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Wachs
dünnflüssig und besitzt, wenn es aus ausgesuchten reifen Früchten bereitet wurde, einen sehr feinen aromatischen Geruch, während solches aus ganz unreifen oder teilweise unreifen Früchten bereitetes viel weniger fein riecht. Daher steht ersteres auch höher im Preise; während letzteres zu 8 Mk. pro kg zu kaufen ist, kostet das aus ausgesuchten Früchten 14 Mk. pro kg, das Wachholderholzöl dagegen nur 3 Mk. Das Beerenöl findet hauptsächlich in der Likörfabrikation Verwendung, das Holzöl wird äußerlich zu Einreibungen benutzt. - Zoll: W., aus den Beeren wie aus dem Holz, gem. Tarif im Anh. Nr. 5 b.
Wachs (lat. cera, frz. cire, engl. wax). Ursprünglich verstand man unter W. nur das allbekannte Produkt der Honigbienen; später wurde das Wort auch zur Bezeichnung ähnlicher Produkte andrer Insekten und gewisser Pflanzen (Pflanzenwachs) benutzt und gab man sogar Produkten des Mineralreichs, die dem W. äußerlich ähnlich sind, diesen Namen, z. B. Erdwachs. Hier ist nur das Bienenwachs zu besprechen. Dasselbe wird nicht von den Bienen direkt aus der Pflanze aufgenommen, sondern wird in dem Körper dieser Insekten erzeugt, und sie vermögen das auch bei reiner Zuckerfütterung. Das W. ist bekanntlich der Baustoff der Waben, und wird nach dem Auslassen des Honigs durch Einschmelzen derselben in siedendem Wasser von Unreinigkeiten getrennt und in Scheiben oder Brote gegossen. Es ist dann Roh- oder Gelbwachs (cera flava), von körnigem Bruch, in der Hand knetbar und nach Honig riechend. Für verschiedne Zwecke, wie z. B. zu Kerzen, ist dasselbe in diesem Zustande nicht tauglich; es muß erst durch Bleichen in weißes W. (cera alba) verwandelt werden. Zu diesem Behufe wird das W. im geschmolzenen Zustande in einem dünnen Strahl in einen langen Trog mit kaltem Wasser ausgelassen, wo es fortfließend erstarrt und am andern Ende in Form eines dünnen Bandes, das man hernach in kleine Partikel zerpflückt, auf eine Welle gewunden wird, oder auch schneidet man Wachsblöcke mit einem Schnitzmesser in dünne Späne. Dieses Wachsklein wird auf dem Bleichplane in dünner Schicht auf Tüchern ausgebreitet, öfter gewendet und mit Wasser besprengt, bis Sonne und Luft den Bleichprozeß vollendet haben, was immer eine geraume Zeit dauert und namentlich in kalten und regnerischen Sommern schlecht verläuft. Wachsbleichen müssen sich sorgfältig außer Bereich von Staub und Steinkohlenqualm halten. Statt der langwierigen Naturbleiche läßt sich auch eine rasch wirkende Bleiche mit Chlorkalk anwenden; es ist aber solches W. wenigstens zu Kerzen nicht tauglich. Manche, namentlich fremdländische Wachssorten, sowie solche aus Gegenden, wo sich die Bienen in Nadelholzwaldungen nähren, verhalten sich gegen das Bleichen sehr schwierig. Das gelbe W. schmilzt bei 62° C., das weiße gebleichte zwischen 64 und 69° C. Die Farbe des Rohwachses schwankt zwischen bräunlichgelb und rötlichgelb; das aus jungen Stöcken gewonnene ist heller und heißt Jungfernwachs. Das spezifische Gewicht des gelben W. ist 0,960-0,963; das aus tropischen Gegenden kommende W. ist schwerer, jedoch nicht über 0,966. Das gebleichte W. ist härter, spröder und auch etwas schwerer wie das rohe, geruchlos und fühlt sich nicht so salbig an wie jenes. Seine weiße Farbe schlägt mit der Zeit wieder ins Gelbliche um. Von den Fetten unterscheidet sich das W. dadurch, daß es beim Zersetzen mit Alkalien kein Glycerin liefert und in kochendem Alkohol bis zu 9/10 löslich ist. Der Hauptsache nach besteht das W. aus Palmitinsäuremelissyläther (palmitinsaurem Melissyloxyd), auch Myricin genannt, nebst etwas freier Cerotinsäure und kleinen Mengen von Ceroleïn, dem das W. seine Fettigkeit verdankt. Bei dem verhältnismäßig hohen Preise, den das W. besitzt, kommen Verfälschungen nicht selten vor. Reines W. muß Kreidestriche annehmen und darf beim Kauen nicht an den Zähnen kleben; nach dem Schmelzen muß es eine klare, durchsichtige Flüssigkeit bilden, aus der sich keine pulverförmigen Körper absetzen dürfen. Hierdurch würden sich zugesetztes Erbsenmehl, Bleiglätte, Ocker, Schwerspat etc. leicht erkennen lassen. Beim Schmelzen findet man ferner einen Zusatz von Wasser, welches etwa beim Erstarren unter das W. gerührt wurde, um sein Gewicht zu vermehren. Man ermittelt ferner den Schmelzpunkt und das spezifische Gewicht des W. (s. oben), wodurch man Anhaltepunkte für die Beurteilung erhält, ob das W. mit Harz, Paraffin, Stearin etc. verfälscht ist. Reines W. schwimmt auf einer Mischung von 1 Teil Alkohol und 2 Teilen Wasser, sowie auch auf offizinellem Salmiakgeist. Die genauere Prüfung muß dem Chemiker überlassen bleiben. - Talg ist bei Wachskerzen in kleiner Menge (5%) erforderlich, um dem W. die Brüchigkeit zu benehmen; in Tafelwachs ist aber seine Gegenwart dadurch nicht gerechtfertigt. - Bei der großen Verbreitung der Bienenzucht wird natürlich auch überall W. gewonnen, teils mehr, teils weniger, als der eigne Landesbedarf beansprucht. Deutschland befindet sich im letztern Falle, ebenso England, trotz der bedeutenden eignen Produktion. Deutschland bezieht seine Anschaffungen teils aus Frankreich und der Schweiz, aber zum größten Teil aus Amerika (Nordamerika, Chili und Westindien) und Afrika (Westküste). England deckt sein Defizit von ebendaher, außerdem von Portugal, Marokko, dem Orient. Russisches W. scheint wenig beliebt, da es mit Ausnahme des ukrainischen dem Bleichen großen Widerstand entgegensetzt. Österreich, Ungarn, Italien erzeugen viel W., es wird aber im katholischen Süden auch viel zu Kerzen für den Kirchendienst verbraucht. Für den Laienstand hat das W. als Kerzenstoff, außer in den hohen Gesellschaftskreisen, jetzt weniger Bedeutung, infolge des Aufkommens von Stearin, Paraffin, japanischen und andern Pflanzenwachsen; indes hat der Artikel doch so vielerlei andre Verwendungen in Kunst und Technik, Gewerben und Hauswirtschaft, zu Pflastern, Salben und Pomaden, Wachsstöcken, Figuren, Blumen, zur Appretur etc., daß sein Gesamtverbrauch sehr bedeutend und