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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Syenit; Tabak

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Syenit - Tabak

schließen, als welche Stärke, Mehl, Dextrin, Gummi, gemahlenes und geröstetes Johannisbrot u. dgl. genannt werden. Die Kaufware, welche bekanntlich als Brust- und Hustenmittel, dann zu Tabakssaucen, auch wohl als Wasserfarbe dient, heißt in den Apotheken rohe; aus ihr wird zu pharmazeutischen Zwecken erst eine gereinigte dargestellt, die nur aus den in kaltem Wasser löslichen Teilen besteht. Man schichtet zu dem Zwecke in einem Extrahierfaß abwechselnde Lagen von Stroh oder Geflecht aus geschälten Weiden und Lakritzenstangen, füllt mit Wasser auf und läßt mehrere Tage stehen, worauf man die Lösung abzapft und in gleicher Weise noch einen Auszug nimmt. Die geklärten Auszüge werden im Wasserbade bis zur Konsistenz eines dicken Extrakts eingedampft, oder man dampft weiter ein, zieht die zähe Masse zu Bändern aus, trocknet diese in gelinder Wärme völlig, pulvert sie und verwahrt das Pulver in wohlverschlossenen Gläsern. Auch formt man aus dieser gereinigten Masse Stangenlakritzen. -

Die dünnen unbezeichneten Stangen, welche bei uns im Detailhandel verkauft werden, sind meistens deutschen Ursprungs. Fremde Handelsware kommt von Unteritalien (Kalabrien), Sizilien, Frankreich, Spanien und neuerdings auch aus Südrußland, gewöhnlich in dickern Stangen, mit dem Ursprungs- und Fabrikstempel versehen, in Kisten mit Lorbeerblättern, aus Rußland mit Eichenblättern verpackt; die französische Ware hat dünne Stengel in Kartons von 1 kg zu 100 Stück. Kalabreser Lakritzen ist immer noch bevorzugt, wenigstens das Produkt gewisser Firmen oder Fabriken, deren es dort sehr viele gibt. Am meisten geschätzt ist die Marke des Barons Baracco, dann folgen P. S. (Principe di Salerno), Martucci, Policoco, Corigiliano, Cassano und manche andre. Die französische Primaware trägt den Stempel E. B. 60. -

In Preislisten findet sich gewöhnlich S. ohne Herkunftsangabe geschält und geschnitten mit 64-70 Mk. der Zentner notiert, daneben spanisches nur halb so teuer; Lakritzensaft, deutscher, das kg 1 Mk. 75 Pf., Bayonner, Kalabreser u. a. 2 Mk 80 bis 3 Mk. 50 Pf. -

Die Pflanze des glatten S. wuchert in einem ihr zusagenden lockern, etwas sandigen, doch fruchtbaren Boden mit ihren horizontalen Ausläufern so weit umher, daß sie am Ende schwer auszurotten ist. Beim russischen Süßholz ist die starke Pfahlwurzel das Hauptstück. Die erstere hält in Deutschland jeden Winter aus und schickt alljährlich neue Triebe empor, bringt Blüten, aber selten Hülsen, wenigstens reifen diese nicht; ihre Vermehrung geschieht daher durch Wurzelteilung, die sehr leicht auszuführen ist und vermutlich auch in den warmem Ländern geübt wird. Man schneidet die langen dünnen Wurzeln in Stücke, deren jedes einige Augen hat, und legt sie schräg in die Erde. Wenn die Pflanzen drei Sommer alt sind, gräbt man die Wurzeln auf, sucht die hinreichend dicken aus und trocknet sie, während man die dünnen zu neuen Pflanzungen benutzt. - S., auch geraspelt oder gepulvert, zollfrei. Siehe auch Reglisse.

Syenit, ist wie der Granit und Porphyr eine harte gemengte Gebirgsart, die, abgesehen von vielen Varietäten, aus schwarzer Hornblende, weißem und rotem Feldspat und Quarz besteht, welche Gemengteile der Menge nach sehr variieren. Geebnete Flächen zeigen eine oft sehr schöne Sprenkelung von hellen Flecken auf dunkelm Grunde. Das Gestein ist ebenso hart und politurfähig wie seine obengenannten Verwandten und dient wie diese nicht nur zu Bauten, sondern auch zu Steinhauerarbeiten, die durch Politur gehoben werden, wie Säulen, Platten, Sockel u. dgl.

Viele Kunstwerke aus dem Altertum bestehen aus dieser Felsart, die namentlich in Ägypten (am Sinai) sehr schön gefunden wird und auch ihren Namen nach der altägyptischen Stadt Syene erhalten hat. In Deutschland findet sich der Stein hier und da ebenfalls sehr schön, namentlich im Odenwald, Thüringerwald, im Plauenschen Grunde bei Dresden, bei Meissen, Altenberg, Aschaffenburg etc. - Zoll: S. Granit.

T.

Tabak (frz. nicotiane und tabac, engl. tobacco, snuff, ital. tabacco, holl. tabak), Bezeichnung für die aus Amerika gekommene und jetzt in allen Weltteilen kultivierte Tabakpflanze, Nicotiana L., für deren Blätter (frisch und getrocknet, fermentiert und nicht), Rohtabak, (mit und ohne Rippen) und für die aus den Blättern gefertigten Fabrikate, bekannt unter den Bezeichnungen Rauch-, Kau- und Schnupftabak, Zigarren- und Zigarrettentabak.

Sowohl als Rohprodukt, wie als Fabrikat gehört der T. zu den wichtigsten Handelsartikeln; Erzeugnis und Verbrauch beziffern sich nach hunderten von Millionen; Landwirte, Fabrikanten mit Tausenden von Arbeitern, Schiffsrheder, Händler en gros und en detail und die große Zahl der Konsumenten in wohl allen Ländern der Erde sind an dem T. interessiert und nicht leicht wird deshalb, außer dem Getreide, eine andre Ware gefunden werden, welche so allgemein bekannt und beliebt ist, wie der T., welcher vielen Tausenden den Lebensunterhalt gibt. Für die meisten Staaten gehört der T. auch zu den einträglichen Finanzquellen, indem er entweder hoch verzollt oder besteuert oder durch Monopolbetrieb für die Finanzen ausgenutzt wird. Die verschiedne Art der Benutzung als Finanzquelle bedingt sehr wesentlichen Einfluß auf den Handel und muß deshalb mit in Betracht gezogen werden, wenn man den T. als Handelsware in seiner Bedeutung schildern will. -

A. Geschichtliches. Das Rauchen von T. aus Röhren oder Pfeifen (Friedenspfeife) oder in Rollen (Tabaco) gewickelt, fanden die Spanier bei der