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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Fúngus cervínus; Fúngus chirurgórum; Fúngus laricis; Hirschbrunst; Lärchenschwamm; Wundschwamm

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Drogen aus der Abtheilung der Lagerpflanzen.

Heringslake, entwickelnd. Muss nach dem Einsammeln bei gelinder Wärme gut getrocknet, dann sofort in Flaschen oder gutschliessende Blechgefässe gefüllt und aufbewahrt werden. Schlecht getrocknete Waare ist dem Milbenfrass stark ausgesetzt.

Bestandtheile. Zwei Alkaloide, Ergotin und Ecbolin, auch Cornutin genannt, gebunden an Sclerotinsäure; Fett 30%. Nach den neuesten Untersuchungen von Kober sind im Mutterkorn, neben den obengenannten Alkaloiden, zwei Säuren vorhanden, die Ergotinsäure und die Sphacelinsäure. Letztere hält er für den wirksamsten Bestandtheil des Mutterkorns, während die Cornutinsäure nur als narkotisches Gift, nicht aber auf den Uterus wirkt.

Anwendung. Nur in der innern Medizin, zur Beförderung der Wehen. In grösseren Dosen giftig wirkend.

Fúngus cervínus (Boletus cervínus).

Hirschbrunst.

Ein ca. wallnussgrosser unterirdischer Pilz, Elaphomyces granulatus. Aussen warzig, hart, braun, hohl, mit einer umbrafarbenen Sporenmasse gefüllt.

Anwendung. Als Brunstmittel bei Thieren.

Fúngus chirurgórum (Boletus igniarius).

Wundschwamm, Feuerschwamm.

Polyporus fomentarius. Europa. Auf Bäumen, namentlich auf Eichen und Buchen wachsend. Ein strunkloser, seitlich befestigter Löcherpilz. Wird geschält, in Scheiben geschnitten, durch Einweichen, Klopfen und Reiben weich gemacht. Meist mit Salpeter getränkt (Feuerschwamm). Muss zu Wundzwecken aber salpeterfrei sein.

Fúngus laricis. **

Lärchenschwamm.

Synónima: Bolétus láricis. Agáricus álbus.

Ein Pilz, Polyporus officinalis, aus dem südlichen Europa, namentlich Russland, als Schmarotzerpilz an der Lärchentanne wachsend. Kegel- oder polsterförmig, oben konvex, gelblich oder schmutzigweiss, Unterseite porig, innen weiss, mehlig. Der beste Lärchenschwamm kommt über Archangel in den Handel, er muss weiss, leicht und möglichst frei von holzigen Partien sein.

Bestandtheile. Scharfes purgirendes Weichharz ca. 30%.

Anwendung. Selten in der Medizin als drastisches Abführmittel, häufiger als Zusatz zu bitteren Magenschnäpsen. Darf aber hier seiner starken Wirkung wegen nur in sehr kleinen Mengen angewandt werden.