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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Fructus (Baccae) juníperi; Wachholderbeeren

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Fructus. Früchte.

kaum halb so gross. Frisch scharlachroth, getrocknet braunroth, verschrumpft, äussere Haut dünn, lederartig. Fleisch markig. Geschmack süss, schleimig.

Bestandtheile. Zucker, Schleim.

Im Süden vielfach als Hustenmittel angewandt, bei uns ziemlich obsolet.

Fructus (Baccae) juníperi.

Wachholderbeeren, Kranewittbeeren.

Juníperus commúnis. Cupressinéae. Europa.

Der Ausdruck Bacca, Beere, ist falsch; die Frucht ist keine Beere, sondern eine fleischig gewordene Zapfenfrucht. Die 3 ursprünglich vorhandenen Zapfenblätter verwachsen allmälig zu einer völlig geschlossenen, kugeligen Scheinfrucht von Erbsengrosse; oben noch gekrönt, mit den Andeutungen der Zapfenblätter. Sie reifen erst im 2. Jahre, im ersten bleiben sie hart und grün, im 2. werden sie fleischig, blauschwarz, meist weiss bereift. Fleisch bräunlich markig; 1-3 eiförmige, 3 kantige Samen. Geruch kräftig aromatisch; Geschmack ebenfalls, süss.

Bestandtheile. Aeth. Oel ½-4 % (s. d.); Harz 6-8 %; Traubenzucker 15-25 %.

Anwendung. Innerlich als harntreibendes Mittel; ferner sehr viel in der Veterinärpraxis; auch zu Räucherungen etc. etc. In grossen Massen in der Branntweinfabrikation, in Holland zum Genever, in England zum Gin. Der echte Genever wird übrigens nicht durch Destillation der Beeren mit Branntwein gewonnen, sondern durch Gährenlassen der Beeren selbst, die in Folge ihres starken Zuckergehaltes eine ziemlich bedeutende Ausbeute an Alkohol geben.

Das in manchen Gegenden gebräuchliche Wachholdermus, Succus juniperi inspissatus, oder Roob juniperi, ist ein durch Auskochen der Beeren erhaltenes Extrakt, welches meist als Nebenprodukt bei der Destillation des ätherischen Oels gewonnen wird.

Als beste und grösste Sorte gelten die italienischen Wachholderbeeren, doch liefern die Karpathen die bei Weitem grösste Menge für den deutschen Handel. Gute Wachholderbeeren müssen voll, rund und nicht verschrumpft sein.

^[Abb:Fig. 145. Juniperus communis. 1. weibliches Kätzchen (vergr.). 2. dasselbe von den Deckblättern befreit, mit den ausgebreiteten Carpellblättern. 3. Zapfenbeere. 4. ein mit Oeldrüsen besetzter Same (vergr. ). 5. Querdurchschnitt der Zapfenbeere (vergr. ). o Eichen, c Carpellblätter, b Bracteen. An der Spitze der reifen Frucht (3) sind die Spitzen der verwachsenen Carpellblätter noch zu erkennen.]