. - Auch im Hirschberger Kreise im schlesischen Gebirge ist seit 1855 die Spitzenindustrie eingeführt worden und es werden von etwa 1200 Arbeiterinnen hauptsächlich genähte Brüsseler und Valencienner Waren produziert, die ihren Absatz in Paris haben sollen. - Spitzengrund für genähte S. (Bobbinnet) muß immer noch aus England bezogen werden, da mehrere Versuche, diese Fabrikation in Deutschland einzuführen, an der Ungunst der Verhältnisse gescheitert sind. - Zoll: S., auch in Verbindung mit Schmelz, Stroh, Glas- oder Stahlperlen, aus Baumwolle Nr. 2 d 6: aus Leinen geklöppelte Nr. 22 i, gewebte oder gewirkte Nr. 22 h; seidene oder halbseidene Nr. 30 e; wollene auch in Verbindung mit Baumwolle, Leinen oder Tierhaaren Nr. 41 d 7. Nachahmungen von S., z. B. sogenannte Trimmings, werden wie S. verzollt.

Sprotte (Breitling, Clupea sprattus L.), zu den Heringen gehörender, etwa halb so großer Fisch in der Nord- und Ostsee, 8-10 cm lang, oben blau, seitlich silberfarben, an den Küsten in großen Mengen gefangen und eingesalzen und geräuchert zu Handelsware präpariert; beste S. die Kieler, Hauptfangorte in Kent, Essex, Suffolk in England, Bretagne und Normandie in Frankreich und in der Kieler Bucht, aber auch bis hinauf nach Island noch vorkommend. In der Ostsee gelten die bei Kiel gefangenen Fische für die besten, daher denn folgerichtig alle bei uns im Handel befindlichen als Kieler gehen. Anders wie als Kieler S. kennt man bei uns kaum den Fisch; er mischt sich aber auch in Menge, gelegentlich mit jungen Heringen, unter die gesalzenen Sardellen und geölten Sardinen. Der geräucherte Fisch hat bekanntlich einen feinern Geschmack als Pökling; eine wirkliche und unter Umständen obendrein sehr wohlfeile Delikatesse, namentlich in England, gewährt er im frischen Zustande, nur eine Minute lang auf einem Drahtroste über Kohlenfeuer gehalten und heiß gegessen. Vgl. Heringe. - Zoll: Geräucherte S. gem. Tarif Nr. 25 g 2.

Stahlfedern zum Schreiben (frz. plume, plume d'acier, engl. steel-pen) sind jetzt so allgemein im Gebrauch, daß die heranwachsende Generation den Gänsekiel kaum noch kennt. Die Fabrikation der S. ist von England ausgegangen, woselbst heute noch Birmingham die Fabrikation fast allein in Händen hat; es bestehen da vier Fabriken ersten und mehrere zweiten Ranges, die zusammen über 1000 Mill. Federn alljährlich erzeugen. In Frankreich sind derartige Fabriken in Boulogne, Aigle und Paris, in Berlin die von Heintze und Blanckertz und S. Röder, in Remscheid u. a. O., in Wien die Kuhn'sche. Manche zu Zeiten umlaufende Fabrikfirmen gehörten nur großen Händlern an, die in England arbeiten ließen, wo man den Federn jede bestellte Firma gern aufprägt. - Bei der Herstellung dieses kleinen Massenartikels waltet das Prinzip der Arbeitsteilung. Die verschiedenen Arbeiten werden meist durch Frauen mit Hilfe kleiner Schrauben- oder Kniehebelpressen besorgt. Das Rohmaterial, ein feinerer oder geringerer Zementflußstahl, der durch starkes Ausglühen möglich weich gemacht wurde, ist vorher durch Zerschneiden und Walzen in dünne bandartige Blechstreifen von der Breite der doppelten Federlänge verwandelt worden. Aus diesen werden auf Durchstoßmaschinen die Plättchen, welche die Federn geben, von der Arbeiterin einzeln, mit jedem Hebelzuge eins, ausgeschnitten, sodaß jedes Band zwei Reihen Plättchen ergibt. Diese haben natürlich die Form, welche eine plattgedrückte S. annehmen würde. In einer folgenden Abteilung werden diese Flachstücke auf einer, der ersten ähnlichen, Druckmaschine mit anders gebildetem Stempel gelocht, d. h. sie erhalten die lange oder runde Durchbrechung, in welche der Spalt auszugehen pflegt, zugleich mit den etwaigen seitlichen Durchbrechungen, welche zur Erhöhung der Elastizität gegeben werden, alles natürlich mit einem Druck des Handhebels. Für die folgende Bearbeitung, das Markieren, werden die Plättchen, um sie wieder zu erweichen, in großer Menge erst in Muffeln ausgeglüht. Sie sind nun in ihrer Masse so weich, daß sie die Einprägung des Fabrikstempels und der etwa sonst noch zu führenden Zeichen leicht annehmen. Das Markieren geschieht auf kleinen Prägmaschinen, bei denen der Prägstempel durch einen Fußtritt gehoben und dann fallen gelassen wird. Es folgt dann das Aufbiegen zur Rinnenform, wieder auf kleinen Handdruckmaschinen. Für die folgenden Bearbeitungen muß das jetzt weiche und unelastische Metall erst gehärtet werden; man macht die Federn rotglühend und wirft sie in kaltes Öl, die geringere Ware in Wasser. Hierdurch wird der Stahl glashart und spröde, und ist, um brauchbar, d. h. hier, elastisch zu sein, anzulassen. Man bringt ihn durch gelindes Anwärmen und abermaliges Eintauchen in Öl oder Wasser auf den Grad von Härte und Elastizität, den er behalten soll. Die Erhitzung geschieht