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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Krystallisiren; Präzipitiren

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Einleitung.

durch das Filter gehen. Hierfür hat man eigene Trichter mit doppelten Wandungen konstruirt, welche oben mit Zufluss- und unten mit Abflussöffnung versehen sind. Dieser Zwischenraum wird durch die obere Tülle mit heissem Wasser gefüllt und nun die zuvor erwärmte Flüssigkeit auf das Filter gebracht. Das heisse Wasser muss so oft als nöthig erneuert werden. Auf diese Weise kann man z. B. Ricinusöl, feste Fette, Opodeldoc und ähnliche Stoffe filtriren.

Dekantiren nennt man das Abgiessen klarer Flüssigkeiten von einem festen Bodensatz.

Schlämmen heisst die Trennung verschieden feiner Pulver durch Aufrühren im Wasser. Es geschieht dies namentlich häufig bei den Farben, um sie von groben, sandigen Beimengungen zu befreien. Die schwereren Körner setzen sich rasch zu Boden, während die leichteren länger im Wasser schwebend bleiben und sich mit diesem nach dem Aufrühren vom schweren Bodensatz abgiessen lassen. Die trübe Flüssigkeit überlässt man dann der Ruhe und entfernt nach dem Absetzen das Wasser durch Dekantiren.

Präzipitiren, Niederschlagen, Fällen heisst durch chemische Agentien feste Körper aus Lösungen ausscheiden. Der hierbei in feinster Vertheilung niederfallende Körper heisst Präzipitat, z. B. Sulfur praecipitatum. Der Niederschlag wird durch Dekantation oder Filtration von der Flüssigkeit getrennt und so lange mit Wasser oder einer andern Flüssigkeit gewaschen, bis er keine fremden Bestandtheile mehr enthält. Diese Operation heisst Auswaschen oder Aussüssen.

Krystallisiren. Wird aus einer Lösung durch allmäliges Verdunsten der Lösungsflüssigkeit der gelöste Körper langsam ausgeschieden, so setzt sich derselbe meistens in bestimmter Form an (Krystall). Die Formen der Krystalle sind für jeden Körper feststehend und werden nach ihrer äusseren mathematischen Figur benannt. Man unterscheidet z. B. würfelförmige, oktaedrische, d. h. achtseitige, säulenförmige, rhombische oder rautenförmige, spiessige, schuppenförmige etc. Krystalle. Wird die krystallisirende Flüssigkeit durch Rühren am ruhigen Bilden der Krystalle gehindert, so heisst das gestörte Krystallisation. Man gewinnt hierdurch ein sehr feines Krystallmehl, das vielfach das Pulvern überflüssig macht.

Krystallwasser. Mit diesem Ausdruck bezeichnen wir das in Krystallen enthaltene, chemisch gebundene Wasser; dasselbe lässt sich durch Wärme von demselben trennen (Verwittern, Zerfallen).

Mutterlauge heisst der flüssige Rückstand, welcher nach dem Ausscheiden der Krystalle aus Salzlösungen zurückbleibt.

Amorph heisst ein Körper, wenn er, im Gegensatz zu den Krystallbildungen, ohne bestimmte Gestalt auftritt. Ein und derselbe Körper kann unter bestimmten Verhältnissen krystallinisch oder amorph auftreten, oder aus dem amorphen Zustand in den krystallinischen übergehen.